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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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Sie die Stromrechnung bezahlt?»
- «Gucken Sie doch mal aus dem Fenster! Haben die anderen Wohnungen in Ihrem
Viertel Strom?» Nach diesen zwanzig Minuten, in denen die Soforthilfe und ich
nichts weiter festgestellt hatten als «Ja, das Gerät ist eingeschaltet! Ja,
der Stecker ist eingesteckt! Ja, die Sicherung ist drin, und ja, die
Stromversorgung ist sichergestellt», konnte ich endlich auf «Weiter» klicken
und erfuhr: «Die Soforthilfe kann den Fehler leider nicht beheben. Wenden Sie
sich bitte an Ihren Fachhändler!» Fassungslos dachte ich: Was sind das
eigentlich für Leute, denen diese Soforthilfe hilft? Für wen wurde die
entwickelt beziehungsweise was für ein Bild haben die Hersteller eigentlich von
ihren Kunden? Welchen Markt sprechen Kaffeevollautomaten an? Einen Fachhändler
gab es übrigens nicht. Die Freunde haben schnell erklärt, dass sie das Gerät
supergünstig ersteigert hätten, fabrikneu selbstverständlich. Es war wohl irgendwie
vom Laster gefallen oder so. Fachhändler wäre in dem Falle höchstens der Fahrer
gewesen. Aber da hatte jetzt auch keiner eine Telefonnummer.
    Dann
wurden Leute aktiviert, die sich «mit so was» auskennen. Es gibt ja immer
Leute, die sich auskennen, aber die haben den Vollautomaten auch nicht wieder
in Gang gebracht. Geschafft hat es schließlich ein Haushaltsgerätepsychologe,
eine Art Seelsorger für Küchengeräte, ein Küchenpsychologe quasi. Der hat mit
meinen Küchengeräten so eine Familienaufstellung nach B. Hellinger gemacht und
dabei tatsächlich herausgefunden, dass dieser Kaffeevollautomat nun einmal
nicht funktionieren kann, solange er neben der alten Filterkaffeemaschine
steht. Eigentlich logisch, weil die ihn ja auch immer beschimpft und ihm ein
schlechtes Gewissen eingeredet hat. Da fühlte der Kaffeevollautomat sich
einfach unwohl.
    Wir haben
die Filtermaschine dann ins Badezimmer gestellt, und seitdem funktioniert
alles. Die Filtermaschine ist dort zwar sehr unzufrieden und meckert nur noch
rum: «Weiß nicht, was ich hier soll! Hier hat noch keiner einen Kaffee
getrunken! Noch keiner! Meines Erachtens völlige Fehlentscheidung! Völlig!»
Aber der Kaffeevollautomat ist seitdem richtig aufgeblüht. Es gibt eben doch
mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als man so meint. Als die Freundin
kürzlich fragte, ob mein Leben nun durch den funktionierenden neuen
Kaffeeautomaten eigentlich schöner geworden sei, antwortete ich wahrheitsgemäß:
«Weiß nicht. Vielleicht.» Aber was ich ganz sicher weiß: Wenn er wieder weg
wäre, dann würde sich mein Leben sehr viel unschöner anfühlen. Und das macht
mir manchmal ein bisschen Angst.
     
    Das Geheimnis von Schottland
     
    Ich war
zuvor noch nie in Schottland. Mehrfach bin ich schon nach England gereist, aber
bis nach Schottland hatte ich es noch nie geschafft, und das war ein Fehler.
Ich hatte ja keine Ahnung, was ich verpasse. Schottland ist großartig. Ich bin
aufrichtig begeistert.
    Die
Schotten sind sehr freundliche, extrem höfliche, diskrete und trotzdem
erfreulich herzliche Menschen. Ein wunderbares Volk, aber sie sind nicht der
wesentliche Grund, warum mich Schottland so verzaubert hat. Auch die Landschaft
ist es nicht, obwohl sie ohne Frage von atemberaubender, regelrecht
verwunschener Schönheit ist. Dazu die Hauptstadt Edinburgh, die sicherlich zu
den zwanzig reizvollsten und mit Sehenswürdigkeiten vollgestopftesten Städten
der Welt gehört. In wohl allen Reiseführern dieser Welt steht übrigens, die
Einheimischen würden ihre Stadt Edinbourough nennen. Ein Einheimischer
versicherte mir jedoch, dies stünde nur in den Reiseführern, damit die
Einheimischen besser Touristen erkennen könnten. Nämlich daran, dass sie
beständig und in großer Penetranz Edinbourough zu ihrer Stadt sagen. Speziell
Deutsche hätten dabei oft auch die Angewohnheit, die Einheimischen zu
verbessern. Weshalb sie einen Schotten, wenn der in seiner leicht sprachschnoddernden
Art «Edinboooohhhrrr ...» sagt, gern und freundlich darüber unterrichten, dass
es ja eigentlich richtigerweise Edinbourough heiße.
    Dabei
haben die Schotten nur eine ausgesprochene Vorliebe für O-R-Laute, gesprochen
«oooorrrrhhhh». Sprachtechnisch haben sie wohl das Ziel, grundsätzlich alle Vokale
durch O-R-Laute zu ersetzen. Wenn es nur genügend Oooorrrrhhhh-Laute gibt, dann
fühlen sich die Schotten in ihren Sätzen wohlbehütet und heimisch. So sagen sie
eben nicht: «Where do you come from?», sondern «Woor door jouoor
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