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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5
Autoren: Kathryn Smith
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Sohn!«, wiederholte sie, während sie ihr Handgelenk mit der Klinge aufschnitt. »Ich nehme mich deiner Liebsten an.«
    Temple wich ein kleines Stück zurück, doch es bedurfte eines weiteren auffordernden Blickes aus Liliths unmenschlichen Augen, damit er sich von Vivian abwandte. Er ließ sie bei ihr, die nackt und blutend mit Vivian auf dem Schoß auf dem Altar saß.
    Er wollte sich nicht nähren. Sich selbst zu erhalten war ihm kein Anliegen. Dennoch verschaffte es ihm ein gewisses Maß an Befriedigung, einen der Männer auszusaugen, die Vivians Tod mit angesehen hatten, und er genoss es, wie ein Wolf ein Kaninchen genießen würde. Seine Gefährten taten sich derweil an anderen gütlich.
    »Junge«, erklang die dunkle Stimme hinter ihm.
    Mit Temple drehten sich auch seine Gefährten um, die alle wieder weitestgehend bei Kräften waren. Marcus war natürlich am übelsten mitgenommen, aber wenigstens hatte niemand ihm die Kehle aufgeschlitzt. Lilith stand in der Raummitte und hielt Vivian in ihren Armen, als wäre sie ein Säugling.
    Selbstverständlich waren sie für ein Wesen wie Lilith allesamt Kinder.
    »Sie ist für dich bereit«, sagte Lilith und streckte ihm Vivian gleich einem Geschenk hin.
    Temple trat vor. Dass Lilith größer war, kümmerte ihn nicht. Dass sie eine Kraft besaß, die sie wie ein Strahlen umgab, ängstigte ihn nicht, wie ihn auch nicht irritierte, dass sie nackt war. Es war ihr Gesicht, das er nicht ansehen konnte – dieses Gesicht, das Vivians so ähnlich und zugleich so überirdisch fremd war.
    Stattdessen sah er Vivian an und stutzte. Hatten ihre Wangen wieder Farbe angenommen? Atmete sie, oder täuschten seine Augen ihn? Er nahm sie von Lilith entgegen, und kaum schmiegte ihre süße Gestalt sich in seine Arme, fühlte er ihre Wärme durch die Ärmel seines Hemdes. Ihre Lider flatterten. Sie lebte!
    Erschrocken blickte er zu der Göttin vor ihm auf. Sie lächelte ihn an, und es war so wunderschön, dass es beinahe schmerzte. »Ich habe meiner Tochter Unsterblichkeit geschenkt«, erläuterte Lilith, deren Stimme den Raum füllte wie das Strahlen des Mondscheins. »Du wirst sie mit ihr verbringen, nicht wahr?«
    Temple nickte. Aufs Neue füllten seine Augen sich mit Tränen, doch waren es diesmal Freudentränen. »Ja«, antwortete er heiser.
    Lilith klatschte in die Hände. »Und nun verlassen wir diesen Ort!« Im nächsten Moment loderten Flammen in allen vier Ecken des Kellers auf, die ihnen gerade noch einen Pfad nach draußen ließen. Temple trug Vivian und folgte mit den anderen der nackten Göttin in die Nacht hinaus.
     
    Villiers’ Lagerhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder und mit ihm alles, was vom Silberhandorden übrig war. Selbst wenn es noch Mitglieder gegeben hätte, wären sie nie wieder imstande gewesen, den Schaden anzurichten, den Villiers verursacht hatte. Und nun, da Lilith frei war, hatten sie keinen Grund mehr, weiterzumachen.
    Lilith, die sehr viel leichter anzusehen war, nachdem sie sich das Blut abgewaschen und etwas angezogen hatte, wurde mit der Ehrerbietung und Bewunderung in der Garden Academy aufgenommen, wie sie einer sehr alten Gottheit zukam. Zwei der Damen fielen sogar in Ohnmacht. Und als Lilith hörte, dass die Schule wegen Kimberlys fehlgeleitetem Verhalten keine Direktorin mehr hatte, bot sie sich an, diese Rolle zu übernehmen.
    »Ich habe Jahrhunderte mit Zuhören und Lernen verbracht«, erzählte sie den Menschen und Vampiren, die um sie versammelt waren, »und doch gibt es vieles, was ich noch zu lernen wünsche. Die Frauen hier können mich unterrichten, und ich unterrichte sie.«
    Gewiss würde ihr Clare irgendwann zu öde, aber vorerst war es der ideale Ort für Lilith, um sich mit der Welt vertraut zu machen, ehe sie in sie hinauszog. Zu ihrem eigenen Schutz musste sie lernen, sich als Mensch auszugeben – obgleich kaum Gefahr bestand, dass jemand ihr etwas antun könnte.
    »Und du«, wandte sie sich an Marcus, »du bist ein kluger Mann. Du bleibst auch hier und hilfst mir, Sammael zu finden.«
    Marcus lüpfte die Brauen, war allerdings nicht so dumm, ihr zu widersprechen. Außerdem bedeutete in der Schule zu bleiben, bei Shannon zu sein, was ihm durchaus recht war.
    Und dann war da Vivian. Bis die Sonne am Abend nach ihrem »Tod« unterging, war sie so gut wie neu. Liliths Blut hatte sie zum Vampir gemacht, wenn auch zu einem gänzlich anderen als den übrigen. Ihre Kraft und ihre Fähigkeiten übertrafen Temples, besaß sie
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