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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung
Autoren: Claudia Gray
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einige ihrer Dinge verstaut hatten, wollte sich Raquel ein bisschen aufs Ohr legen. Ihre Eltern waren nicht so reich wie die meisten der Familien von menschlichen Schülern hier in Evernight. Anstatt in einer luxuriösen Limousine bis vor die Tür kutschiert zu werden, hatte sie vor dem Morgengrauen den Bus in Boston nehmen und dann einige Male umsteigen müssen, um schließlich auf ein Taxi zu warten, das sie das letzte Stück Weges herbrachte. So war sie völlig erledigt und schon eingeschlafen, noch bevor ich meine Schuhe zugebunden hatte, um hinauszugehen.
    Raquel ist hier, weil sie ein Stipendium bekommen hat , dachte ich. Das bedeutet, dass Mrs. Bethany sogar dafür bezahlt, dass sie die Schule hier besuchen kann. Warum sollte sie das tun?
    Alle menschlichen Schüler mussten aus einem bestimmten Grund hier sein, und bei Raquel konnte es sich nicht um Geld handeln. Aber was war es dann? War Raquel irgendwie sogar noch wichtiger als alle anderen?
    Noch mehr Fragen, und keine Antworten in Sicht.
    Ich schlenderte über das Schulgelände, um zu sehen, wie sehr sich Evernight verändert hatte, seitdem die Schüler eingetroffen waren. Die menschlichen Schüler unterhielten sich angeregt und bemühten sich, Freundschaften zu schließen, während die Vampire sie beobachteten, gelangweilt und voller Verachtung.
    Mein Magen knurrte. Es war beinahe Mittagszeit. Ich hoffte, dass ich die einzige Vampirin war, die über Nahrungsaufnahme nachdachte, während die menschlichen Schüler vor unserer Nase herumliefen, aber das war wenig wahrscheinlich.
    »Hey, Binks!«
    In meinem ganzen Leben hatte mich noch niemand »Binks« genannt, aber noch bevor ich die Stimme erkannt hatte, wusste ich, wer es war. »Vic!«
    Vic schlenderte über das Schulgelände hinweg auf mich zu, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Wie gewöhnlich hatte er einige Veränderungen an seiner Evernight-Uniform vorgenommen; er trug keine Krawatte in den Farben der Schule, sondern eine, die von einem handgemalten Hula-Mädchen geziert wurde. Auf seinem Kopf saß wie immer seine geliebte Baseballkappe. Wir fielen einander in die Arme und lachten, und er wirbelte mich herum, sodass meine Füße vom Boden abhoben.
    Als er mich wieder absetzte, war mir schwindlig, aber ich konnte nicht aufhören zu lächeln. »Hattest du einen guten Sommer? Ich habe deine Bilder aus Buenos Aires bekommen, aber dann nichts mehr von dir gehört.«
    »Nachdem ich meinen Spaß am Meer gehabt hatte, stand Arbeiten auf dem Programm. Woodson Enterprises bieten jedes Jahr ein Sommerpraktikum an, und Dad war ganz begeistert von der Vorstellung, ich könnte das Familiengeschäft von der Pike auf lernen. Aber als Praktikant? Hat sich was mit dem Grundlagenlernen. Man lernt nur, wie die Leute ihren Kaffee mögen. Ich habe den Rest des Sommers damit zugebracht, mir zu merken, wer seinen Tee mit Sojamilch will. Total öde. Hast du die ganze Zeit hier festgesessen?«
    »Wir haben den 4. Juli in Washington verbracht. Die meiste Zeit über hat uns meine Mutter von einer Sehenswürdigkeit zur anderen geschleppt. Aber das Natural History Museum war spitze. Sie haben Meteoriten ausgestellt, die man sogar anfassen durfte …«
    Vics Hand kroch verstohlen in die Tasche meines Rocks. Ich tat so, als würde ich den Umschlag zwischen seinen Fingern nicht bemerken. Mein Herz begann schneller zu schlagen.
    »Tja, das hat Spaß gemacht. Wenigstens bin ich im Sommer eine Woche von hier weggekommen. Im Schuljahr ist es in Evernight ja schon langweilig genug, aber wenn man hier praktisch allein ist, ist es noch schlimmer.« Ich plapperte vor mich hin, denn es war mir ganz egal, was ich von mir gab. »Manchmal bin ich an den Wochenenden nach Riverton gefahren, aber das war’s dann eigentlich auch schon. Hmm. Tja, also.«
    »Wir sehen uns ja später noch.« Offensichtlich begriff Vic, dass ich im Augenblick an nichts anderes denken konnte als an das, was er soeben in meine Tasche hatte gleiten lassen. »Wollen wir uns nach dem Essen treffen? Dann kannst du auch meinen neuen Zimmergenossen kennenlernen. Er scheint ganz cool zu sein.«
    »In Ordnung. Klar.« Ich hätte auch zugestimmt, wenn Vic vorgeschlagen hätte, dass wir uns gemeinsam die Köpfe kahl scheren sollten. Mein Körper stand unter Hochspannung, und mir war schon wieder schwindlig. »Wollen wir uns hier verabreden?«
    »Wie du willst.«
    Ohne ein weiteres Wort rannte ich weg und steuerte geradewegs auf den schmiedeeisernen Pavillon am Rande des
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