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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid
Autoren: Virna Depaul
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Ward eine weitere Kerbe an deinem Bettpfosten sein kann. Doch dazu wird es niemals kommen.“
    „Ich will dich nicht bezwingen. Jedenfalls wollte ich es nicht, bevor du mir ein Stück aus meinem verdammten Ohr gebissen hast, aber …“
    Die Tür zur Bar öffnete sich. „Jase“, ertönte eine Frauenstimme. Regina stand in der Tür und fixierte Carrie. Ihre Miene drückte unmissverständlich Sorge um Jase aus. „Brauchst du Hilfe?“
    Carrie fauchte regelrecht. Anscheinend dachte Regina, Carrie hätte Jase in die Enge getrieben und in die Falle gelockt. Warum sollte er sonst mit einer wie ihr reden?
    „Einen Moment noch, Regina“, rief Jase ihr zu. „Ich muss rasch noch zu Ende bringen, was …“
    „Ach, du bist längst am Ende“, unterbrach Carrie ihn. Sie warf Regina einen Blick zu. „Keine Sorge, ich bin Polizistin. Jase und ich arbeiten zusammen. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, doch gerade eben hat er mir erklärt, dass er unbedingt zu dir zurückwill. Nun geh schon, Jase. Viel Spaß noch, ihr zwei.“
    „Verdammt, Carrie …“
    Sie beachtete ihn nicht mehr, drehte sich um und entfernte sich in entgegengesetzter Richtung von ihrem Auto. Sie würde es später holen. Wenn sie sich beruhigt hatte.
    Wenn sie wieder wusste, warum sie Jase Tyler von sich gestoßen hatte, statt zu tun, was sie wirklich wollte, nämlich ihn umarmen und nie wieder loslassen.

2. KAPITEL
    Einen Monat später
    Die Frau war noch vollständig bekleidet, als Dr. Odell Bowers zwei Finger auf die Halsschlagader legte und dann aus reiner Gewohnheit die Augen auf Hornhauttrübung und den Körper auf Totenstarre prüfte. Als ihm bewusst wurde, was er tat, lächelte Bowers, schüttelte den Kopf, griff nach seiner Schere und summte dabei die Melodie von Mozarts Requiem in d-Moll.
    „Das habe ich schon immer geliebt. Und du?“ Er blickte stirnrunzelnd auf den immer noch reglosen Körper. „Mozart war ein Visionär.“
    Umsichtig schnitt er der Frau die Kleider vom Leib und bedeckte anstandshalber ihren Schambereich mit einem Tuch. Mit geübten Bewegungen wusch er sie mit Desinfektionsmittel und keimtötender Lösung und massierte ihre Gliedmaßen, wie seine Mutter es oft bei ihm getan hatte. „Fühlt sich gut an, nicht wahr?“
    Nachdem er Augenkapseln auf den Lidern der Frau angebracht hatte, begann Bowers mit dem langwierigen, heiklen Prozess der Konservierung. Gelegentlich unterbrach er sich, um die Tränen abzuwischen, die der Frau übers Gesicht liefen, und seufzte, da sie noch heftiger zu fließen und die Gliedmaßen der Frau zu zucken begannen.
    Obwohl ihre Lebenskraft nahezu versiegt war, kämpfte sie um ihr Bewusstsein.
    Vorsichtshalber verstärkte Bowers die Fixierung. Dann griff er nach der Novocain-Spritze und stach die Nadel wiederholt in die Lippen und Wangen der Frau. Sie wurde ruhiger. Er nahm ein paar geringfügige Korrekturen vor, bis ihr Gesichtsausdruck entspannt und natürlich wirkte. Bald waren ihre Züge erstarrt.
    „Ich habe so hübsche Kleider für dich ausgesucht. Und das Make-up passt hervorragend zu deinem Farbtyp. Wenn ich mit dir fertig bin, bist du bildschön.“
    Bowers fuhr fort, die Gliedmaßen zu massieren, während die mechanische Pumpe Konservierungsflüssigkeit in die Blutgefäße injizierte. Ein leises Stöhnen wie das eines schmerzgeplagten Tieres kam von den geschlossenen Lippen der Frau. Ihre Gliedmaßen zuckten, die Finger verkrampften sich, bevor ihr Körper schlaff wurde. Der letzte Atemzug der Frau war kaum wahrnehmbar.
    „Schsch. So ist’s gut. So ist es perfekt“, flüsterte Bowers.
    Bowers strich ihr das feuchte Haar zurück und vollendete dann den komplizierteren Teil der Prozedur. Hinterher wusch und trocknete er den weiblichen Körper noch einmal, behandelte das Gesicht mit Feuchtigkeitscreme und kaschierte die fahlen Züge mithilfe von Schminkutensilien. Er legte einen sehr hellen pinkfarbenen Lippenstift auf und freute sich an der wirklichkeitsgetreuen durchscheinenden Farbe mit dem Namen Baby’s Breath . Als Nächstes entfernte er die Augenkapseln und tupfte für mehr Tiefe braunen Lidschatten auf die Lider. Dann strich er zur Vortäuschung von fließendem Blut ein dunkleres Rot auf Wangen, Kinn und Knöchel. Schließlich rieb er noch Babyöl ins Haar.
    Bowers legte die Kleider, die er ausgewählt hatte, auf die Frauenleiche, trat einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk. Er platzierte die auf der Brust gekreuzten Arme der Frau an ihren Seiten.
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