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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt
Autoren: Anna Carey
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verdeckt. »Halte deine Hände so, dass wir sie sehen können.« Stark führte sie an und lief in großem Bogen um mich herum.
    Von einer Treppe in der Ecke näherten sich noch zwei Soldaten, ein anderer kam aus dem Tunnel. Sie schwärmten im Hangar aus, bewegten sich an den Betonwänden entlang und nahmen links und rechts des Eingangs Position ein.
    In der Zwischenzeit hatte mich Stark gepackt, er drehte meine Handgelenke nach hinten und legte mir Plastikfesseln an. Aus Angst, meine Beine würden einfach unter mir wegsacken, kniete ich mich auf den Boden. Ich dachte nur an Caleb und hoffte, dass einer der Dissidenten ihn vor dem Hinterhalt gewarnt hatte.
    Als Stark mich zum Büro schleifte, hörte ich Schritte auf die Hangartür zukommen. Jemand näherte sich. Die Soldaten kauerten sich mit erhobenem Gewehr neben den Eingang und warteten. Bevor ich etwas tun konnte, öffnete sich die Tür. Harper kam herein. Ich sah, wie er die Situation begriff, allerdings eine Sekunde zu spät. Er war der Erste. Es passierte so schnell, dass mir zunächst nicht klar war, dass sie ihn erschossen hatten. Ich sah bloß, wie er sich gegen den Türrahmen lehnte, und die offene Wunde in seinem Oberkörper, wo ihn die Kugel getroffen hatte.
    Ich rappelte mich auf. »Caleb! Sie sind hier« , kreischte ich, meine Stimme klang fremd. »Lauf!«
    Stark presste mir die Hand auf den Mund. Caleb bog gerade um die Ecke, sein Gesicht war kaum zu sehen. Unsere Blicke begegneten sich und dann hörte ich den Schuss, der ihn in die Seite traf. In dem riesigen Betonhangar klang es noch lauter, es hallte von den Wänden zurück. Ich sah ihn nach hinten taumeln. Er sank auf den Boden, sein Arm wurde unter ihm eingeklemmt, sein Gesicht war verzerrt und fremd. Ich lag auf den Knien und wandte den Kopf nicht ab, als er sich krümmte, die Augen vor Schmerz zusammengekniffen. Dann stürzten sich die Soldaten auf ihn, ihre gewaltige Überzahl verschluckte ihn einfach.

EINUNDVIERZIG
    Der Jeep raste durch die Straßen, die für die Parade abgesperrt worden waren. Tausende von Menschen lehnten über den Absperrungen, jubelten nach wie vor für ihre Prinzessin und suchten die Strecke nach Anzeichen von ihr ab. Ich saß vornübergebeugt auf dem Rücksitz und konnte noch immer nicht fassen, was passiert war. Meine Hände waren aufgeschürft, weil sie mich aus dem Hangar herausgeschleift hatten. Ich hatte mich gegen die Soldaten gewehrt und versucht, mich irgendwo festzuhalten, doch sie hatten mich davongeschleppt, bevor ich es zu Caleb schaffte.
    Caleb wurde angeschossen, sagte ich mir. Ich sah von Neuem sein Gesicht vor mir, als ihn die Kugel durchbohrte. Er lag allein dort, auf dem kalten Betonboden, in einer Blutlache.
    Wir rasten die lange Palastauffahrt hinauf. Sie geleiteten mich an den Marmorspringbrunnen vorbei ins Innere. Das Erdgeschoss war für die Hochzeit geräumt worden, unsere Schritte dröhnten in der leeren Halle. Reginald war der Einzige, der auf uns wartete. Er ging mit dem albernen Notizbuch in der Hand vor dem Aufzug auf und ab. Er kaute auf dem Ende seines Bleistifts herum.
    »Bleiben Sie mir bloß vom Hals«, sagte ich, weil ich mir schon die Geschichte vorstellen konnte, die am nächsten Tag in der Zeitung stehen würde – dass man am Morgen der Hochzeit Feinde des Neuen Amerika festgenommen hatte. Dass die Bürger nun alle viel sicherer wären.
    »Kann ich einen Moment mit der Prinzessin reden?«, fragte Reginald die Soldaten und überhörte meine Bemerkungen. »Bevor sie nach oben fährt, muss ich den Ablauf neu mit ihr durchsprechen.« Die Soldaten durchschnitten meine Fesseln und beobachteten uns aus der Entfernung.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich, als wir allein waren. Ich rieb mir die Handgelenke. »Irgendeinen Spruch, wie toll der heutige Tag war?«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. Sein Blick wanderte zu den Soldaten, die nun in der runden Halle entlang der Wand standen. »Hör mir zu«, sagte er langsam, seine Worte waren nicht viel mehr als ein Flüstern. Sein Gesicht war ruhig. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Was soll das?« Ich versuchte, ihn wegzustoßen, doch er kam näher, seine Hand lag noch immer auf meiner Schulter, seine Finger gruben sich in meine Haut.
    »Es ist vorbei«, sagte er leise. »Du weißt von keinem Pfad, von keinen weiteren Tunneln. Du hast nie Harper oder Curtis oder einen der anderen Dissidenten kennengelernt. Soweit du weißt, hat Caleb allein gearbeitet.«
    »Was wissen Sie über
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