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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Autoren: Uschi Obermaier
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sind eine Selbstverständlichkeit.
    Legendär ist schließlich der Titel »Das schönste Gesicht der 68er-Revolution«, der ihr in der Zeit der Beziehung mit Rainer Langhans in der Kommune 1 verliehen wird. Ihn hat sie 1968 auf den Essener Songtagen kennengelernt und ist begeistert davon, dass die Kommunarden nicht nur wie eine Rockgruppe aussehen (gut, nicht alle), sondern auf schräge, ironische Art Antipolitik machen. Das Puddingattentat auf den amerikanischen Präsidenten Humphrey in Berlin geht durch die Presse ebenso wie die ironische Replik des Urkommunarden Fritz Teufel »Wenn’s der Wahrheitsfindung dient«, als er bei einer Gerichtsverhandlung aufgefordert wird, sich zu erheben.
    Nach einem Studiobesuch mit Amon Düül in Berlin bleibt sie bei Langhans, in dessen Lockenpracht, Intelligenz und Liebenswürdigkeit sie sich verliebt. Mit ihm lebt sie in der Kommune und mischt hier mit den anderen Genossen das Nachkriegskleinbürgertum in Deutschland auf. Dabei tut sie nicht viel, und wenn, dann wenig mit Absicht.
    Sie ist kein Model, das um Honorare feilscht, sondern sagt einem Job nur zu, wenn er ihr gefällt. Sie »lässt sich fotografieren« in dieser ihrer Haltung, einer Mischung aus Bardot und Raubtier, beim Jointdrehen, bei all den Sachen, bei denen sich normalen Menschen die Nackenhaare aufstellen. Und so nahbar sie sich gibt und ihre nackte Haut zeigt, so unberührbar, verführerisch und geheimnisvoll lässt sie ihre Betrachter zurück. Seit Ende der sechziger Jahre schmückt sie die Cover der wichtigsten internationalen Modemagazine und gehörte neben Veruschka von Lehndorff zu den ersten Topmodels aus Nachkriegsdeutschland. Zugleich wird sie zum Symbol von Jugend und Aufbruch: Uschi war und ist ein einzigartiger Mix aus Superstar, Wunschbild, Sexsymbol, Rebellin, Kommunardin, Geliebte von Musiker-Ikonen, selbst Ikone, Inspiration und Neidobjekt. Bis heute ist sie eine Reisende, Suchende und das Leben Liebende.
    Glück, was ist das schon? Mit Geld hat es nicht so viel zu tun, auch wenn es hilfreich ist und das Leben manchmal einfacher macht. Aber eine Umgebung, die zu einem passt, die Struktur hat, und ein Alltag und ein Leben mit einer Struktur, das ist ein echter Glücksbaustein. Und natürlich Menschen und Tiere, die man liebt und die einen zurücklieben, zumindest wenn man zuverlässig ihre Futternäpfe vollmacht.

Meine kleine Pepis-&-Friends-Doku gefällt …
    … auf jeden Fall Freunden und Bekannten. Und das sagen sie nicht, weil sie mich mögen. Nein, meine Freundin Antje nannte mich neulich liebevoll scherzhaft Mrs. Grzimek von Topanga. Das schmeichelt mir selbstverständlich, auch wenn ich definitiv eine tiefere Stimme habe als der gute Herr Professor und er auch kein Bayerisch konnte, soviel ich weiß. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob Mr. Grzimek auch so ein Faible für Eidechsen hatte.
    Nein, im Ernst, es ist einfach so, dass mich das Verhalten auch von angeblich unansehnlichen und unheimlichen Tieren wie Reptilien oder Insekten ebenso packt, anrührt und die Neugierde in mir weckt wie das von wilden Tieren. Ich komme ja väterlicherseits aus einer Familie, die zwar nicht besonders warmherzig war, dafür aber kreativ und bildnerisch begabt. Schon als Kind war ich regelrecht aufs Zeichnen versessen. Da konnte ich still sitzen. Beim Zeichnen und Malen muss man zuerst beobachten, lange und gründlich hinschauen. Dann formt sich vor dem inneren Auge ein Bild und manchmal auch eine Wunschvorstellung. Zu meinen Lieblingsmotiven gehörten damals neben Palmen, Meer und exotischen Menschen aus fremden Ländern auch Wildkatzen. Ganze Serien von Tigern, Löwen und Leoparden habe ich mit Bleistift auf Papier gebracht. Ich erinnere mich an einen selbst gemachten Raubtierkalender. Vielleicht gerade die Sorte Wesen, die die Portion Wildheit verkörpert, an der das Leben in den fünfziger Jahren im stickigen, grauen Einerlei im Münchner Stadtteil Sendling so arm war. Alles Ungezähmte, Unberechenbare, Exotische war faszinierend für mich und wurde mir in meinen Träumen zu einem Fenster zu einer Welt, die ich später auch im echten Leben entdecken wollte.
    Auch als ich knapp vier Jahrzehnte danach begann, meinen Schmuck zu entwerfen, standen Insekten, Reptilien und andere Naturschönheiten Pate für ganz besondere Stücke. Die verkaufte ich übrigens auch mit Erfolg, obwohl diese beauties im richtigen Leben wirklich nicht jedermanns Sache sind. Ich dagegen liebe sie, weil sie so ungewöhnlich
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