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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Greg Bear
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seinen dünneren Wänden mit chirurgischer Präzision. Gezeitenkräfte drehten den Asteroiden in latitudinale Segmente, als ob sie von einem gigantischen Kuchenmesser abgeschnitten würden, wobei jedes Teilstück etwa einer inneren Kammer entsprach.
    Luft, Wasser und Gestein – und geschmolzener Fels zum Nordende hin – breitete sich von Thistledown aus wie Farbe, die von einem riesigen Daumen verschmiert ist, begleitet von Trümmerstaub, der nur die Fragmente innerer Gebirge, Wälder und Städte enthalten konnte.
    Die Ruinen von Thistledown verschwanden in dem klaffenden Trichter. Sie tauchten nirgends auf und gingen nirgendwo hin; sie schufen ein Defizit von Trillionen Tonnen in diesem Universum, das irgendwie wieder ausgeglichen werden mußte.
    Aus dem komplexen Reich des Superraums bis zu den weitreichenden Gebieten dieses Universums würden spontane Lecks reiner Energie auftreten, welche genau der Masse von Thistledown entsprachen. Auf diese Weise würde die Bilanz wieder stimmen. Möglicherweise würden die Lecks so weitgestreut sein, daß kein einziges von ihnen – und sie würden wahrscheinlich nach Milliarden zählen – in der Nähe eines Sterns und noch weniger eines Planeten auftreten könnte. Indessen würden während Tausender und vielleicht Millionen von Jahren winzige Stöße von Gammastrahlen menschlichen und nichtmenschlichen Astronomen Rätsel aufgeben. Und wer würde ihren Ursprung erahnen?
    Vielleicht niemand.
    Ram Kikura beobachtete das Display noch Minuten, nachdem Thistledown verschwunden war. Der Trichter erschien jetzt nur noch als ein Ring spiralig einstürzenden Staubes und Schuttmaterials und eine größere Dunkelheit vor den Sternen.
    Dann schloß sich die Glocke wie eine Blüte, die sich für eine lange Nacht zurückzieht.
    Der Weg hatte mit seinem langen, gewaltsamen Selbstmord begonnen.

 
80. KAPITEL

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Der Weg
     
    Die Sprungstation der Jarts war aus ihrer Perspektive einfach ein riesiges schwarzes Dreieck, das an den Sprung gebunden war. Seine Kanten ließen dunkle Regenbogen aufblitzen, als sie näher kamen. Korzenowski und Ry Oyu sahen Olmy angespannt an der Konsole des Sprungschiffs arbeiten und waren sich bewußt, daß der Jart das Orchester dirigierte im Versuch, die richtige Musik zu machen, um wachsame Verteidigungen zu besänftigen.
    Olmy sagte: »Hier hat es eine enorme Menge Aktivität gegeben.« Korzenowski blickte auf die piktographische Information der Sensoren des Sprungschiffs. Etwa zweihundert Kilometer voraus waren dutzendmal Tore geöffnet worden. Dies schien in einer Breite stattgefunden zu haben, welche die Sprungstation umgab. Der Ingenieur sah Ry Oyu an und hielt sein Schlüsselbein vor sich. Er sagte: »Dies ist eine geometrische Stapelregion. Wir sind der Stelle sehr nahe, wo Patricia Vasquez ihr Tor geöffnet haben muß.«
    »Das muß durch das stellare Plasma zugeschmolzen worden sein«, sagte Olmy.
    »Es würde eine Spur hinterlassen haben… etwas, das die Jarts hätten entdecken können. Ob das der Fall war?«
    Olmy konsultierte den Jart. »Dazu sind sie fähig.«
    »Sie hätten die Spur eines Tores in den geometrischen Stapeln entdecken können, das zu ungewöhnlich wäre, um es zu ignorieren.« Korzenowski schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat Patricia nicht viel Zeit gehabt, ob sie es nach Hause schaffte oder nicht.«
    Der Eintritt in eine von Menschen bewohnte Welt würde dem Kommando der Nachkommen höchst nützlich sein, sagte der Jart in Olmy. Der wandte sich an Ry Oyu: »Sie hätten sie finden können. Haben sie das?«
    »Ich weiß leider nicht die Antworten auf viele Fragen«, erwiderte Ry Oyu. »Unsere Aufgaben wären sonst viel leichter.«
    Korzenowski durchforschte die Breite vor ihnen detaillierter, als sie näher kamen. Vier Tore waren offen geblieben, obwohl in ihrer Umgebung jetzt nur wenig Aktivität herrschte.
    Das Dreieck füllte die Sicht nach vorn. Der Ingenieur bemerkte irgendeine abrupte Veränderung um sie herum, vielleicht eine Passage durch ein Traktorfeld oder die Aufhebung der Inertialdämpfung des Sprungschiffs.
    Das Schiff drang in das dunkle Dreieck der Station ein wie ein Speer, der langsam in einen dunklen Teich gleitet. Dahinter war noch mehr Dunkelheit, als ob der Teich von einer schwarzen Schicht bedeckt wäre. Er absorbierte alles Licht und alle Information. Er sagte nichts.
    Olmys Jart hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Die Dinge hatten sich seit seiner Gefangennahme sehr verändert. Ihm war nur weniges
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