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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts
Autoren: Claudia Gray
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Das Mädchen zuckte zusammen.
    »Wo ist Lucas?« Aus irgendeinem Grund hätte er hier sein sollen, aber ich konnte mich nicht erinnern, warum.
    »Er ist drinnen.«
    »Ich kann nicht hineingehen.« Es lag nicht daran, dass ich Angst gehabt hätte. Aus irgendeinem Grund schien es mir unmöglich zu sein, die Schule zu betreten. Dann fiel mir ein, warum ich es nicht vermochte. »Das kann nicht real sein. Die Evernight-Akademie ist niedergebrannt. Es gibt sie jetzt nicht mehr.«
    Das Geistermädchen legte den Kopf schräg. »Was glaubst du, wann jetzt ist?«
     
    »Aufstehen!«
    Der Ruf riss uns jeden Morgen aus dem Schlaf. Gerade als ich verschlafen blinzelte und erschöpft versuchte, mich an den Traum zu erinnern, der schon zu verblassen begann, sprang Raquel aus dem Bett, strotzend vor Energie.
    »Komm schon, Bianca.«
    »Es gibt doch nur Frühstück«, knurrte ich. Erdnussbutter auf Toast war es meiner Meinung nach nicht wert, sich zu beeilen.
    »Nein, es ist etwas passiert.«
    Schlaftrunken und verwirrt rappelte ich mich auf und sah, dass die Jäger des Schwarzen Kreuzes rings um mich herum bereits einsatzbereit waren. Meine Erschöpfung verriet mir, dass der Morgen noch nicht angebrochen sein konnte. Warum warfen sie uns mitten in der Nacht aus dem Bett?
    O nein.
    Dana stürmte herein und brüllte: »Es ist bestätigt. Sofort an die Waffen!«
    »Vampire«, flüsterte Raquel. »Sie sind gekommen.«

2
    Sofort setzten sich alle Anwesenden im Raum in Bewegung. Rings um mich herum griffen die Jäger des Schwarzen Kreuzes nach Armbrüsten, Pflöcken und Messern. Ich schlüpfte in meine Jeans; mein ganzer Körper war angespannt.
    Auf keinen Fall würde ich mich an diesem Kampf beteiligen. Auf überhaupt gar keinen Fall! Auch wenn ich mich entschlossen hatte, niemals eine Vampirin zu werden, bedeutete das noch lange nicht, dass ich bereit war, mich einer Gruppe von vampirmordenden Fanatikern anzuschließen. Außerdem waren die Vampire, die uns im Augenblick auf den Fersen waren, keineswegs die verrückten Killer, die die Untoten so in Verruf gebracht hatten. Sie stammten vermutlich aus der Evernight-Akademie und waren nach den Vorfällen nur auf Gerechtigkeit aus, so wie sie sie verstanden. Und wahrscheinlich wollten sie sogar versuchen, mich zu retten.
    Aber was wäre, wenn sie Lucas etwas antun wollten? Würde ich danebenstehen können, wenn sie den Mann angriffen, den ich liebte?
    Neben mir nahm sich Raquel mit zitternden Händen einen Pflock. »Es ist so weit. Wir müssen uns auf alles gefasst machen.«
    »Ich bin nicht bereit … Ich kann nicht …« Wie sollte ich ihr das erklären? Ich konnte es einfach nicht.
    Lucas gesellte sich von der Männerhälfte des Raums her zu uns, sein Hemd war noch nicht zugeknöpft, und sein dunkelblondes Haar war vom Schlaf zerstrubbelt. »Ihr beide werdet nicht dabei sein«, verkündete er. »Ihr seid nicht genügend ausgebildet.«
    Unsere Blicke kreuzten sich, und ich wusste, dass er die anderen Gründe, die mich vom Kampf fernhielten, verstand.
    Raquel sah sauer aus. »Was soll denn das heißen? Natürlich kann ich kämpfen. Ihr müsst mir nur die Chance dazu geben.«
    Lucas ignorierte sie, packte uns an den Armen und zog uns in Richtung des hinteren Bereichs der Lagerhalle. »Ihr beide kommt mit mir mit.«
    »Einen Teufel werde ich tun.« Raquel riss sich los und rannte zur Metalltür, die mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug, als sie hindurchstürmte. Lucas stieß einen leisen Fluch aus und hastete ihr hinterher. Ich folgte den beiden, eigentlich mehr aus Entsetzen als aus sonst irgendeinem Grund.
    Der Himmel war in dem satten Grauton gefärbt, der der Dämmerung vorausgeht. Um mich herum befanden sich Jäger des Schwarzen Kreuzes, allesamt mehr oder weniger notdürftig bekleidet, und riefen sich gegenseitig Anweisungen zu, während sie ihre Posten einnahmen. Messer glänzten im Mondlicht, und ich hörte das Knirschen und Klicken, als die Armbrüste gespannt wurden. Kate kauerte sich auf den Schotter, die Arme vor sich ausgestreckt wie eine Sprinterin vor dem Start. Ihren Kopf hatte sie in einer Weise schräg gelegt, die mir verriet, dass sie sich auf ihr Gehör verließ, um die Lage einzuschätzen. Ich ließ den Blick über das unbestellte Feld schweifen, das uns umgab; das Unterholz stand ziemlich hoch und war offenbar nie zurückgeschnitten worden. Die meisten Menschen würden nicht die geringste Bewegung registrieren. Doch mit meiner geschärften Sicht erhaschte ich
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