Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie
Autoren: Constantin Gillies
Vom Netzwerk:
korrigierte Software der NRO übergeben, für weitere Ergüsse bleibt also keine Zeit. Leider scheint Nick die Zeit etwas aus den Augen verloren zu haben, denn er schwafelt ungebremst weiter.
    »Was mich allerdings wundert, ist, dass der Satellit nicht längst verglüht ist, denn normalerweise werden die Teile auf eine ziemlich niedrige Umlaufbahn geschossen, sodass sie nach ein paar Jahren ganz von selbst abstürzen. Weißt du: Spionagesatelliten kreisen auf einem so genannten Recon -Orbit, das heißt, sie fliegen über die Pole und die Erde darunter dreht sich. So können sie alles mal ... «
    »Du kannst den Bug also rausmachen?«, fahre ich dazwischen.
    »Was heißt denn rausmachen?«
    Angewiderter Blick wegen a) der Unterbrechung und b) meiner unfachmännischen Ausdrucksweise. Nick macht mit dem Hals so eine gekünstelte Bewegung, als würde er sich den Hals einrenken.
    »Also, im Prinzip ist die Sache trivial: Das NRO muss nur diese Ausdrucke scannen und die Software nochmal zu Keyhole hochfunken - für den Fall, dass durch den Bug irgendwelche Programmteile überschrieben wurden. Danach würde es reichen, die Elektronik des Satelliten neu zu starten und seine Systemuhr auf, sagen wir mal, 1995 zu stellen. Dann würde die Kiste denken, sie sei auf einer normalen Mission und würde wieder den Befehlen der Bodenstation gehorchen. Die Jungs vom NRO müssten nur kurz die Steuerdüsen zünden und Keyhole auf einen sicheren Absturzkurs bringen, bei dem er nicht mit anderen Satelliten zusammendonnert.«
    Lustig. Have you tried turning it off and on again? Schalt doch mal aus und dann wieder an -genau das sage ich auch immer BigSis, wenn sie mal wieder mit einem Computerzipperlein anklingelt. Und in 99 Prozent der Fälle ist danach alles wieder gut. Unglaublich, dass das auch mit einem Millionen-Dollar-Aufklärungssatelliten funktionieren soll. Nick hat Seite eins der Ausdrucke raus gekramt und fängt an, auf Englisch irgendwas draufzuklieren. Plötzlich taucht Johns Gesicht hinter der Fahrerbank auf.
    »Can you write down some instructions?«
    Der Beifahrer nickt so heftig, dass ich aus purer Solidarität anfange, mitzunicken, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass wir das wirklich können.
    »That's good«, murmelt John, und dann nochmal, wie ein alter Opa, der geistig immer noch im Schützengraben kauert, »that's good.«
    Fieeep, sein Telefon plärrt so laut durchs Auto, als ob jemand mit 'ner Flex das Dach bearbeitet. Da kann man wirklich nicht meckern: Alles, was die Datacorp benutzt, hat industrial strength. Da gibts kein Weichgeflöte aus dem Telefon oder -unvorstellbar - das voreingestellte Klingelgeräusch für zwölf jährige Mädchen mit Zahnspange, sondern nur akustisches Hardcore. Hoch qualifizierte Ingenieure haben dieses Fieeep wahrscheinlich so zusammengebaut, dass man es selbst dann noch hört, wenn man sich gerade aus einem Chinook-Hubschrauber abseilt. Als Jungs haben wir die Helikopter beim Quartettspielen immer Bananen genannt. John nimmt ab, sagt aber nichts, sondern wackelt nur zustimmend mit dem Kopf. Gleichzeitig fängt er, sich hektisch nach links umzudrehen, so, als suche er etwas, das am Straßenrand liegen geblieben ist. Wonach kann der hier nur Ausschau halten? Von den romantischen Obstplantagen ist schon lange nichts mehr zu sehen, stattdessen windet sich die Interstate jetzt durch karge Hügel. Steile, rote Felswände ziehen vorbei, als ob wir durch eine Miniversion des Grand Canyon rasen. Wir verrenken uns sofort auch die Hälse, um zu erkennen, was ihn so interessiert, doch außer Steinen und gelbem Wüstengestrüpp gibt es nichts zu sehen. Major Tom nuschelt irgendwas vor sich hin, bellt »affirmative« und legt sein Telefon weg. Nick tippt mich an. Auf der linken Seite öffnet sich eine Schlucht, und dann sehe ich es auch, unser Ziel.

#49 T-1: 19:58
    Auf einmal geht alles schnell. John zieht den Van hektisch auf die Abbiegespur rüber. MILITARY AREA steht auf dem Schild vor der Ausfahrt, wo normalerweise FOOD, LODGING oder der Name des nächsten Orts vermerkt ist. Wir donnern mit über 50 Sachen die Rampe runter, viel zu schnell, Mann! Der Wagen fängt an zu schlingern, Nick kippt zur Seite und kann in letzter Sekunde den Haltegriff schnappen; die Ausdrucke flattern in den Fußraum. Endlich, John tritt auf die Bremse. Scharfe Rechtskurve, dann gibt er sofort wieder Vollgas. Was soll der Scheiß? Das ist genau die Art, auf die man sich einem militärischen Checkpoint nicht nähern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher