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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)
Autoren: Avery Williams
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Hühnchen mit scharfen Chilis und Basilikum. Danach lehnen wir uns gegen ein Stück Holz, satt und zufrieden.
    Im orangefarbenen Licht des Feuers betrachte ich sein Profil. Sein dunkles Haar umspielt sein Kinn, wellig von der feuchten Luft und dem Salz. Als er es zurückwirft, wird sein starker Kiefer sichtbar, ebenso seine dichten Brauen. Mein Meeresprinz, denke ich und erinnere mich an die Stunden, die ich auf dem Schiff von Barbados nach New Amsterdam verbracht habe. Wie nahe ich daran war, über Bord zu springen, einem flatterhaften Sonnenstrahl bis auf den Meeresboden zu folgen.
    Ich will nicht ins Wasser gehen. Doch jeder soll denken, dass ich es getan habe.
    Ich fange an zu zittern, und Noah legt den Arm um mich.
    »Was ist los? Hast du einen Geist gesehen?«
    Ja, denke ich. Mich selbst.
    Da kommt mir ein Gedanke, eine Frage, die ich sofort stellen muss. »Noah, würdest du mich immer noch mögen, wenn ich wie jemand anders aussähe?«
    Er setzt sich auf und sieht mir in die Augen. »Was meinst du damit?«
    »Ich weiß nicht – zum Beispiel, wenn ich einen vollkommen anderen Körper hätte. Wenn ich wie Leyla aussähe. Oder wie Nicole. Und trotzdem immer noch ich wäre.«
    Sanft umfasst er mein Kinn. »Das ist ein seltsamer Gedanke. Aber okay.« Er überlegt einen Moment. »Ich versuche, mir dich mit einem anderen Gesicht vorzustellen.«
    Ich erwidere seinen Blick ernst, doch dann fängt er zu lachen an. »Das geht nicht, Kailey.«
    »Okay, dann eben nicht.« Ich tue so, als würde ich schmollen.
    »Ich soll die Sache ernst nehmen? Gut, dann bin ich jetzt ernst. Ich kenne dich schon fast mein ganzes Leben. Wahrscheinlich kenne ich dein Gesicht besser als mein eigenes. Aber du hast dieses Funkeln in den Augen, das ich überall wiedererkennen würde.« Er hält inne. »Also, ja, selbst wenn du anders aussehen würdest, würde ich dich immer noch lieben …« Peinlich berührt unterbricht er sich. »Habe ich das gerade wirklich gesagt?«
    »Meinst du das ehrlich?«, frage ich mit klopfendem Herzen.
    Er blickt zu Boden, aber ich lege ihm eine Hand an die Wange und drehe sein Gesicht sanft zu mir zurück.
    »Wir haben keine Zeit, um Dinge ungesagt zu lassen.« Vielleicht werde ich nie wieder einen Moment wie diesen erleben. Es ist ihm gegenüber nicht fair, ich weiß. Aber ich kann nichts dagegen tun.
    Er starrt auf das Wasser, wo sich in der Ferne einige Wellen wie atmosphärische Störungen brechen. Er sieht mich nicht an, nimmt aber meine Hand. Das reicht. Es ist ein süßer Traum, den ich an den einsamen Tagen, die vor mir liegen, hervorziehen und an den ich mich erinnern kann.
    »Du musst jetzt nichts sagen«, versichere ich ihm. »Lass uns ein wenig spazieren gehen. Ich möchte mir die Golden Gate Bridge ansehen.«

    Beim Laufen wird uns warm, doch auf der Brücke weht ein eisiger Wind. Auf den Nebel, der um das orangefarbene Metallgerüst wabert, scheint es allerdings keine Auswirkungen zu haben.
    »Es geht ganz schön weit runter«, bemerke ich erschaudernd und schlinge einen Arm um Noahs Taille.
    »Auch wenn man in diesem Nebel nichts sieht«, fügt er hinzu. Kleine Tropfen hängen in unseren Haaren. Auch er erschaudert. »Lass uns heimfahren.«
    Ich nehme einen tiefen Atemzug. Es ist Zeit.
    »Fahr du nur. Ich glaube, ich möchte noch ein wenig hierbleiben. Ich brauche etwas Zeit für mich.« Ich versuche, beiläufig zu klingen, als ob es die normalste Bitte der Welt wäre.
    »Was? Nein. Es ist nicht sicher hier. Ich bleibe bei dir.«
    »Wirklich, Noah. Ich will allein sein. Mir passiert schon nichts.«
    »Aber was, wenn doch? Nein, das ist verrückt.« Sein Ton ist bestimmt.
    »Ich komme oft allein hierher. Ernsthaft. Hier ist es sicherer als in Berkeley.« Ich versuche, überzeugt zu klingen.
    »Und wie kommst du dann heim?«, macht Noah sich Sorgen.
    »Ich glaube, ich weiß, wie man ein Taxi ruft«, sage ich trocken. »Ich bin schon ein großes Mädchen.«
    »Ich weiß nicht. Es fühlt sich nicht richtig an, dich hier ganz allein und ohne Schutz zurückzulassen.« Seine Stimme wird unsicher. Ein Riss in seiner Rüstung.
    »Ich brauche keinen Mann, der auf mich aufpasst«, erwidere ich scharf. »Glaubst du, ich bin wirklich so schwach?«
    »Nein, natürlich nicht.« Er lächelt. »So würde ich dich nun wirklich als Allerletztes beschreiben.«
    »Dann lass mir meinen Willen. Ich verspreche dir, dass mir nichts passieren wird.«
    »Okay … Wenn du wirklich Zeit für dich brauchst … Aber sobald du
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