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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum
Autoren: B Leix
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draufgebracht«, erklärte er Carla, die das Essen mittlerweile allein fertig gekocht hatte. »Das ist uns total durch die Lappen gegangen. Was machen Jordans Anwälte, wenn sie mitbekommen, dass er in Frankreich geschnappt wurde?«
    »Sind das auch diese beiden Jungdynamiker aus Durlach?«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Kommt drauf an, wie tief die mit drinhängen. Ihre Mandanten aus der Aue werden sie auf jeden Fall warnen. Vielleicht suchen sie auch selbst das Weite.«
    »Genau, und deshalb stehen jetzt drei Observierungswagen und vier weitere Fahrzeuge dort in Bereitschaft.«
»Die ganze Nacht?«
    »Und morgen. So lange, bis wir den Jordan in Colmar ausgequetscht haben.«

20
     
    Der Kommissar hatte keine gute Nacht. Entweder plagte ihn der Knoblauch im Putencurry, oder die Ungewissheit des nächsten Tages machte ihm zu schaffen. Viermal wachte er auf und schaute nach der Uhr, das erste Mal bereits um halb zwei.
    Bedrohlich wirre Träume plagten ihn, aber immer, wenn er hochschreckte, fehlte ihm die Erinnerung.
    Um fünf stand er auf und erkundigte sich bei den Observationsteams, ob etwas vorgefallen sei. »Alles ruhig«, bekam er als Antwort, was ihn gleichermaßen beruhigte wie nervös machte, weil es nicht seiner Vorahnung entsprach. Er las die Zeitung, duschte um halb sechs, konnte zu seinem Leidwesen kaum etwas frühstücken, verabschiedete sich von Carla und hielt bereits um Viertel vor acht am Gartentor des Staatsanwalts.
    Auch Conradi war schon abmarschbereit und mindestens so angespannt wie der Kommissar. »Gut, dass Sie am Steuer sitzen«, sagte er nur, warf Mantel und Aktentasche auf den Rücksitz und blieb während der gesamten Fahrt entgegen seiner sonst so kommunikativen Art eher einsilbig.
    Oskar Lindt trieb den Citroën ziemlich schnell in Richtung Süden. Obwohl der Termin erst für 11 Uhr angesetzt war, verließ er auf der Autobahn kaum die linke Spur und erreichte schon um kurz nach zehn das Ziel.
    Ein französischer Staatsanwalt und ein Commissaire der Police Judiciaire begrüßten ihre Kollegen in bestem Deutsch und voller Herzlichkeit. Zwei große Tassen Café au lait und frische Croissants dämpften die Aufregung von Lindt und Conradi.
    Der Puls der beiden sank aber erst dann richtig ab, als sie erfuhren, dass Jordan bisher keinen Anwalt kontaktiert und auch sonst nicht zu telefonieren gewünscht hatte.
»Versteh ich zwar nicht«, grübelte Lindt, »aber das kann uns ja nur recht sein.«
    »Wir haben kein großes Aufhebens um die Sache gemacht«, lächelte sein elsässischer Kollege. »Herr Jordan weiß nur, dass wir ihn wegen einer möglichen Unfallflucht vernehmen wollen.«
    »Also hat er keine Ahnung, dass auch wir dabei sind«, folgerte Conradi und fasste seine Tasche fester, als er sich zusammen mit den anderen auf den Weg zum Vernehmungszimmer machte.
    Klaus-Dieter Jordan saß bereits am Tisch und erhob sich, als die Gruppe eintrat. In ausgeblichenen Jeans, abgetragenem Pullover und mit langen grauen Bartstoppeln machte er so gar nicht den Eindruck des weltläufigen Industriekapitäns, der er noch vor einigen Wochen gewesen war. Lindt musterte ihn und fand, dieser Mann hätte eher auf ein Segelboot nach geglückter Atlantiküberquerung gepasst, als in die Vorstandsetage der KARMAG .
    Als Jordan aber kapierte, wen ihm Staatsanwalt Lenoir da vorstellte, trat ein nervöses Flackern in seine Augen. Mit beiden Händen tastete er nach der Sitzfläche seines Stuhles und sank dort in sich zusammen.
    Commissaire Buchter schaltete zuerst den Camcorder, dann das Tonbandgerät in der Tischmitte ein und sprach die Formalien auf. Ohne Umschweife erteilte er gleich Oskar Lindt das Wort: »Bitte, Herr Kommissar.«
    Der war zwar auf einen derart schnellen Einstieg nicht vorbereitet, aber er fing sich sofort. »Frau Petri trauert um Sie. Die Bilder des ausgebrannten Cayenne haben sie schwer mitgenommen.«
Jordans Kinnlade klappte nach unten. »Wieso … Woher wissen Sie … Was soll …?«
    »Sie sollen uns einfach alles erzählen. Am besten der Reihe nach.«
    »Möchten Sie einen Anwalt hinzuziehen?«, fragte Staatsanwalt Lenoir.
    Kaum merklich schüttelte Jordan den Kopf. »Nein, keinen Anwalt, denn …«
    »Ihre Anwälte sind in die Sache verwickelt?«, wollte Conradi wissen.
    Ein schwaches Nicken folgte.
    »Wenn Sie bitte etwas lauter antworten würden«, forderte ihn Lindt auf. »Wie lange waren Sie im Hardtwald an den Baum gefesselt?«
    »Eine ganze Nacht.«
    »Hat man Ihnen dabei Verletzungen
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