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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie
Autoren: Constantin Gillies
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leeren Blick und drückt die Zunge so von innen gegen seine rechte Backe, dass eine dicke Beule an der Seite rauswächst.
    »Meinst du, du könntest John dazu bringen, uns hier nochmal kurz Gesellschaft zu leisten?«
    Er klingt unverbindlich wie ein Kellner, der fragt, ob er noch ein Bier bringen soll. Natürlich! Das meint er ...
    »Denke schon«, plausche ich zurück. Nick steht auf.
    »Na dann, an die Arbeit.«
    Alter, du bist ein Genie.

#50 T-1: 16:40
    Wir sind völlig high und turnen mit letzter Kraft durch die Halle, als ob uns Kevin Bacon gerade das Tanzen beigebracht hätte. Der Schlafentzug, der Durst - alles vergessen. Dabei hauen wir uns gegenseitig Befehle um die Ohren, die uns wichtige Menschen wie Chuck Norris oder Steven Seagal beigebracht haben.
    »Isolierung freigelegt?«
    »Positiv.«
    »Kontakte lokalisieren.«
    »Copy.«
    Nick hat sich selbst übertroffen. Von allen durchgeknallten Plänen, die mir von ihm in den letzten fünfundzwanzig Jahren präsentiert wurden, hat dieser es echt am meisten verdient, aufzugehen. Wir werden aus diesem Scheiß-Hangar ausbrechen, bevor John uns über dem Meer entsorgen kann, und zwar mithilfe des Game Boys. Theoretisch ist alles ganz simpel. Unser Angriffsziel ist das Codeschloss. Es gibt zwei Tastenfelder - eins draußen neben der Tür und eins seltsamerweise hier drin. Wer zur Hölle schützt einen Raum von innen mit einem Codeschloss? Antwort: zum Beispiel jemand, der hier drinnen Verhörmethoden anwenden will, die von der Genfer Konvention nicht gedeckt sind. Genau vielleicht ist das eins von den »schwarzen«
    Gefängnissen, die die CIA heimlich rund um die Welt betreibt, um die bösen Jungs ganz ungestört durch den Wolf drehen zu können. Konzentrieren, zurück zur Sache. Am Codeschloss selbst können wir nichts machen, das ist vom Typ Eingang zum Biowaffen-Labor, rundherum mit Stahl zugepappt, da kannste mit der Panzerfaust draufballern und es geht trotzdem nicht auf. Aber wie üblich hat die Datacorp nicht so gründlich gearbeitet, wie wir immer dachten. Die Amis liefern eben kein German Engineering. In der Ecke des Hangars, direkt über dem Boden, vereinigt sich der stahlverkleidete Kabelstrang aus dem Codeschloss mit den Kabeln von draußen. Und genau da hat Nick eine Schwachstelle gefunden: einen halben Zentimeter ohne Abschirmung. Es hat gut zehn Minuten gedauert, bis wir die Gummi-Isolierung mit dem Autoschlüssel abgehobelt hatten, aber jetzt ist die Luke frei, über die wir ins elektronische System einsteigen können: Drei Kabel ragen aus der Alu-Abschirmung raus: ein rotes, ein schwarzes und ein weißes. Gott sei Dank scheint Nick nicht den geringsten Zweifel darüber zu haben, was jetzt was ist.
    »Okay, das Codeschloss hängt an 'ner RS-485, das heißt, wir nehmen die positive Datenleitung, und die negative ...«
    Er biegt das rote und das schwarze Kabel nach vorne und brabbelt weiter in seinen fleckigen Dreitagebart.
    »Sobald jemand auf dem Tastenfeld auf Eingabe drückt, geht der Code hier durch - und wir werden zuhören.«
    Ich reiche ihm unsere Waffe: den Game Boy. Warum haben die Idioten bei Nintendo das Kameramodul nur mit diesen bescheuerten Schrauben zugemacht, die oben drei Schlitze drin haben? So blieb mir nichts anderes übrig, als die Kamera vorsichtig oben abzubrechen. Jetzt ist der Weg zu den Innereien des Moduls frei. Am Rand der Platine hängt eine Leiste, aus der ein ganzer Strauß von lila Kabeln rausquillt; wie das Rückenmark eines Geköpften, sagt das vom tausendfachen Splatter abgestumpfte Hirn. Nick zählt die GameBoy-Anschlüsse leise durch.
    » ... fünf, sechs, sieben - den nehmen wir - und die Acht.«
    Er biegt die Kabel vorsichtig nach vorne, bis sie direkt an die aufgerissene Datenleitung vom Codeschloss ranreichen. Dann zwirbelt er die Litzen zusammen.
    »So, jetzt nur V-out und Read an Data plus und Data minus ran -und schon hören wir mit.«
    Wenn du es sagst, Alter. Prinzipiell ist die Sache klar: Wir haben das geköpfte Kameramodul mit dem Datenkabel des Codeschlosses verbunden. Und so schnappt die Falle zu: Sobald John draußen die Zahlenkombination eintippt und die Daten mit Enter an den zentralen Server raus schickt, wird der Game Boy denken, jemand hat ein Foto gemacht und eine dreißigstel Sekunde lang alle Bilddaten aufzeichnen - und damit auch den Türcode. Scheißbrillant. Alles, was wir dann noch machen müssen, ist, die Pixel auf dem GameBoy-Bildschirm genau unter die Lupe zu nehmen: Jedes »1«-Bit
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