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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung
Autoren: Claudia Gray
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verletzt wurden - und ich war noch immer überzeugt, dass sie das nicht wollte -, was für ein Plan steckte denn dann dahinter?
    »Der Unterricht beginnt morgen.« Das vertraute, überlegene Lächeln war auf Mrs. Bethanys Gesicht zurückgekehrt. »Nutzen Sie diesen Tag, um Ihre Mitschüler kennenzulernen, vor allem jene, die neu sind. Wir sind froh, Sie - jeden Einzelnen von Ihnen - hierzuhaben, und wir hoffen, dass Sie das Beste aus Ihrer Zeit hier in Evernight machen.«
    »Glaubst du, sie wird auf ihre alten Tage nachsichtig mit uns?« Balthazar hatte sich mir wieder zugewandt, während die anderen Schüler sich verstreuten.
    »Mrs. Bethany? Wohl kaum.« Einen Augenblick dachte ich darüber nach, Balthazar zu fragen, was er vom Rätsel um die »Zulassungspolitik« hielt. Er war schlau, und auch wenn er Mrs. Bethany respektierte, nahm er ihre Worte nicht als der Weisheit letzter Schluss hin. Außerdem war er schon seit mehr als dreihundert Jahren hier in Evernight und hatte schon genug erlebt, um alles in einem anderen Licht zu sehen und vielleicht gute Antworten für mich parat zu haben. Aber es konnte ebenso gut sein, dass er auch schon genug Erfahrungen gesammelt hatte, um zu wissen, dass ich wegen meiner Beziehung zu Lucas fragte - und daran würde er mit Sicherheit gar nicht gerne erinnert werden.
    Genau in diesem Augenblick grinste Balthazar und winkte jemandem zu, ohne zu sagen, wen in der Menge er eigentlich genau meinte, was die Sache schwierig machte, da er praktisch mit allen hier befreundet war. »Wir sehen uns nachher noch mal, in Ordnung?«, rief ich ihm hinterher, als er sich zum Weggehen umdrehte.
    »Na klar.«
    Einen Moment lang fühlte ich mich einsam ohne ihn. Ich war von Vampiren umgeben - richtigen Vampiren, die mächtig und stark waren, über geschärfte Sinne verfügten, und hinter deren wunderschönen, jungen Gesichtern die Erfahrungen von Jahrhunderten verborgen waren. Ich selbst war ja noch keine endgültige Vampirin, und die Kluft zwischen uns war in meinem ersten Jahr in Evernight nicht nennenswert schmaler geworden. Neben ihnen fühlte ich mich noch immer klein, unbedarft und linkisch.
    Grund genug, sofort wieder nach oben zu gehen, beschloss ich. Dieses Jahr würde ich eine neue Zimmergenossin bekommen, und ich konnte es kaum abwarten, sie zu begrüßen.
    Als ich mein Zimmer im Schlaftrakt betrat, seufzte Raquel. »Willkommen zurück - in der Hölle.«
    Sie hatte sich mit ausgestreckten Armen quer über ihre unbezogene Matratze geworfen. Ihre Reisetasche lag zusammengeknüllt auf dem Fußboden, als wäre die Luft rausgelassen worden, und ihre Kleidung und ihre Kunstmaterialien lagen rings um sie herum verstreut. Es wirkte, als hätte sie ihre Tasche ausgeschüttelt und wäre nun der Überzeugung, mit dem Auspacken fertig zu sein.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen.« Ich ließ mich auf die Kante meines eigenen Bettes sinken. »Ich dachte, du würdest dich wenigstens freuen, dass wir uns dieses Jahr ein Zimmer teilen.«
    »Glaub mir, du bist der einzige Grund dafür, dass ich den Gedanken, wieder hier zu sein, überhaupt ertragen kann. Haben deine Eltern Mrs. Bethany vielleicht irgendwie bestochen? Wenn ja, dann schulde ich ihnen echt was.«
    »Nein, wir hatten nur Glück bei der Auslosung.« Das war schon beinahe eine Lüge. Meine Eltern hatten Mrs. Bethany zwar nicht um einen Gefallen gebeten, doch anscheinend hatte es dieses Jahr eine ungerade Anzahl an menschlichen und an Vampirschülern gegeben, sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen. Und da ich immer noch mehr normale Nahrung zu mir nahm, als dass ich Blut trank, hielt man mich wohl für die weibliche Vampirin, die am ehesten geeignet war, die Wahrheit auch dann vor den Menschen zu verbergen, wenn wir auf unseren Zimmern die Mahlzeiten einnahmen, wie es in Evernight üblich war.
    Dass ich ausgerechnet Raquel zugeteilt bekommen hatte, war jedoch Glück gewesen. Ein anderer Grund dürfte die Tatsache gewesen sein, dass beinahe alle anderen Mädchen, die das letzte Jahr hier verbracht hatten, dafür gesorgt hatten, dass sie das Folgejahr irgendwo anders verbringen konnten. Ich konnte es ihnen nicht verdenken.
    »Also«, sagte ich und versuchte, meinen Tonfall auch weiter locker klingen zu lassen, »abgesehen davon, dass du mehr Zeit in meiner faszinierenden Gegenwart verbringen willst, warum bist du sonst noch zurückgekommen? Ich weiß doch, dass du eigentlich andere Pläne hattest.«
    »Nimm es mir nicht übel, aber
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