Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman
Autoren: Christiane Andre
Vom Netzwerk:
du noch kannst.«Erst als Eva ein ganzes Stück gegangen war, fingen ihre Hände an zu zittern. Was für ein Glück sie gehabt hatte! Der Junge hätte auch wesentlich aggressiver sein oder Kumpels in der Hinterhand haben können. Als sie sich entfernt hatte, hatte er keine Anstalten gemacht, ihr zu folgen. Vielleicht war er noch zu benommen, vielleicht hatte er sie aber auch stärker eingeschätzt, als sie wirklich war.
    Als sie in der Nähe des Kiosks vorbeikam, fand sie ihre Zeitungen immer noch in einem Haufen auf dem Weg liegen und hob sie auf. Dann ging sie zu einem Telefonladen in der Kantstraße, gleich um die Ecke. Dort kaufte sie ein preiswertes, stabiles Handy ohne jeden Schnickschnack und ließ ihre SIM-Karte gleich einsetzen. Als sie den Laden verließ, atmete sie einmal tief durch. Der Morgen hatte ziemlich schief angefangen. Von daher konnte er jetzt nur noch besser werden.
    Zwei Schritte später klingelte das neue Telefon. Nachdem sie ihren Schreck überwunden hatte, zog sie es aus der Jackentasche und starrte auf das Display. Wenn das jetzt noch einmal Marcel war …
    »Unbekannter Teilnehmer«, stand darauf. Eva ließ die Luft aus ihren Lungen und drückte auf »Annehmen«.
    »Ja?«
    »Hallo. Eva … Eva Morbach?«
    Diese Stimme kannte sie, aber ihr fiel nicht sofort ein, wer es war. Seltsamerweise schlug ihr Herz schon einmal schneller, so als wüsste es mehr als ihr Hirn.
    »Ja, richtig. Mit wem spreche ich denn?«
    »Hier ist Torsten. Erinnerst du dich?«
    Evas Mund fühlte sich plötzlich ganz trocken an. Der Fremde. Der Mann von der Party – und aus dem Marquardt Hotel. Torsten, mit dem sie im Bett gelandet war, nur um gleich wieder aufzuspringen.
    »Oh, das ist … hallo. Das ist eine Überraschung.«
    »Ja, ich weiß. Aber da ich nun einmal deine Nummer habe, fand ich es zu schade, sie einfach zu vergessen.« Er machte eine kleine Pause, während der Eva trotz der Straßengeräusche ihr Herz schlagen hörte. »Ich hoffe, du hältst das nicht für schlechtes Benehmen.«
    »Aber wieso denn? Ich bin doch diejenige, die sich seltsam benommen hat. Es ist … doch nett, dass du noch mal anrufst.«
    » Nett wäre nicht das Wort, das ich gewählt hätte«, sagte er leise. Unwillkürlich sah sie wieder sein Lächeln vor sich, das so anziehend und unergründlich war.
    »Sondern?« Sie merkte, dass sie das Handy sehr fest am Ohr hatte.
    »Kühn. Vielleicht ein bisschen frech … Aber ich konnte einfach nicht anders. Du bist keine Frau, die man so leicht vergisst.«
    »Oh. Danke«, machte Eva. Ihr Blut rauschte eindeutig zu schnell durch ihre Adern.
    Kurzes Schweigen. Dann: »Ich möchte dich sehen.«
    Eva lachte nervös auf. »Aber …«
    »Ich bin ein paar Tage in Berlin, das ist ja nicht so weit. Ich könnte mir einen Mietwagen nehmen und dich irgendwann am Wochenende zum Essen ausführen.«
    Eva starrte einen Moment in das Schaufenster vor sich, ohne irgendetwas zu sehen. »In Berlin? Das ist ja … Da bin ich auch.«
    »Im Ernst? Das ist ein Wink des Schicksals.« Wieder konnte sie sein Lächeln beinahe hören. »Was sagst du, können wir uns sehen? Möglichst bald, vielleicht morgen oder übermorgen?«
    In Evas Hirn wirbelte es, als zöge ein Tornado hindurch. Eindeutig konnte sie nicht klar denken. Doch das hinderte sie nicht am Sprechen.
    »Morgen kann ich nicht. Da ist eine Party, da hab ichschon zugesagt. Und übermorgen kommt mein Sohn zu Besuch. Tut mir leid, ich … ich glaube, es geht nur … heute.« Sie war selbst verblüfft.
    »Heute?« Er schien leise zu lachen. »Das ist wunderbar. Du bist wunderbar. Okay, hör zu …«
    Wie sie wieder nach Hause gekommen war, wusste sie gar nicht mehr. Irgendwann fand sie sich auf Silkes Sofa wieder, völlig perplex und geplättet von den Gesprächen des Morgens. Der Ärger mit dem fremden Mann und die Verfolgungsjagd quer über den Savignyplatz fielen dagegen kaum ins Gewicht. Marcel … der Schmerz hatte sich irgendwohin verkrochen, er war noch da, grinste ihr aber nicht mehr frech ins Gesicht. Vielleicht hatte sie ihn beim Streiten und Rennen ausgeschwitzt. Vielleicht hatte aber auch Torsten ihn vertrieben.
    Mit ihm hätte sie nie gerechnet. Hätte nie geglaubt, ihn wiederzusehen, insbesondere nicht nach ihrem Auftritt damals im Hotel. Torsten war als Repräsentant von McDonalds ständig in ganz Europa unterwegs, mal hier, mal dort. Ob er Familie hatte und wenn ja, wo … sie hatte keinen Schimmer. Das war auch nicht wichtig gewesen. Doch jetzt war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher