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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight
Autoren: Claudia Gray
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Evernight-Uniform an. Ich hasste Uniformen und hatte noch nie zuvor eine tragen müssen. Am schlimmsten aber war, dass die Rückkehr in mein Schlafzimmer mich sofort wieder an den seltsamen Albtraum erinnerte, den ich in der Nacht zuvor gehabt hatte.
    Ein gestärktes weißes Hemd.
    Dornen kratzen auf meiner Haut, schlagen nach mir und befehlen mir umzukehren.
    Ein roter Schottenrock.
    Blütenblätter rollen sich ein und werden schwarz, als ob sie im Herzen eines Feuers brennen.
    Graues Sweatshirt mit dem Wappen von Evernight.
    Okay, war das nicht ein guter Zeitpunkt, nicht mehr so hoffnungslos morbide zu sein? Genau jetzt?
    Ich war wild entschlossen, mich wenigstens am ersten Tag des Schuljahres wie ein ganz normaler Teenager zu verhalten, und starrte mein Bild im Spiegel an. Die Uniform sah nicht schrecklich an mir aus, aber auch nicht gerade fantastisch. Ich band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, pflückte einen winzigen Zweig heraus, den ich übersehen hatte, und entschied, dass ich, was meinen Aufzug anging, es würde dabei belassen müssen.
    Der Gargoyle starrte mich noch immer an, als fragte er sich, wie jemand so bekloppt aussehen konnte. Vielleicht machte er sich aber auch über das völlige Versagen meines Fluchtplans lustig. Wenigstens würde ich mir sein hässliches Steingesicht nicht länger ansehen müssen. Ich straffte die Schultern und verließ mein Zimmer wirklich und wahrhaftig zum letzten Mal. Von diesem Augenblick an gehörte es mir nicht mehr.
    Ich hatte den ganzen letzten Monat mit meinen Eltern auf dem Campus gewohnt, was genug Zeit gewesen war, um buchstäblich die gesamte Schule zu erkunden: die große Eingangshalle und die Hörsäle im Erdgeschoss. Weiter oben verzweigte sich das Gebäude in zwei riesige Türme. Die Jungen lebten gemeinsam mit einigen Lehrern im Nordturm, wo sich ebenfalls vermoderte Räume befanden, in denen alte Akten für immer und ewig zu verschwinden schienen. Die Mädchen wohnten im Südturm, wo sich auch die übrigen Lehrerwohnungen - einschließlich die meiner Eltern - befanden. Die oberen Geschosse des Hauptgebäudes über der großen Halle beherbergten die Klassenräume und die Bibliothek. Evernight war im Lauf der Zeit vergrößert und mit Anbauten versehen worden, sodass nicht jeder Teil der Akademie im gleichen Stil errichtet war und manchmal nicht so ganz zum Rest zu passen schien. Es gab Flure, die sich wanden und voller Abzweigungen waren, die manchmal nirgendwohin führten. Von meinem Turmzimmer aus sah ich aufs Dach hinaus, einem Sammelsurium verschiedener Bogen und Schindeln unterschiedlicher Stilrichtungen. Und so hatte ich gelernt, mich zurechtzufinden. Allerdings war das so ziemlich alles, worin ich mich gut vorbereitet fühlte.
    Wieder stieg ich die Treppe hinab. Egal wie häufig ich diesen Weg schon genommen hatte: Das Gefühl blieb, ich könnte jeden Augenblick auf den rauen, ungleichmäßigen Stufen stolpern, und Hals über Kopf bis zum Fuß der Treppe hinunterfallen.
    Es ist dumm , sagte ich zu mir selber, über Albträume von sterbenden Blumen nachzugrübeln oder Angst zu haben, auf der Treppe zu stürzen . Auf mich wartete etwas, das weitaus angsteinflößender als das war.
    Ich trat aus dem Treppenschacht in die große Halle. Heute Morgen in aller Frühe war es hier still wie in einer Kathedrale gewesen. Jetzt war die Halle voller Leute, und eine Vielzahl von Stimmen erfüllte den Saal. Trotz des Gewirrs kam es mir so vor, als würden meine Schritte laut widerhallen; sofort wandten sich mir Dutzende von Gesichtern zu. Jede einzelne Person schien den Eindringling anzustarren. Genauso gut hätte ich ein Neonschild mit der Aufschrift »Ich bin die Neue« um den Hals tragen können.
    Die anderen Schüler standen so dicht gedrängt in Grüppchen da, dass sich kein Neuankömmling dazwischenzwängen konnte, und ihre dunklen Augen schossen blitzschnell zu mir. Es war, als könnten sie geradewegs in mich hineinschauen und mein panikerfülltes Herz hämmern sehen. Mir kam es so vor, als würden sie alle gleich aussehen - nicht auf offensichtliche Weise, aber in ihrer Vollkommenheit glichen sie einander. Die Haare eines jeden Mädchens glänzten, ob sie ihr nun offen über den Rücken fielen oder zu einem ordentlichen, festen Knoten hochgesteckt waren. Die Typen sahen allesamt selbstsicher und kräftig aus, und ihr Lächeln war maskenhaft. Alle trugen die Uniform, bestehend aus Sweatshirts, Röcken, Blazern und Hosen in allen erlaubten Farben: in
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