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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Unmögliches von ihr verlangten.
    Eva stand auf, stützte die Hände auf die Tischkante und atmete tief durch. » Also gut. Lasst es mich mit Loh bereden. Dann kann es losgehen. «
    Â» Wo bist du? « , schnauzte Sauert seine Tochter an, als er ihre Stimme am Telefon erkannte.
    Â» In Tante Annas Haus « , sagte Dani leise.
    Â» Das ist nicht Annas Haus, es gehört diesen lesbischen Stadtweibern! Da hast du nichts verloren! «
    Dani hielt den Telefonhörer weg, weil er so schrie. Die anderen standen um sie herum. Sie sahen, wie ihre Hand zitterte, und nickten ihr aufmunternd zu. » Du kommst sofort hierher! Ich warne dich! «
    Â» Ich denke nicht daran. Komm und hol mich « , sagte Dani und legte auf. Eva strich ihr über den Rücken.
    Â» Und wenn er nicht kommt? « , fragte Marion unruhig.
    Â» Der kommt. «
    Daniela behielt recht. Eine Viertelstunde später läutete es Sturm an der Tür. Eva machte auf. Sauert stand vor ihr. Er war hochrot– er schien vor Wut zu kochen.
    Â» Guten Tag, Herr Bürgermeister. Was wollen Sie hier? « , sagte Eva so ruhig es ging.
    Sie überlegte, ob sie Angst haben sollte. Aber nein. Das hatte sie nicht. Nicht vor diesem Typen. Sie dachte an alles, was sie bei Sven gelernt hatte. Ihre Handkante juckte plötzlich, und sie spürte, dass ihr Adrenalinspiegel stieg.
    Â» Fragen Sie nicht so scheinheilig! Wo haben Sie meine Tochter versteckt? Ich will sie auf der Stelle hier haben, und zwar dalli! «
    Â» Wir haben niemanden versteckt. Ihre Tochter ist volljährig. Sie wird im Garten sein. «
    Eva bat Sauert herein, schloss die Tür, drehte den Schlüssel um und steckte ihn ein. Da konnte er nicht mehr raus.
    Â» Kommen Sie « , sagte sie knapp und führte den Bürgermeister durchs Wohnzimmer auf die Terrasse.
    Sauert spähte die Baumreihen entlang. Von Daniela war nichts zu sehen.
    Dafür spürte er plötzlich etwas Spitzes in seinem Rücken. Er drehte sich um– und zuckte zusammen. Vor ihm stand eine der Frauen, die er so verabscheute. Sie hatte Pfeil und Bogen dabei, und der Pfeil zeigte auf ihn.
    Â» Durch diese hohle Gasse muss er kommen « , zischte sie, kniff ein Auge zusammen und zielte auf seinen Kopf. » Wo ist der Apfel? «
    Â» Was soll das denn? « , fragte Sauert und ging hastig einen Schritt vor.
    Â» Hexenübungen, nichts als Hexenübungen… « , sagte Dorothee und trat hinter der Scheune hervor. Sie hatte sich Eulenfedern in die Haare gesteckt, und in den Händen hatte sie eine Voodoopuppe, in die sie Nadeln steckte. » Fühlen Sie was, Sauert? « Bösartig stach sie eine Nadel in die Herzgegend.
    Â» Sie sind ja komplett verrückt! «
    Sauert, vergeblich um Würde bemüht, stolperte den Weg entlang. Er hatte es ja gleich gewusst: Diese Frauen waren ein Albtraum. Eigentlich alle Frauen, aber diese hier besonders. Wenn er seine Tochter wieder zu Hause hatte, würde sie von ihm was zu hören bekommen! Aber wo war sie?
    Dann sah er sie. Sie stand am Ende des Grundstücks. Als sie ihn erblickte, drehte sie sich um und schlüpfte durch die Gartenpforte auf den Feldweg.
    Â» Bleib sofort stehen! Bleib stehen, habe ich gesagt! « , rief er.
    Doch Dani machte keine Anstalten zu gehorchen. Getrieben von seiner Wut joggte Sauert zwischen den Apfelbäumen hindurch, passierte das Gartentor und bog in den Feldweg ein, der an den Grundstücken vorbeiführte. Jetzt sah er seine Tochter – neben ihr stand eine weitere der fünf Frauen, und die trug eine leuchtend rote Jacke.
    Sauert war zu beschäftigt, Daniela einzuholen. Sonst hätte er bemerkt, dass hinter ihm Gandalf kam. An einem Strick führte er Primus, den friedlichsten Galloway-Bullen der Welt.
    Außer, er sah etwas Rotes.
    Als Primus die Gruppe vor sich erblickte, schüttelte er unruhig den schweren Kopf. Seine Instinkte erinnerten ihn daran, dass Menschenansammlungen selten etwas Gutes bedeuteten.
    Und dann sah er tatsächlich etwas Rotes, das weiter vorn munter im Wind wehte. Wie angewurzelt blieb Primus stehen. Seine Augen verengten sich. Er schnaubte.
    Als Nele Gandalf und den Bullen gesehen hatte, war sie aus ihrer Jacke geschlüpft und bewegte sie jetzt hin und her wie ein Torero das rote Tuch.
    Das war zu viel für Primus. Er senkte den Kopf und scharrte mit seinem linken Huf ungeduldig im Sand des märkischen Feldweges. Gandalf ließ das Seil los,
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