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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung
Autoren: Peter Mersch
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nicht hinreichende Bedingung für die Entstehung von Bewusstsein. Einem solchen Planeten muss mäßige Wärme zugeführt werden, damit die Fließfähigkeit seiner Umwelt erhalten bleibt. Nur so sind die Moleküle beweglich genug, die Entwicklungslinien der Evolution zu erkunden. Die Wärme könnte aus dem Inneren des Planeten stammen – es ist denkbar, dass sich Leben auf der Oberfläche eines warmen Sterns entwickelt. Doch Wärme allein reicht nicht aus. Das Leben lebt von Qualität (…). Es hätte keinen Zweck, mit Wärme, einer Energieform minderer Qualität, zu beginnen und zu hoffen, sie könnte die Evolution von Komplexität speisen. Wir müssen mit hochgradiger Qualität beginnen und dann von ihrem Verfall leben. Kurz, zum Leben brauchen wir Licht.
    Ein Planet, der heiß genug wäre, um als Lichtquelle – und damit auch als potenzielle Lebensquelle – dienen zu können, wäre zugleich ein globales Krematorium: Kein komplexes Molekül könnte überleben, ganz zu schweigen von Molekülverbänden, die sich als Organismen verhielten. Natürlich lassen sich auf einem abgekühlten Planeten Lichtquellen konstruieren, doch dazu bedarf es gewöhnlich einer Intelligenz. Folglich sind sie eine Konsequenz des Lebens, nicht seine Voraussetzung. Von Zivilisationen und eingegrenzten Örtlichkeiten abgesehen, muss ein Planet sein Licht von außerhalb beziehen: Das Leben auf Planeten ist auf Sonnen angewiesen.
    Soll ein Planet die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben bieten, muss er die zentrale Sonne in einer Bahn umkreisen, die sich weder so weit nähert, dass die entstehenden Lebensformen verschmoren, noch so weit entfernt, dass sie erfrieren. Die Umlaufbahn darf keine Schwankungen aufweisen, wenn das Leben eine Chance haben soll und wenn die empfindlichen Moleküle ihre stets gefährdete Komplexität auf Dauer bewahren sollen. Diese förderlichen Bedingungen, die von gleichbleibenden Umlaufbahnen geschaffen werden, müssen über Äonen erhalten bleiben. Die Suche nach Kriterien für die Evolution von Bewusstsein reduziert sich damit auf die Suche nach Kriterien für die Stabilität von Planetenumlaufbahnen. (…)
    In zwei Dimensionen ebenso in Universen mit vier und mehr Dimensionen wären Planeten schon durch geringfügige Störungen aus ihren Umlaufbahnen zu bringen. (…) Hingegen sind die Erde und ihresgleichen in der Nähe dieser und anderer Sonnen in der Lage, auf Kometen, Planeten und Begegnungen anderer Art zu reagieren und zu überleben. Die durch die drei Dimensionen unseres Raumes ermöglichte Bewegungsfreiheit ist gerade groß genug, um Umlaufbahnen flexibel korrigieren und Katastrophen vermeiden zu können. (…) Die Vermeidung solcher Katastrophen ist die Voraussetzung für die Entwicklung von Menschen (…).
    Sind die genannten günstigen Bedingungen vorhanden, scheint das Leben praktisch sofort zu entstehen (Kaspar 1984: 25):
    Man vermutet, dass [das Leben] vor 4,2 bis 4,4 Milliarden Jahren begonnen habe. Das ist schon einmal eine sehr interessante Sache, weil sie uns folgendes zeigt: Kaum war die Erdoberfläche auf unter 100 Grad Celsius abgekühlt, entstand schon das erste Leben. Früher hatte man sich nämlich vorgestellt, dass nach der Entstehung der Erde (vor rund 4,6 Milliarden Jahren) erst einmal lange Zeit gar nichts geschah, bis dann kurz vor der Gegenwart alles Leben explosionsartig hervorgekommen sein soll. Wir sehen aber wiederum: die physikalischen und chemischen Bedingungen waren offenbar so, dass bei der ersten „Gelegenheit“ schon Leben entstanden ist.
    Ganz anders sieht dies bezüglich der Entstehung von komplexem Leben (Organismen, Mehrzellern) aus, denn mit dessen Entwicklung ließ sich dieEvolution mehr als drei Milliarden Jahre Zeit. Doch nicht nur das: Nahezu alle heute noch gültigen Hauptentwürfe vielzelligen Lebens sind im Kambrium in einem Zeitraum von nur etwa fünf Millionen Jahren entstanden (Gould 1997: 47).
    Die Sonne liefert pro Jahr eine Energiemenge von etwa 3,9 Yottajoule auf die Erdoberfläche, das sind 3,9 Millionen Exajoule, wobei ein Exajoule wiederum einer Milliarde Gigajoule entspricht, und bei einem Gigajoule selbst handelt es sich um eine Milliarde Joule.
    Um ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen: Ein Mensch benötigt pro Tag ca. 2.000 Kcal an Nahrungsenergie 12 . Umgerechnet in Joule (1 cal = 4,18 Joule) entspricht dies einem Energiebedarf von ca. drei Gigajoule pro Jahr. Die gesamte Menschheit von zurzeit etwa 6,7 Milliarden Menschen
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