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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5
Autoren: Kathryn Smith
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Augenblick tröpfelte Blut von den Hälsen der Vampire. Die Wachen hatten ihnen die Haut mit Silber durchschnitten, damit die Wunden weniger schnell heilten.
    Eine seltsame Erleichterung überkam Vivian. Blutverlust brachte einen Vampir nicht um, das wusste sie. Die Wunden würden wieder heilen, und Temple sowie die anderen erlangten einen Zustand animalischer Wut, sollte Rupert sie zu viel Blut verlieren lassen. In dieser Verfassung wäre es ihnen ohne weiteres möglich, die Fesseln zu durchbrechen – und alles andere. Das hier würde sie nicht umbringen, nur schwächen, sofern Rupert es richtig anstellte. Und wahrscheinlich wusste er sehr gut, was er tat.
    Es bestand immer noch die Chance, dass Temple und die anderen überlebten. Dafür dankte sie Gott.
    Ruperts Untergebene fingen das Vampirblut in Silberkelchen auf. Es zischte und spritzte, als es auf das Edelmetall tropfte, was die Wachen ebenso wenig zu irritieren schien wie der Schmerz auf den Gesichtern ihrer Opfer. Wieder liefen Vivian Tränen über die Wangen, aber sie weigerte sich, wegzusehen.
    Über ihr begann Rupert, in einer fremden Sprache zu singen. Das war nicht Latein. Es klang wie uraltes Gälisch. Je angestrengter Vivian zuhörte, umso mehr erschloss sich ihr der Sinn der Worte. Dies war die Sprache Liliths – und Vivian verstand sie.
    Rupert bat die Göttin, aus ihrem Schlummer zu erwachen, seine Opfergaben anzunehmen und wieder aufzuerstehen, um sich mit ihm zu vereinen. Die Wachen brachten die Silberkelche zum Altar, wo Rupert einen Finger in den ersten tunkte – Temples Blut – und eine Linie auf Vivians Stirn malte. Er kreuzte die Linie mit Blut aus dem nächsten Kelch, zeichnete ein Muster auf ihre Haut, das sie nicht erkannte. Jede Linie bestand aus dem Blut eines anderen Vampirs. Währenddessen sang er weiter, bat Lilith, zu ihm zu kommen.
    Sie erkannte die Worte inzwischen alle: Er sprach vom Opfer der »edlen Organe« und danach von einer Frau von Liliths Blut, die ihr den Körper schenkte. Er bot der Göttin Vivians Leib an, während er die Blutkelche in die Schalen leerte.
    Anschließend legte sich vollkommene Stille über den Raum, als wären alle Geräusche erstickt worden. Der Altar vibrierte unter ihr, und Vivian konnte nicht umhin, ängstlich aufzuschreien. Das Ritual wirkte. Gütiger Gott, was immer Rupert getan hatte, es funktionierte!
    Vivian schaute zu Temple, der wie ein Tier an seinen Fesseln zerrte. Die Wunde an seinem Hals blutete noch; er war blass und schweißgebadet. Das Metall an seinen Handgelenken knackte. Er würde seine Fesseln sprengen!
    Nebel wirbelte in den Schalen zu Vivians Füßen auf. Dasselbe geschah in denen neben ihren Händen, und sie vermutete, dass das Phänomen sich ebenfalls oberhalb ihres Kopfes zeigte. Die Nebelschwaden stiegen auf wie süßlich duftender Rauch, der Vivians Lunge füllte und bewirkte, dass ihr Herz sich zusammenkrampfte.
    Das war’s! Lilith holte sie. Ganz gleich, wie sehr sie kämpfte oder ob Temple sich aus seinen Fesseln befreite – in einem Moment würde sie nicht existieren.
    Auf einmal schwand die Enge in ihrer Brust, und es fühlte sich an, als hätte sich das, was dort ihr Herz umklammerte, aus ihr zurückgezogen, wobei es einen winzigen Teil von ihr mitnahm.
    Am Fuße des Altars wurde der Nebel dichter und nahm Gestalt an. Die Kerzen flackerten. Dann war sie da.
    Lilith. Nackt und schamlos. Wunderschön und schauerlich. Es war wie ein Blick in einen befremdlichen Spiegel, so sehr ähnelten ihre Züge Vivians, waren zugleich aber ganz andere.
    Liliths Augen hatten nicht bloß die Farbe eines Sturms, sie tobten auch wie einer. Ihr prächtiges Haar fiel ihr bis über die Hüften, und ihre Haut schimmerte in einem Perlmuttglanz, wie ihn sich kein Mensch jemals erträumen konnte.
    Sie sah Vivian an und Vivian sie, unfähig, den Blick abzuwenden, gebannt von der Macht ihrer Urahnin. Sie hatte keine Angst, erst recht nicht mehr, als Lilith zu begreifen schien und ein regelrechter Zornessturm in ihren Augen lostobte. Vivian wusste, dass sie nicht diejenige war, die sich fürchten sollte.
    Villiers hingegen bemerkte anscheinend nichts. »Es hat gewirkt!« Sein Lachen hallte durch den Keller, während er triumphierend die Arme reckte. »Die Macht Liliths ist mein!«
    Lilith drehte sich um und sah zu den Vampiren, die blutend an die Wand gekettet waren. Dann wandte sie sich wieder zu Vivian, ehe sie aufsah, um Villiers und die Männer hinter ihm zu betrachten.
    »Wie
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