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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)
Autoren: Avery Williams
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leben.
    Ich wünsche mir, dass wir für immer Freundinnen bleiben.
    Jetzt habe ich nur einen Wunsch für Charlotte. Ich umfasse ihr Handgelenk und sehe sie eindringlich an. »Charlotte, du musst Sébastien sagen, was du für ihn empfindest. Versprich mir das.«
    Ihr Lächeln verblasst. »Sera, du weißt, was Cyrus dazu sagen würde.«
    »Vergiss Cyrus.« Als ich ihren schockierten Gesichtsausdruck bemerke, spreche ich sanfter weiter. »Was ist denn schon ein ewiges Leben ohne Liebe?«
    Cyrus gesellt sich zu uns und legt mir den Arm um die Taille. Ich drehe mich leicht zur Seite, damit er das Papier in meiner Tasche nicht bemerkt. »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, flüstert er. Er hat also seine Wahl bereits getroffen. Das ging aber schnell.
    Ich atme tief durch und nehme ihm das leere Weinglas aus der Hand. »Ich besorge dir noch schnell Nachschub.«
    Er küsst mich seitlich auf den Hals und nickt dann in Richtung eines Mädchens, das allein unter einem Kronleuchter steht. Das Licht fällt sternförmig auf ihr glänzendes kastanienbraunes Haar. Sie sieht mir unglaublich ähnlich, ein Ebenbild meiner äußeren Merkmale.
    Nachdem Cyrus gegangen ist, ziehe ich Charlotte in eine feste Umarmung. »Danke, dass du meine beste Freundin bist, Char. Wirklich!« Als ich sie freigebe, stehen mir Tränen in den Augen, die ich rasch wegblinzele.
    »Meine sensible Seraphina.« Sie streicht mir das Haar aus dem Gesicht und legt für einen Moment ihre Hand auf meine eiskalte Wange. »Ich freue mich auf dein neues Du, das ich schon bald sehen werde.«
    Ich schlucke angestrengt, als der Barkeeper ein Glas Rotwein vor mir abstellt. Ich nehme es und bahne mir einen Weg durch die Menge zu Cyrus und dem Mädchen. Als ich mir sicher bin, dass mich niemand beobachtet, klappe ich das Geheimfach des Giftrings auf und schütte den Inhalt mit einer geübten Bewegung in das Glas. Dann gehe ich rasch weiter, begegne Cyrus’ Blick. Er wirkt sehr zufrieden.
    Mit einem Mal tut er mir leid. Cyrus, meine geliebter Alchemist, der Mann, der die Magie Wirklichkeit werden ließ, der Mann, der für die Illusion lebt, der sagt: Das Feuer brennt nur für dich violett, Seraphina. Cyrus, der mich so fest hält, dass ich zu ersticken glaube, der mich zu einer Mörderin gemacht hat, der mich lieber selbst töten als mich verlieren würde. Viele Male hat er mir das schon gesagt. Doch nach heute Abend werde ich weg sein – und wir beide werden zum ersten Mal seit Jahrhunderten allein sein.

Kapitel 4
    I m Takt der hämmernden Musik gehe ich auf Cyrus zu. Mein Herz schlägt schmerzhaft in meiner Brust, und ich muss aufpassen, dass ich den Wein nicht verschütte. Ich blicke nicht auf das Glas, denn ich weiß aus langer Erfahrung, dass ich anmutiger bin, wenn ich nicht versuche, es zu sein . Vertrau auf dich selbst, Sera. Nicht denken, einfach machen.
    »Hallo, ich bin Sera«, begrüße ich das Mädchen, reiche Cyrus den Wein und schüttele ihr die Hand.
    Sie ist umwerfend hübsch mit ihrem dicken espressofarbenen Haar und den warmen braunen Augen, die von dichten schwarzen Wimpern umrahmt sind. Ihre leicht geröteten hohen Wangenknochen betonen ihre olivfarbene Haut. Abgesehen von unserem Teint könnten wir Schwestern sein.
    »Claudia«, antwortet sie mit kaum hörbarem deutschem Akzent. »Cyrus sagt, du bist Fotografin?«
    Cyrus bedeutet mir mit einem Blick, darauf einzugehen. »Ich habe Claudia von dem Fotoshooting erzählt, an dem du gerade arbeitest. Du suchst doch immer noch Models, nicht wahr?«
    »Richtig, wir brauchen noch ein paar.«
    Das Mädchen betrachtet mich mit hoffnungsvollen, unschuldigen Augen, und ich stelle mir vor, wie diese Nacht verlaufen könnte. Wir würden nach oben gehen und uns unterhalten. Ich würde versuchen, ihr Vertrauen zu erringen, ihr von den Monaten in München und dem Café Frischhut erzählen, meinem Lieblingscafé dort, bis sie freiwillig in meine Arme käme. Mein kalter Mund würde den ihren verschließen, mit einem Purpurblitz würde ich die Macht fühlen und ihren Körper für mich beanspruchen.
    Auf einmal gerät meine Entschlossenheit ins Wanken. Meine Seele mag zwar bereit sein zu sterben, doch ein Teil von mir versteht sich bestens darauf weiterzuleben, und zwar um jeden Preis. Ich kann mich immer noch umentscheiden, denke ich. Ich kann mir ihren Körper nehmen, Charlotte suchen und mit ihr tanzen, mich in der unerbittlichen Musik verlieren. Ich kann mit Cyrus nach Hause gehen. Ich kann sein Eigentum
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