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Exzession

Exzession

Titel: Exzession
Autoren: Ian Banks
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dem Schiff. Der Anzug war nicht
mit Waffen ausgestattet; seine Systeme schwiegen, waren zweifellos
jedoch bereits eingenommen worden; der Mann stand unter Schock und
unter starken chemischen Beruhigungsmitteln aus der Medizineinheit
des Anzugs. Als sich die Drohne dem Anzug näherte, hob er einen
Arm der Maschine entgegen, woraufhin diese langsamer wurde. Einem
Menschen wäre es so vorgekommen, als bewegte sich der Arm
unglaublich schnell, zu der Maschine hinzuckend, aber auf die Drohne
wirkte die Geste geschmeidig, beinahe lässig; bestimmt war dies
nicht die einzige Drohgebärde, zu der der Anzug fähig
war.
    Die Drohne wurde nur den Bruchteil einer Sekunde vor dem
Explodieren der Waffe des Anzugs gewarnt; bis zu diesem Augenblick
war das Gewehr von den Sinnen der Maschine nicht einmal wahrgenommen
worden, da sie irgendwie abgeschirmt gewesen war. Die Zeit reichte
nicht, um anzuhalten, sie hatte keine Gelegenheit, den eigenen
elektromagnetischen Effektor auf die Steuerung des Gewehrs
anzusetzen, um sie am Nachladen zu hindern, keine Möglichkeit,
in Deckung zu gehen, und – in dem dichten Gasdunst, der durch
den Korridor strömte – keine Chance, durch Beschleunigung
der Gefahr zu entgehen. Im selben Augenblick schwankte das
Trägheitsfeld des Schiffes erneut, und es vollführte eine
Vierteldrehung; plötzlich war unten direkt hinter der
Drohne, und die Kraft des Feldes verdoppelte sich und verdoppelte
sich dann noch einmal. Die Kanone zündete und riß den
Anzug und den Menschen, den er enthielt, auseinander.
    Die Drohne achtete nicht auf den Rückwärtszug, der durch
die neuorientierte Schwerkraft des Schiffs entstanden war, und
krachte gegen die Decke, wo sie einen halben Meter weit daran entlang
rutschte und gleichzeitig ein konisch geformtes Feld direkt hinter
sich herstellte.
    Die Explosion riß die innere Hülle des Kajütgangs
auseinander und schlug die Drohne so hart gegen die Decke des
Korridors, daß deren sicherungsspeicherndes halbbiochemisches
Gehirn zu einem nutzlosen Brei zermatscht wurde; daß sie von
keinen größeren Schrapnellsplittern getroffen wurde,
mußte als kleineres Wunder gelten. Die Explosion traf das
konische Feld der Drohne und machte es flach, jedoch nicht bevor
genügend von seiner Energie durch das innere und
äußere Material der Hülle des Kajütgangs gelenkt
worden war, als anständige Verkörperung einer Detonation
zielgerecht geformter Ladung. Die Auskleidung des Korridors bekam
Löcher und riß, um einen Abzug für die Gaswolken zu
bieten, die immer noch in den Kajütgang strömten; sie
brachen hinaus in die druckverminderten äußeren
Ladeschotts. Die Drohne hielt für einen Augenblick inne,
ließ in einem Gashurrikan Schutt an sich vorbeiziehen,
beschleunigte in dem dadurch entstehenden Halbvakuum erneut, schenkte
der Fluchtbahn, die sich hinter ihr geöffnet hatte, keine
Beachtung und flitzte zur nächsten Kajütgangkreuzung. Der
ausgeschaltete Displacer-Kokon, zu dem die Drohne unterwegs war, hing
außerhalb des Schiffsrumpfes, nur zehn Meter hinter der
nächsten Biegung.
    Die Drohne kurvte durch die Luft, prallte an einer weiteren Wand
und dem Boden ab und hastete in den Kajütgang in der Rumpfwand,
wo sie auf eine ihr ähnelnde Maschine traf, die kreischend auf
sie zu raste.
    Sie kannte diese Maschine ebenfalls; sie beide waren Zwillinge.
Sie war für sie Bruder / Schwester / Freund(in) / Geliebte(r) /
Kamerad(in) in der ganzen großen, weit verteilten, sich
ständig wandelnden Zivilisation, die der Elench war.
    Röntgenstrahlen flackerten von der herannahenden Maschine,
nur wenige Millimeter über der Drohne, und verursachten eine
Detonation irgendwo weit hinter ihr, während sie ihre
Spiegelschilde anknipste, in die Luft hüpfte, ihr altes KI-Herz
und die halbbiochemische Einheit in die Luft abstieß und in
einer auswärts gerichteten Schleife herumwirbelte, um den Weg
durch den Kajütgang fortzusetzen; die zwei Komponenten, die sie
abgestoßen hatte, leuchteten unter ihr auf, verdampften sofort
und umgaben sie mit Plasma. Sie feuerte ihre eigenen Laserstrahlen
auf die sich nähernde Drohne ab – die Explosion wurde von
den Spiegeln abgehalten, knospend wie feurige Blüten, die gegen
die Korridorwände antobten und diese durchbohrten – und
machte die Steuerung des Displacer-Kokons unwirksam.
    Der Angriff auf seinen photonischen Kern erfolgte im selben
Augenblick, in dem er sich als wahrnehmbare Störung in dem
Raum-Zeit-Stoff manifestierte und die innere Struktur
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