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Exzession

Exzession

Titel: Exzession
Autoren: Ian Banks
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des
Leicht-Energie-Gehirns von außerhalb des normalen Raums
verfälschte. Sie benutzt ihre Motoren, dachte die Drohne
mit benommenen Sinnen; ihr Bewußtsein schien zu zerbrechen und
sich irgendwie zu verflüchtigen, während sie wirkungsvoll
die Besinnung verlor. Fm-am! schrie eine winzige, vor langer
Zeit ausgedachte Subroutine. Sie spürte, wie sie sich auf
Amplitudenmodulation anstatt Frequenzmodulation umschaltete; die
Realität klickte wieder in Scharfeinstellung, obwohl ihre Sinne
immer noch zusammenhanglos blieben und ihr ihre Gedanken immer noch
seltsam vorkamen. Aber wenn ich nicht anders reagiere… Die andere Drohne feuerte wieder auf sie und zoomte im Abfangflug
in ihre Richtung. Rammen. Wie unelegant. Die Drohne spiegelte
die Strahlen ab, sich immer noch weigernd, ihre innere photonische
Topographie den sich wild verändernden Wellenlängen
anzupassen, die in ihrem Gehirn Aufmerksamkeit forderten.
    Der Displacer-Kokon auf der anderen Seite des Schiffsrumpfes
erwachte summend zum Leben; eine Reihe von Koordinaten, die der
gegenwärtigen Position der Drohne entsprachen, erschien
flackernd im Bewußtsein der Drohne, beschrieb den Umfang des
Raums, der von der Oberfläche des normalen Universums abgeknipst
und weit hinter das gebeutelte Elench-Schiff geschleudert werden
würde. Verdammt, ich kann es immer noch schaffen; laß
dich einfach mitrollen, dachte die Drohne benommen. Sie rollte,
buchstäblich, physikalisch, in der Luft.
    Licht, das rings um sie herum aufleuchtete und die Anzeichen von
Plasmafeuer trug, trommelte auf ihr Gehäuse, mit einer Wucht,
die dem Druck einer kleinen Kernexplosion zu gleichen schien. Ihre
Felder spiegelten, was sie nur konnten; der Rest röstete die
Maschine zur Weißglut und sickerte allmählich in ihren
Körper, wo sie sich an die Zerstörung der verletzlicheren
Bestandteile machte. Immer noch hielt sie stand, vollendete ihre
Rolle durch die supererhitzten Gase um sie herum –
überwiegend verdampfte Bodenfliesen, wie sie bemerkte –,
wich dem speerartig auf sie zuschießenden Gebilde aus, das ihr
mörderischer Zwilling war, stellte fest (jetzt beinahe
träge), daß der Displacer-Kokon inzwischen seinen Kraftakt
vollendet hatte und sich in Richtung Anklammerung/Entladung bewegte
– während sein Geist unfreiwillig die Information
registrierte, die in dem Ausbruch von Strahlung enthalten war, und
schließlich unter der Kraft des darin verschlüsselten
Sinns klein beigab.
    Sie hatte das Gefühl, unter Zurücklassung ihrer wahren
Persönlichkeit in zwei Stücke gespalten worden zu sein, der
überwältigenden Macht der Absichten ihres photonischen
Kerns zu erliegen und langsam, sich kaum des abstrakten Echos der
eigenen Existenz bewußt, zu einem unbeholfenen elektronischen
Gebilde zu werden.
    Der Displacer auf der anderen Seite des Rumpfes vollendete seinen
Kreis; er griff sich ein umgebendes Feld und verschlang auf der
Stelle eine Raumkugel, nicht viel größer als ein
Menschenkopf. Der dadurch ausgelöste Knall wäre an jedem
anderen Ort ungeheuer laut gewesen, jedoch nicht so sehr in dem
Chaos, den die Schlacht an Bord verursacht hatte.
    Die Drohne – kaum größer als die zusammengelegten
Hände eines erwachsenen Menschen – fiel qualmend und
glühend gegen die Seitenwand des Kajütganges, die jetzt
genau gesagt der Boden war.
    Die Schwerkraft normalisierte sich wieder, und die Drohne plumpste
zum eigentlichen Boden und tapste weiter zu der von Hitze
gezeichneten Unterfläche unter dem Kamin, die ein senkrechter
Kajütgang war. Etwas tobte im echten Gehirn der Drohne,
abgeschieden hinter Mauern. Etwas Kraftvolles und Zorniges und
Entschlossenes. Die Maschine produzierte ein gedankliches
Äquivalent zu einem Seufzer oder einem Achselzucken und befragte
ihren atomechanischen Kern, nur der guten Ordnung halber… aber
dieser Weg war von der Hitze unheilbar zerstört… nicht,
daß das wichtig gewesen wäre; es war vorbei.
    Ganz und gar vorbei.
    Fertig…
    Dann grüßte das Schiff es, völlig normal,
über seinen Kommunikator.
    Also, warum hast du das nicht gleich zu Anfang versucht? dachte die Drohne. Nun ja, antwortete sie sich selbst, weil ich natürlich nicht geantwortet hätte. Sie war
nahe daran, das lustig zu finden.
    Aber sie konnte nicht antworten; der Sender der
Kommunikationseinheit war ebenfalls durch die Hitze zerstört
worden. Also wartete sie.
    Gas zog ab, Material kühlte sich ab, anderes Material
verdichtete sich und zeichnete hübsche Muster auf den
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