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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight
Autoren: Claudia Gray
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Hintergrund haben, damit sie besser auf das Leben außerhalb dieser Schulmauern vorbereitet sind. Jeder hier kann eine Menge von den anderen Schülern lernen, und ich vertraue darauf, dass Sie sich gegenseitig mit Respekt behandeln werden.«
    Sie hätte es ebenso gut in riesigen roten Buchstaben an die Wand sprühen können: »Einige von Ihnen gehören hier nicht her.« Die neue »Zulassungspolitik« war zweifellos dafür verantwortlich, dass es den Surferjungen und das Mädchen mit den kurzen Haaren hierherverschlagen hatte. Sie sollten überhaupt keine »wirklichen« Evernight-Schüler sein. Sie sollten lediglich als Lerngegenstand für die wirklich dazugehörige Masse dienen.
    Ich war nicht Teil der neuen Politik. Wenn es nicht nach meinen Eltern gegangen wäre, wäre ich gar nicht hier. Mit anderen Worten: Ich war nicht mal zugehörig genug, um eine Ausgeschlossene zu sein.
    »In Evernight behandeln wir Schüler nicht wie Kinder.« Mrs. Bethany sah keinen von uns ausdrücklich an; sie schien einfach ihren abwesenden Blick über uns schweben zu lassen; trotzdem entging ihr nichts in ihrem Blickfeld. »Sie sind gekommen, um zu lernen, wie Sie sich als Erwachsene in die Welt des einundzwanzigsten Jahrhunderts einfügen können, und genau dieses Verhalten erwarten wir hier von Ihnen. Das bedeutet nicht, dass es in Evernight keine Regeln gäbe. Unser Ansehen erfordert die strengste Disziplin. Wir erwarten viel von Ihnen.«
    Sie sagte nicht, was für Folgen Verstöße nach sich ziehen würden, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Nachsitzen nur ein Anfang wäre.
    Meine Handflächen waren schweißnass. Meine Wangen brannten, und vermutlich leuchtete ich wie ein Signalfeuer. Ich hatte mir geschworen, dass ich stark sein und mich nicht von der Masse einschüchtern lassen würde. So viel zu diesem Thema. Die hohe Decke und die weit aufragenden Wände der großen Halle schienen näher zu rücken, und noch immer hatte ich das Gefühl, kaum atmen zu können.
    Meiner Mutter gelang es irgendwie, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ohne zu winken oder meinen Namen zu rufen, was nur Mütter können. Sie und Dad standen ganz am Ende der Reihe von Lehrern, die darauf warteten, vorgestellt zu werden, und sie beide warfen mir ein hoffnungsvolles Lächeln zu. Sie wollten so gerne sehen, dass es mir gut ging.
    Dieses Hoffen gab mir den Rest. Es war schwer genug, meine eigene Angst in den Griff zu bekommen, auch ohne die Sorge im Nacken zu haben, sie möglicherweise zu enttäuschen.
    Mrs. Bethany beendete ihre Ansprache. »Morgen wird der Unterricht beginnen. Heute haben Sie Gelegenheit, sich in Ihren Zimmern einzurichten, Ihre Klassenkameraden kennenzulernen und sich zurechtzufinden. Wir erwarten von Ihnen, für morgen vorbereitet zu sein. Wir sind froh, dass Sie bei uns sind, und wir hoffen, dass Sie das Beste aus Ihrer Zeit hier in Evernight machen.«
    Applaus brandete auf, und Mrs. Bethany nahm ihn mit einem leichten Lächeln und einem kurzen Schließen ihrer Augen entgegen: ein langsames, befriedigtes Blinzeln wie das einer gut genährten Katze. Dann setzten die Gespräche wieder ein, lauter als zuvor. Es gab nur eine Person, mit der ich gerne sprechen wollte, zumal es auch so aussah, als gäbe es nur einen Menschen, der Interesse daran hatte, sich mit mir zu unterhalten.
    Ich lief einmal durch den ganzen Raum, immer am Rand mit dem Rücken zur Wand. Begierig suchte ich die Menschenmenge nach Lucas’ bronzefarbenem Haar ab, seinen breiten Schultern und den dunklen, grünen Augen. Wenn ich nach ihm Ausschau hielt und er nach mir, dann sollten wir einander doch bald in die Arme laufen. Trotz meiner Furcht vor großen Gruppen und meiner Neigung, sie für größer zu halten, als sie tatsächlich waren, wusste ich, dass sich nicht mehr als einige hundert Schüler in der Halle befanden.
    Er würde auffallen , sagte ich zu mir selbst . Er ist nicht wie die anderen, so kalt, so hochnäsig und stolz . Aber schon bald gestand ich mir ein, dass das nicht stimmte. Lucas war kein Snob, aber er hatte das gleiche gute Aussehen, den gleichen geschmeidigen Körper und, nun ja, die gleiche Ausstrahlung von Vollkommenheit. In dieser Menge würde er nicht weiter auffallen; er wäre ein ganz natürlicher Teil davon.
    Im Gegensatz zu mir.
    Langsam zerstreute sich die Versammlung; die Lehrer verließen die Halle, und auch die Schüler gingen verschiedener Wege. Ich trödelte herum, bis ich beinahe die Letzte in der großen Halle war. Bestimmt
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