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Evolution

Evolution

Titel: Evolution
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Ankylosauriern, die zärtlich die Hinterteile
aneinander rieben, wohl auch undenkbar gewesen.
    Es war eine Landschaft von Riesen, in der Purga hilflos und
verloren war. Sie hatte hier nichts zu melden. Im Westen machte Purga
jedoch einen dichten Wald aus, der in mehreren Vegetationszonen sich
zu den entfernten Vulkanen hinaufzog.
    Purga war in die falsche Richtung gegangen, sodass es sie an diese
Stelle der Meeresküste verschlagen hatte. Sie war aber ein
Geschöpf des Waldes und des Bodens; dorthin musste sie
also gehen. Um dorthin zu gelangen, musste sie jedoch die offene
Ebene überqueren – und aufpassen, dass sie nicht unter
diese klobigen Füße geriet. Zögerlich rutschte sie
die Sandbank hinunter.
    Und dann sah sie durch den Farn eine streiflichtartige Bewegung.
Sie huschte unter eine junge Araukarie und presste sich an den
Boden.
    Ein Raptor: Er stand wie in Stein gemeißelt da und
spähte die umherstreifenden Anatotitanen aus.
    Es war ein Deinonychus, eine Art ungefiederter Laufvogel. Aber er
verharrte so reglos wie ein Krokodil. Der Raptor roch kaum –
seine Haut war nicht mit Drüsen besetzt wie die der
Säugetiere –, aber es lag dennoch ein stechender Geruch in
der Luft, der Purga zur Vorsicht mahnte.
    Der Raptor befand sich in ummittelbarer Nähe. Falls er sie
erwischte, würde er sie blitzschnell töten.
    Ein Vogel kletterte auf den Baum über ihr. Er hatte ein
kräftig blaues Gefieder, Klauen an den Vorderkanten der
Flügel und einen gezähnten Schnabel. Dieses Geschöpf
war ein Relikt aus einem früheren Erdzeitalter, ein archaisches
Bindeglied zwischen Vögeln, Krokodilen und Dinosauriern. Der
Vogel unternahm die Kletterpartie, um seine dicken zirpenden Jungen
zu füttern. Anscheinend hatte er den Raptor noch nicht
bemerkt.
    Fürs Erste hatte der Raptor es aber auf fettere Beute
abgesehen.
    Der Raptor beobachtete die Anatotitanen-Herde mit kalten
Raubvogelaugen. Seine Gedanken drehten sich einzig und allein darum,
welcher der riesigen Pflanzenfresser ihm als Beute dienen
könnte. Falls nötig, würde er die Herde aufscheuchen
und versuchen, ein Tier zu isolieren. Das wäre dann
verwundbar.
    Aber das erwies sich als unnötig.
    Einer der ausgewachsenen Titanen fiel hinter die anderen
zurück. Dieses Weibchen, das müde dahintrottete, war
über siebzig Jahre alt. Sie war ihr ganzes Leben lang gewachsen,
sodass sie nun die Größte der Herde war – sogar einer
der Größten ihrer Art überhaupt. Nun tauchte sie den
Kopf ins sämige Wasser eines seichten Tümpels.
    Der Raptor pirschte sich geschmeidig und lautlos an den alten
Titanen an. Purga kauerte sich im Schutz der Araukarie zusammen.
    Der Raptor war drei Meter hoch. Er war leichtfüßig und
kompakt und hatte schlanke Beine, mit denen er eine hohe
Geschwindigkeit erreichte. Ein langer Schwanz diente der Balance. Die
Fersen, die sich beim Gehen vom Boden lösten, waren jeweils mit
einer Klaue besetzt.
    Der Raptor war nicht gerade eine Intelligenzbestie. Sein Gehirn
war klein – nicht größer als das eines Huhns oder
vergleichbaren Vogels. Und er war ein Einzelgänger, weil es ihm
an der Intelligenz mangelte, um im Verbund zu jagen. Aber das musste
er auch gar nicht.
    Der Anatotitan hatte noch immer keine Ahnung von der Gefahr, in
der er schwebte.
    Der Raptor brach aus der Deckung. Er drehte sich in der Luft,
wobei die Fersenklauen Furcht erregend blitzten. Die Hiebe waren gut
platziert.
    Blut floss. Bellend versuchte der Anatotitan, sich vom Wasser
zurückzuziehen. Doch schon quollen dampfende schwarze Eingeweide
aus den klaffenden Bauchwunden. Und dann verfing er sich auch noch
mit dem Vorderfuß in den glitschigen Wasserpflanzen. Mit einem
Geräusch wie Donnerhall fiel er auf die Brust. Dann knickten die
Hinterbeine ein, und der massige Körper kippte auf die
Seite.
    Einer der Anatotitanen schaute zurück und trompetete traurig.
Bei dem dröhnenden Laut erbebte der Boden unter Purga. Aber die
Herde zog schon weiter.
    Der Raptor atmete stoßweise und wartete darauf, dass den
Titan die Kräfte verließen.
    Die Dinosaurier waren hundertfünfzig Millionen Jahre zuvor
aufgetaucht – in einem Zeitalter mit einem heißen,
trockenen Klima, das Reptilien eher begünstigte als
Säugetiere. In jener Zeit waren die Kontinente in einer einzigen
großen Landmasse, Pangäa, vereinigt, sodass die
Dinosaurier sich über den ganzen Planeten ausgebreitet hatten.
Später war dieser Superkontinent dann auseinander gebrochen, die
Kontinentalverschiebung hatte
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