Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
diesem mörderischen Labyrinth am Leben zu bleiben.«
    »Ah, ja. Aber das war etwas anderes! Eine abstrakte Herausforderung, Mensch gegen Labyrinth. Eine Probe auf meine Geschicklichkeit, meinen Einfallsreichtum. Aber wenn ich mich jetzt töte, durchkreuze ich Ihre Pläne. Ich lege den Daumen an die Nase, und die ganze Menschheit sieht zu. Ich bin der unentbehrliche Mann, sagen Sie? Welche bessere Gelegenheit gäbe es dann, es der Menschheit heimzuzahlen?«
    »Wir haben Ihr Leiden bedauert«, sagte Boardman.
    »Ich kann mir vorstellen, wie bitterlich Sie um mich geweint haben! Für Sie war mit der Erfüllung meines Auftrags alles erledigt; Sie ließen mich davonschleichen wie einen Aussätzigen, einen Kranken und Unreinen. Keinen Menschen kümmerte es, was weiter aus mir wurde. Nun kommt der Ausgleich.«
    Müller lächelte. Er stellte die Waffe ein, dass sie beim Auslösen einen bleistiftdünnen Energiestrahl verschießen würde, und setzte die Mündung an seine Brust. Ein Fingerdruck, jetzt, und alles wäre vorbei. Sein Blick wanderte über ihre Gesichter. Die vier Söldner schienen sich nicht viel daraus zu machen, ob er sich umbrachte oder nicht, solange er sie verschonte. Rawlins war vom Schock gelähmt. Nur Boardman zeigte Entsetzen und schreckerfüllte Abwehr.
    »Ich könnte Sie zuerst töten, Boardman«, sagte Müller. »Als eine Lektion für unseren gemeinsamen Freund Rawlins – der Lohn für Betrug und Lüge ist der Tod. Aber nein. Das würde alles verderben. Sie müssen am Leben bleiben, Boardman. Zur Erde zurückkehren und zugeben, dass Sie den unentbehrlichen Mann durch Ihre Finger schlüpfen ließen. Was für ein hässlicher Klecks auf Ihrer Karriere! Bei der Ausführung Ihres wichtigsten Auftrags zu versagen! Ja. Es macht mir den Abschied leicht. Tot hier hinfallen und Sie die Stücke aufsammeln lassen.«
    Sein Finger suchte den Auslöserknopf.
    »Jetzt«, sagte er und schloss seine Augen.
    »Nein!«, kreischte Boardman. »Um Gottes …«
    »Mann«, sagte Müller und lachte. Sein Arm entspannte sich. Er warf die Waffe verächtlich vor Boardmans Füße.
    »Schaum!«, rief Boardman wild. »Schnell!«
    »Nicht nötig«, sagte Müller. »Ich gehe mit.«

Kapitel 48
     
    Rawlins brauchte lange, es zu verstehen. Zuerst hatten sie das Problem, aus dem Labyrinth zu kommen. Selbst mit Müller als ihrem Führer war es ein schwieriges Unternehmen. Wie sie vermutet hatten, war es nicht das gleiche, von der inneren Seite an die Fallen heranzukommen. Müller führte sie vorsichtig durch Zone E; Zone F kannten sie mittlerweile gut genug; und nachdem sie ihr Lager abgebrochen hatten, drangen sie in G ein. Rawlins erwartete ständig, dass Müller plötzlich irgendeine Unberechenbarkeit beginge, sich in eine Falle stürze oder davonlaufe. Aber er schien genauso bestrebt wie alle anderen, heil aus dem Labyrinth herauszukommen. Und Boardman musste das fühlen, denn obgleich er Müller aufmerksam beobachtete, ließ er ihn ohne Fesseln und ohne Bewacher gehen.
    Im Bewusstsein, dass er in Ungnade gefallen war, hielt sich Rawlins von den anderen fern. Er betrachtete seine Karriere als ruiniert. In Boardmans Augen hatte er das Leben seiner Gefährten und den Erfolg des Unternehmens gefährdet, und Boardman hatte genug Einfluss, um seine Entlassung durchzusetzen. Doch seine ungewisse Zukunft bekümmerte ihn nicht sehr; er war zufrieden mit sich und seinem Handeln. Für jeden kommt einmal die Zeit, sagte er sich, wo er Farbe bekennen muss, wo er gegen das aufstehen muss, was er als Unrecht erkannt hat.
    Seine simple moralische Befriedigung war allerdings von dem Wissen getrübt, dass andere sein Tun als naiv, romantisch und albern beurteilen würden. Boardman, zum Beispiel. Er konnte Boardmans Nähe jetzt nicht ertragen.
    Er sah Müller vorausgehen, locker und entspannt, scheinbar frei von Zweifeln, und er fragte sich immer wieder, warum Müller die Waffe herausgegeben hatte.
    Boardman erklärte es ihm, als sie am Abend auf einem gefährlichen Platz im äußeren Teil der Zone G kampierten.
    Der alte Mann kam zu ihm herüber und sagte: »Was ist los mit Ihnen? Warum halten Sie sich abseits?«
    »Spielen Sie nicht mit mir, Boardman. Machen Sie es kurz.«
    »Was soll ich kurz machen?«
    »Den Tadel. Die Ankündigung, dass Sie mich aus dem diplomatischen Dienst entfernen werden.«
    »Das ist schon gut, Rawlins. Sie haben uns geholfen, zu bekommen, was wir wollten. Warum sollte ich mich nachträglich aufregen?«
    »Aber die Waffe –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher