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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid
Autoren: Virna Depaul
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und bemerkte jetzt erst die dunklen Ringe unter den Augen des Mannes. DeMarco brauchte ebenfalls ein bisschen Ruhe. Er hatte einen schwierigen Fall nach dem anderen bearbeitet. Während er sich im Augenblick gesellig gab, war er bei der Arbeit mürrisch und schweigsam. In der Abteilung munkelte man, der Stress könnte ihm allmählich zu schaffen machen. „Was ist mit deiner Zeugin im Fall Alvarez? Hat ihre Aussage dich weitergebracht?“
    „Die Nachbarin mit dem ellenlangen Vorstrafenregister. Sie hat alles widerrufen. Sagt, der Cop hätte sie missverstanden, und der nette Junge von gegenüber hätte natürlich niemals etwas so Schreckliches getan. Auch wenn der nette Junge Gang-Tattoos im Gesicht hat und mehr verborgene Waffen bei sich trägt als ein SWAT-Officer.“ Er zuckte die Achseln und zeigte trotz seiner unübersehbaren Erschöpfung und Frustration keinerlei Anzeichen eines bevorstehenden Zusammenbruchs. Wie üblich „munkelte“ man wahrscheinlich dummes Zeug. „Also“, sagte DeMarco und sah Jase von der Seite an, „Ward geht demnach gar nicht?“
    Jase hob automatisch den Blick, um zu überprüfen, ob Carrie noch mit dem Barmann sprach. Nein, sie hielt ein Bier in der Hand und schaute sich um. Sie trank einen Schluck, bevor sich ihre Blicke trafen. Dieses Mal spürte er, wie von dem Feuer in ihren großen Augen Funken auf ihn übersprangen. Carrie stieg die Röte in die Wangen, was vermuten ließ, dass auch ihr heiß wurde. Jase musste unbedingt seinen Blick von ihr abwenden, allerdings konnte er es nicht. Er sah sie so deutlich, dass er erkennen konnte, wie der Puls an ihrem Hals flatterte, und auch, dass ihre vollen Lippen ein wenig rau waren, als wären sie erst vor kurzer Zeit wund geküsst worden.
    In Wahrheit schauten sie einander wohl nur ein paar Sekunden lang an. Höchstens fünf. Doch in diesem Moment hatte Jase das Gefühl, die Welt um ihn herum würde stillstehen. Die Anziehungskraft zwischen ihm und Carrie war so mächtig, dass er sich tatsächlich erhob. Sie blinzelte abrupt. Sie sprach hastig mit dem Barmann, drehte sich dann auf dem Absatz um und ging Richtung Toiletten. Instinktiv trat Jase einen Schritt vor, im Begriff, ihr nachzurennen.
    „Jase, halt!“
    Der Befehl drang zu ihm durch, wenn auch ein wenig gedämpft. Jase versuchte, sich durch ein Kopfschütteln aus seinem von Begehren benebelten Zustand zu lösen. „Was?“
    Fassungslos starrte DeMarco ihn an. „Mann, du kannst es abstreiten, solange du willst, aber du hast hier praktisch vor aller Augen deinen Anspruch auf sie angemeldet.“
    Mit angespannten Muskeln, auf dem Sprung, Carrie hinterherzulaufen, bezwang Jase seine Begierde und setzte sich wieder hin. Er schloss die Augen und atmete tief durch.
    „Und es war nur ihr Hintern, den du bewundert hast? Für mich hat es so gewirkt, als könntest du den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden.“
    „Halt die Klappe, DeMarco“, fuhr Jase ihn knurrend an und öffnete die Augen.
    Als DeMarco fröhlich begann, „Maneater“ zu summen, hielt Jase es nicht länger aus. „Muss pinkeln“, brummte er und stand auf. „Versuch in der Zwischenzeit, erwachsen zu werden, ja?“
    Brad Turner beobachtete, wie die sexy Brünette dem attraktiven Mann ihre Karte gab und dann lächelnd und die Hüften schwingend am Tresen vorbeistolzierte. Der dunkelhaarige Freund des Kerls schien den Anblick zu genießen, doch das Objekt der Begierde dieser Frau steckte ihre Karte geistesabwesend ein, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. Offenbar galt der unauffälligen Rothaarigen, die wirkte, als hätte sie einen Stock verschluckt, seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Ein paar Minuten später sah Brad die Rothaarige in Richtung Toilette gehen. Im Gegensatz zu anderen Frauen hatte ihr Gang nichts Aufreizendes oder Kokettes. Obwohl sie leicht hinkte, was in Brad die Frage nach der Ursache wachrief, war ihr Gang gemessen und selbstbewusst, obwohl die Art, wie der Typ an dem anderen Tisch sie angeschaut hatte, ihr offenbar unter die Haut gegangen war. Brad wunderte sich nicht darüber, dass eben dieser Mann sich erhob und der Frau zu den Toiletten folgte.
    Wahrscheinlich, um sie zu vögeln, dachte Brad neidvoll.
    Er hatte nie in einer Bar gevögelt. Zum Teufel, Brad hatte überhaupt noch nie gevögelt.
    Jase schloss den Reißverschluss seiner Hose und wusch sich die Hände, dann verließ er den Herrenwaschraum. Die Tür schwang nicht wie erwartet weit auf, sondern öffnete sich nur bis zur Hälfte,
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