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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)
Autoren: Avery Williams
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aber tausend Dollar dafür haben. Außerdem sagt er, was im Internet zu finden ist, kann er nicht verschwinden lassen.« Sie lehnt sich gegen einen Kühlschrank mit Bier und trommelt mit den Fingern darauf, während sie auf meine Antwort wartet.
    Ich antworte resigniert: »Ich habe nur dreihundert.«
    Lucia mustert mich einen Moment lang und kaut an ihrer Unterlippe. Wieder geht sie zum Telefonieren in die Küche und sagt dann bei ihrer Rückkehr: »Okay, dieses eine Mal würde er es auch für dreihundert machen.«
    »Danke, danke, danke! Wie haben Sie das bloß geschafft?« Ich atme tief ein. Mein gesamtes Bargeld wird dabei draufgehen, aber ich werde schon neues beschaffen können. Vielleicht hat Bryan Geld, oder ich kann etwas aus dem Haushalt der Morgans verkaufen. Bei dem Gedanken krampft sich mein Magen zusammen, aber ich bin verzweifelt.
    Lucia zuckt mit den Schultern. »Er schuldet mir was.«
    Ich hole mein Geldbündel hervor und zähle dreihundert Dollar ab, die ich ihr gebe. Von ihr bekomme ich dafür ein Stück Papier, auf dem ich die Einzelheiten zu Kaileys Unfall notiere: Datum, Ort und den Namen des Krankenhauses, in das man sie gebracht hatte.
    Kurz darauf erscheint der Mann aus dem Fotostudio und überreicht mir einen Umschlag. Als ich ihn öffne, blicke ich auf Kaileys Gesicht auf einem neuen Ausweis. Mein neuer Name ist Jane Smith. Fragend sehe ich den Mann an.
    Der zuckt mit den Schultern und antwortet: »Du hast mir nicht gesagt, welchen Namen du willst, deshalb habe ich einen ausgewählt.«
    Ich danke den beiden und unterdrücke das Verlangen, Lucia zu umarmen. Stattdessen sage ich ihr, dass sie eine gute Fee sei, woraufhin sie lacht und mich nach draußen scheucht.

Kapitel 32
    G uten Morgen«, begrüße ich am Dienstag fröhlich Mrs. Morgan, als ich in die Küche komme. Außerdem drücke ich ihr noch einen Kuss auf die Wange.
    Mr. Morgan blickt von seiner Zeitung auf. »Oho. Als du das letzte Mal so glücklich warst, ist Noah an der Tür aufgetaucht und hat sich verdächtig wie dein Freund benommen. Was kommt jetzt? Habt ihr euch verlobt?«
    »Haha.« Ich beuge mich hinunter und küsse auch ihn auf die Wange. »Ich habe einfach nur gute Laune. Es ist ein wunderschöner Tag.« Ich hoffe, ich klinge nicht so falsch, wie ich mich fühle.
    Mit dem heutigen Abend wird sich ihr Leben unwiderruflich ändern. Sie werden wissen, dass es ein Davor gab – eine Zeit, als sie zwei glückliche Kinder hatten – und ein Danach, als ihnen nur noch eines blieb. Sie werden auf das Davor zurückblicken und sich fragen, warum sie nicht jeden Moment ausgekostet haben. Sie werden sich fragen, warum sie sich je über belanglose Probleme Sorgen gemacht, warum sie nicht erkannt haben, wie gut es ihnen ging. Ich kann ihnen die Trauer, die sie empfinden werden, nicht ersparen, aber ich kann versuchen, sie mit guten Erinnerungen zu verlassen.
    »Ich muss gehen«, sagt Mrs. Morgan und trinkt ihren Kaffee mit einem großen Schluck aus. »Ich habe zugesagt, heute früh im Büro zu sein.«
    »Ich komme mit dir«, sagt Mr. Morgan und schiebt seinen Stuhl zurück.
    Sie sind schon fast aus der Tür, als ich mich räuspere. »Mom, Dad?«
    Erwartungsvoll drehen sie sich um.
    »Ich will nur, dass ihr wisst, dass ich euch liebe. Zweifelt bitte nie daran.« Meine Stimme zittert.
    Beide sehen überrascht, aber auch gerührt aus.
    Mrs. Morgan breitet die Arme aus, und ich stürze mich hinein. »Nicht so sehr, wie wir dich lieben«, antwortet sie.

    Nachdem die beiden zur Arbeit gefahren sind, kehre ich in Kaileys Zimmer zurück. Dies wird mein letzter Morgen hier sein. Ich hole den Rucksack aus seinem Versteck unter dem Bett und setze mich auf den limonengrünen Überwurf.
    Ich sehe mich in dem Raum um, nehme alles in mich auf: Kaileys Bilder, die Fotos von ihr und ihren Freundinnen, ihre Kleidung, ihr Parfüm. Ich will ihr danken, dass ich hierbleiben und ihr Leben führen durfte, wenn auch nur für kurze Zeit. Das Zimmer in den Farben einer Pfauenfeder ist still, es hört mir zu. Es ist Kailey. Was würde ich zu ihr sagen, wenn ich könnte?
    Kailey, ich habe dich nie persönlich kennengelernt, aber ich kenne dich. Ich habe in deinem Bett geschlafen und dein weißes Kleid getragen. Ich hoffe, dass du frei und glücklich bist, dass du die Farbe von Wasser hast – von türkisfarbenem Wasser, wie die Wände in deinem Zimmer. Dass der Wind warm ist und du ein Teil von ihm bist. Dass du deine Bilder vollenden kannst – der
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