Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
Büro. Auf einem der Stockwerke würde er auf Beatrice treffen, die ebenfalls auf der Suche war – fieberhaft suchte sie vor dem Umzug nach dem Ring. Sie würde ihm sagen, dass sie gerade aus meinem Zimmer käme und dass ich darauf bestanden hatte, dass sie nach dem fehlenden Schmuckstück suchte, weil ich befürchtete, ich könnte es irgendwo außerhalb der Suite verloren haben.
    »Danke«, flüsterte ich, die Worte fühlten sich unzulänglich an. »Für alles.« Ich sah mich im Zimmer um, erinnerte mich daran, wie sie nach meiner Ankunft meine wund geriebenen Handgelenke gewaschen, wie sie an meinem Bett gesessen und mir die Hand zum Einschlafen auf die Stirn gelegt hatte. »Sobald ich den Pfad erreiche, suche ich nach Sarah«, flüsterte ich. »Wir holen sie rechtzeitig raus.«
    »Hoffentlich«, sagte sie, beim Gedanken an ihre Tochter verdüsterte sich ihr Gesicht.
    »Sie kommt zu dir zurück«, beharrte ich. »Versprochen.«
    Beatrice lächelte, doch dann presste sie die Finger auf die Augen. »Clara ist draußen auf dem Gang – warte auf ihr Zeichen, bevor du gehst. Ich bleibe noch vierzig Minuten hier«, sagte sie. »Die Eingänge sollten nun alle frei sein. Ich werde niemanden hereinlassen.« Sie ging weiter in das Zimmer hinein und bedeutete mir zu gehen.
    Ich schlich zur Tür. Das Schloss war auf dieselbe Art zugestopft wie das zum Treppenhaus, ein Papierbausch in seinen Tiefen verhinderte, dass es einschnappte. Ich lauschte auf den Soldaten. Er stand direkt neben der Tür, man hörte sein schweres Atmen. Meine Hand lag auf dem Türknauf, ich wartete darauf, Claras Stimme zu hören.
    Nach ein paar Minuten hallten Schritte auf dem Holzboden. »Ich brauche Hilfe!«, rief Clara den Gang hinunter. »Sie da – jemand ist in meine Suite eingebrochen.«
    Ich hörte undeutlich die Antwort des Soldaten und die anschließende Diskussion, Clara beharrte darauf, dass er sofort mit ihr kam, dass ihr Leben in Gefahr war. Als sie den Gang hinunterliefen, öffnete ich die Tür einen Spalt weit. Clara lief schnell, während sie den Saum ihres Kleides hochhielt und sich über das aufgebrochene Schloss ihres Safes ausließ und dass irgendjemand während des Frühstücks in ihre Räume eingedrungen sein musste. Der Soldat hörte aufmerksam zu und rieb sich die Stirn. Bevor sie um die Ecke bogen, sah Clara noch einmal über ihre Schulter, unsere Blicke trafen sich.
    Ich rannte zum östlichen Treppenhaus. Ich trug den Pulli und die Jeans, die ich auch in der Nacht getragen hatte, als ich das erste Mal den Palast verließ, meine Haare waren zu einem tiefsitzenden Dutt zusammengebunden. Als ich jetzt die Treppe hinunterlief, vermisste ich die Mütze, die ich mir über die Augen gezogen hatte, und kam mir viel nackter, viel leichter zu erkennen vor. Ich blickte auf meine Füße und duckte mich vorsichtig unter jedem der kleinen Fenster der einzelnen Stockwerke hinweg.
    Viel weiter unten wimmelte es vor den Läden des Palastes von Menschen. Arbeiter schlossen ihre Geschäfte für den Vormittag und zogen große Metallgitter herunter, um die Schaufenster zu schützen. Die Einkäufer strömten auf die Straße. Soldaten schickten alle aus den zahlreichen Ausgängen und räumten das Erdgeschoss für den Umzug. Als ich auf die gleiche Tür zusteuerte, durch die ich an jenem ersten Abend gegangen war, hielt ich den Kopf gesenkt, weil ich den Blick der Soldaten auf mir spürte. »Weiterlaufen!«, rief einer, beim Klang seiner Stimme verkrampfte sich mein ganzer Körper. »Gehen Sie nach rechts, sobald Sie auf die Hauptstraße kommen.«
    Ich folgte der Menge und quetschte mich auf den Platz zwischen der Springbrunnenanlage des Palastes und den Metallabsperrungen. Der Mann neben mir hatte seinen Sohn dabei, sein Arm lag um dessen Schultern, als sie sich Schritt für Schritt nach draußen schoben. Ich hielt die Hand vors Gesicht, weil ich nicht von zwei älteren Frauen erkannt werden wollte, die mit festlich um den Hals gebundenen rot-blauen Schals links von mir liefen. »Auf der Paradise Road werden wir den besten Blick haben«, sagte die eine von ihnen. »Auf der rechten Seite gegenüber des Wynn Hotels werden wir nicht im Gedränge stehen. Ich habe keine Lust, noch einmal wie bei der Parade hinter den Massen eingeklemmt zu sein.«
    Schließlich waren wir am Fuße der Marmorstufen des Palastes und kamen schneller vorwärts, als wir im Gänsemarsch die Hauptstraße entlang und über die Überführung gingen. Ich sonderte mich ab und war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher