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Eve & Adam (German Edition)

Eve & Adam (German Edition)

Titel: Eve & Adam (German Edition)
Autoren: Katherine Applegate , Michael Grant
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erwidert meine Mutter. »Weiß Gott, was da alles für Keime herumschwirren. Mein Fahrer wartet draußen. Ich muss noch einige Anrufe erledigen und dafür ist ein Krankenwagen nicht der richtige Ort. Wir sehen uns im Labor.«
    Der Arzt seufzt und legt einen Schalter um. Die Apparate verstummen.
    Meine Mutter küsst mich auf die Schläfe. »Ich lasse alles vorbereiten. Mach dir keine Sorgen.«
    Ich zwinkere zum Zeichen, dass ich mir bestimmt keine Sorgen mache. Nicht, solange der Morphiumtropf allem die Schärfe nimmt.
    Solo gibt meiner Mutter Tasche und Handy. Sie verschwindet, aber ich höre noch das eilige Stakkato ihrer High Heels.
    »Unerhört!«, sagt der Arzt, als sie ihn nicht mehr hören kann. »Das gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Keine Sorge«, meint Solo.
    Keine Sorge. Na jedenfalls für dich nicht, Schwachkopf. Verschwinde. Hör auf, mit mir zu sprechen oder über mich. Und nimm die Hand von mir runter, mir ist übel.
    Der Arzt überprüft einen Infusionsbeutel. »Hm«, murmelt er. »Sie sind Arzt?«
    Solo verzieht die Mundwinkel zu einem wissenden, leicht selbstzufriedenen Lächeln. »Nur der Laufbursche.«
    Er sucht meine in Tüten verpackten Sachen und meinen Rucksack zusammen. Mir fallen plötzlich die Hausaufgaben für meinen Bio-Prüfungskurs ein. Ein Arbeitsblatt zum ersten Mendel’schen Gesetz. Kreuzt man reinerbige Individuen miteinander, die sich in einem Allelpaar unterscheiden, so sind alle Nachkommen der ersten Tochtergeneration untereinander gleich.
    Genetik. Ich mag Genetik, die Regeln, die Ordnung. Meine beste Freundin Aislin meint, weil ich ein Kontrollfreak sei. Wie die Mutter, so die Tochter.
    Ich habe eine Menge Hausaufgaben auf, will ich sagen, aber alles eilt geschäftig durchs Zimmer. Mir fällt ein, dass Bio nicht mehr so wichtig ist, wenn ich sterbe.
    Sicher wird der Tod als Entschuldigung für nicht gemachte Hausaufgaben akzeptiert.
    »Du bist bald wieder auf den Beinen«, sagt Solo zu mir. »Joggst in null Komma nichts zehn Kilometer.«
    Ich versuche zu sprechen. »Hakich kich.«
    »V« geht tatsächlich nicht mit Schlauch im Mund.
    Da fällt mir ein: Woher weiß er eigentlich, dass ich gerne jogge?

3
    SOLO
    So, das ist also die Tochter vom Boss.
    Natürlich habe ich Fotos von ihr gesehen. Wer Terra Spikers Büro betritt, kann gar nicht anders. Mein Lieblingsbild ist das, auf dem Eve durchgeschwitzt und knallrot im Gesicht über eine Ziellinie läuft, mit diesem Megalächeln im Gesicht.
    Ich werfe einen verstohlenen Blick auf die Krankentrage. Eve hat einen ziemlich heftigen Bluterguss unter beiden Augen. Trotzdem sieht man die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter. Hohe Wangenknochen, große, tief liegende Augen. Hochgewachsen und schlank.
    Aber das war’s dann auch schon mit den Ähnlichkeiten. Terra ist kalt wie ein Gletscher: eisblonde Haare, berechnende graue Augen. Eve … na ja, sie ist anders. Sie hat Haare mit goldenen Strähnen und ganz warme, braune Augen. Auch wenn sie im Moment noch ein wenig matt wirken.
    Auf der schmalen Bank hinten im Krankenwagen ist nicht viel Platz. Als der Fahrer die Sirene einschaltet und durchstartet, fliege ich fast durchs Auto.
    Ich grinse.
    »Gib Gas!«, brülle ich nach vorn.
    Der Arzt, der auf der anderen Seite von Eves Trage sitzt, sieht mich böse an.
    Ich weiß, dass man eine Fahrt mit dem Krankenwagen eigentlich nicht genießen sollte, aber trotzdem: Mit Blaulicht und Sirene durch die Straßen von San Francisco zu heizen, während die anderen Autos sich hastig vor dir in Sicherheit bringen, ist einfach nur hammergeil.
    Und Eve wird sowieso wieder gesund.
    Glaube ich zumindest.
    In Sekunden haben wir die Brücke erreicht. Die Brücke. Die Golden Gate, immer noch die schönste von allen. Ich kann mich nie an ihr sattsehen. Manchmal stelle ich mir vor, wie großartig es wäre, mit einem Longboard die Stahltrosse runterzusausen. Klar, es wäre ein langer Sturz in einen hässlichen Tod. Aber davor wäre es der Wahnsinn.
    Ich sitze mit den Ellbogen auf den Knien da und straffe die Schultern. Ich habe schöne Schultern, warum sollte ich sie verstecken? Ich weiß, dass sie mich von oben bis unten abcheckt. Wieso auch nicht, ich mach’s mit ihr ja genauso.
    »Ah, aaah, aaaah!«
    Eve fängt plötzlich an zu schreien. Sie hat Schmerzen, starke Schmerzen. Kann also sein, dass sie mich doch nicht abcheckt.
    »Doc«, sage ich, »können Sie ihr nicht helfen?«
    Er lehnt sich vor und überprüft den Tropf. Der Schlauch ist abgeknickt, die
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