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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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knallte ein paar Gerichtsunterlagen auf die Ecke seines Schreibtisches. »Kannst du dir das vorstellen?«, wollte sie wissen, und die gedehnte Aussprache der Westtexanerin trat nun, da sie wütend war, noch deutlicher zutage. »Bart will seine Unterhaltszahlungen um dreißig Prozent kürzen!« Bart Yelkis war Sylvie Morrisettes vierter Exmann und Vater ihrer zwei Kinder. Solange Reed bei der Polizei von Savannah arbeitete, lagen Sylvie und Bart im Clinch bezüglich der Erziehung ihrer Kinder Priscilla und Toby. Sylvie war zäh wie altes Leder und hielt kaum jemals ihre spitze Zunge im Zaum. Sie rauchte, trank und fuhr Auto, als wollte sie sich fürs Indy 500 qualifizieren, fluchte wie ein Seemann und kleidete sich, als ginge sie auf die zwanzig zu und nicht auf fünfunddreißig. Doch in allererster Linie war sie Mutter. Nichts brachte sie mehr in Rage als Kritik an ihren Kindern. »Ich dachte, er zahlt regelmäßig.«
    »Hat er auch, aber nur für kurze Zeit. Ich hätte es wissen müssen. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein, verdammt noch mal. Warum zum Teufel kann der Kerl kein anständiger Vater sein, he?«
    Sie ließ ihre große Handtasche zu Boden fallen und warf Reed einen Blick zu, der in ihm auf der Steile die Überzeugung weckte, dass alle Männer in Morrisettes Leben als absolute Loser zu betrachten waren. Morrisette stand in dem Ruf, eine hartgesottene Frau zu sein, fest entschlossen, in einem Männerberuf zu bestehen, eine aufbrausende, äußerst schlagfertige Frau mit wenig salonfähigen Ansichten, ohne eine Spur von Toleranz für ihre Kollegen. Ihre Sprache war mindestens so unflätig wie die jedes beliebigen Detectives im Dezernat. Sie trug Stiefel aus Schlangenleder, und zwar keineswegs von der Stange, und eine platinblonde Igelfrisur, die aussah, als hätte Billy Idol sie fabriziert. Und ihr Auftreten ließ jeden Punker zweimal überlegen, ob er sich mit ihr anlegen wollte. Reed hatte schon so manchen mitleidigen Blick von anderen Bullen einstecken müssen, die ihn wegen seines Pechs bedauerten, eine solche Partnerin abbekommen zu haben. Nicht, dass es ihn störte. Während der kurzen Zeit seit seiner Rückkehr nach Savannah hatte er gelernt, Sylvie Morrisette zu respektieren, selbst wenn er bei mancher Gelegenheit das Gefühl hatte, auf dünnem Eis zu gehen. An diesem Morgen war ihr Gesicht von einer tiefen Röte überzogen, und sie sah aus, als könnte sie Feuer speien.
    »Darf er das einfach so – die Zahlungen kürzen?« Reed war mit dem Öffnen seiner Post beschäftigt, legte den Brieföffner jetzt jedoch auf den von Papierkram übersäten Schreibtisch.
    »Wenn er ein Weichei von Richter findet, der ihm seine erbärmliche Mitleidstour abkauft. Bart hat seinen Job verloren, na und? Da muss er eben den Arsch hochkriegen und sich eine andere Art von einträglicher Beschäftigung suchen – verstehst du, wie normale Menschen es nun mal tun. Stattdessen meint er, dass ich und die Kinder zurückstecken sollen.« Sie verdrehte die Augen und straffte ihre zierliche Gestalt, von den abgelatschten Absätzen ihrer Stiefel bis hin zu ihrem blonden Igel. Sie war ganz schön in Fahrt. »Scheißkerl. Was anderes ist er nun mal nicht. Ein waschechter verdammter Scheißkerl mit Visitenkarte.« Sie stapfte zum Fenster und blickte finster hinaus in den grauen Winter über Savannah. »Himmel, es ist ja nicht so, dass er Millionen für uns abdrücken müsste. Und sie sind seine Kinder.
Seine
Kinder. Er beklagt sich ständig, dass er sie nicht oft genug sieht, will aber am liebsten keinen müden Cent für sie zahlen!« Sie stampfte mit dem Stiefel auf und fluchte leise. »Ich brauch was zu trinken.«
    »Es ist neun Uhr morgens.«
    »Wen stört’s?«
    Reed störte es nicht sonderlich. Morrisette war bekannt für ihre bühnenreifen Auftritte, besonders, wenn es um ihre Kinder oder um einen ihrer vier Exmänner ging. Ihr traumatisches Privatleben bestärkte ihn in seinem Vorsatz, ledig zu bleiben. Ehegatten bedeuteten Probleme, und Bullen brauchten nicht noch mehr Probleme, als sie ohnehin schon hatten. »Kannst du dich nicht wehren?« Reed leerte seinen lauwarmen Kaffee, zerdrückte den Pappbecher und warf ihn in den übervollen Mülleimer.
    »Doch, aber das kostet. Dann brauche ich einen verdammten Anwalt.«
    »In der Stadt wimmelt es von Anwälten.«
    »Das ist ja das Problem. Bart hat eine Freundin, die ihm noch einen Gefallen schuldet – und die ist Anwältin. Die hat er angeheuert, und sie hat eine
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