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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman
Autoren: Christiane Andre
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aber urplötzlich zog der Junge die Hand wieder zurück.
    »Also, das kostet natürlich was. Is ganz schön dreckig da im Müll.«
    Evas Dankbarkeit schmolz wie Butter in der Sonne. Sie musterte den Kerl aus schmalen Augen.
    »50 Euro.«
    »Bist du verrückt? Fünf Euro kriegst du, maximal.«
    Der Junge war vor ihrem lodernden Blick zurückgewichen und sah schon ein bisschen weniger selbstsicher aus. »Nee, echt. Aber ich könnte … wir könnten uns bei 30 einigen, okay.«
    Eva bekämpfte den Impuls, ihm vor die Kniescheibe zu treten und den Chip aus der Hand zu winden. »Das ist immer noch ein Schweinepreis. Hast du grade ein Praktikum bei einer Tankstelle gemacht?! Nein, keine Chance. Zehn – und das ist mein allerletztes Wort.«
    Der Junge zögerte kurz. »Na gut«, sagte er dann. »Zehn, weil Sie’s sind.«
    Mit umwölkter Stirn fischte sie ihr Portemonnaie aus der Jackentasche. Durch die Zeitungen auf ihrem Arm etwasbehindert, öffnete sie das Banknotenfach und wollte gerade einen Zehner herausziehen, als der Jugendliche vorschoss, einen braunen Schein aus dem Fach riss und davonrannte, alles innerhalb einer einzigen Sekunde. Eva brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, dass ihr soeben 50 Euro sowie ein Telefonchip geklaut worden waren.
    Sie schnappte nach Luft. Doch dann schoss das Adrenalin in ihre Blutbahnen.

4
    Etwas jünger, etwas kleiner, etwas frischer wäre angenehm, aber nicht wichtig wenn nur die Chemie stimmt! Wollen wir es ausprobieren? René, 43, 75 kg.
    »Schweinehund!«, brüllte Eva und setzte dem Jugendlichen nach. »Bleib sofort stehen!« Im Laufen stopfte sie das Portemonnaie wieder zurück, doch die Zeitungen schleuderte sie von sich, die behinderten sie nur. Der Junge war schnell, aber nicht blitzschnell. Er blieb auf dem Gehweg, schlüpfte zwischen den Passanten hindurch, wich einer Litfasssäule aus und sprintete dann quer über das Rasenstück in der Mitte des Platzes.
    Eva blieb ihm auf den Fersen. »Haltet ihn!«, schrie sie. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass der eine oder andere Fußgänger stehen blieb, doch keiner stellte sich dem Dieb in den Weg. Die Wut verlieh ihr Flügel. Wie konnte dieser kleine Pinscher es wagen, ihr Geld zu klauen? Sie war quasi arbeitslos, hatte weiß Gott nicht genug davon. Und den Chip hatte er ihr natürlich auch nicht gegeben.
    Sie schrie noch einmal: »Haltet ihn! Er hat mein Handy geklaut!«
    Wieso sie auf »Handy« kam, wusste sie später nicht mehr. Doch es war dieses Wort, das die folgende Kette von Ereignissen auslöste: Eine Gruppe junger Mädchen, die im Pulk über den Gehweg geschlendert war, blieb abrupt stehen. Der Jugendliche wollte seitlich an ihnen vorbeihuschen.Da trat eins der Mädchen, ein 14-jähriges Küken mit Pferdeschwanz und schickem Rucksack, einfach einen Schritt zur Seite, genau in seinen Weg. Der Junge wich instinktiv aus – und donnerte frontal an den Laternenpfahl, der am Rand des Grünstreifens stand.
    Er ging lautlos zu Boden, wie von einer Axt gefällt. Eva rannte zu ihm; ihr Atem ging schon schwer, allzu lange hätte sie ihm nicht mehr folgen können. Als sie neben ihm niederkniete, regte sich der junge Mann schon wieder. Seine Augenlider flatterten und ein leises Stöhnen drang aus seiner Kehle. Nachdem Eva sich vergewissert hatte, dass nirgendwo Blut aus ihm herausschoss, hob sie den Kopf und sah die Mädchen an, die immer noch in zwei Schritt Entfernung dastanden.
    »Danke. Das war mutig von euch. Von dir besonders«, fügte sie mit Blick auf das Küken hinzu.
    »Ist er okay?«, fragte das Mädchen.
    Eva betrachtete den Dieb. Der Junge hatte die Augen geöffnet und hörte ganz offenbar zu.
    »Scheint so.« Sie legte die Hand fest um seinen Arm, damit er nicht etwa auf die Idee kam, plötzlich aufzuspringen. »Noch mal danke, Mädels.«
    »Keine Ursache«, sagte das Küken. »Handy klauen – also das geht gar nicht. Man ist ja dann Gott weiß wie lange nicht bei facebook drin. Das ist das Armageddon .« Drehte sich um und marschierte mitsamt ihren Freundinnen davon.
    Eva sah ihr einen Moment sprachlos hinterher, dann spürte sie, wie sich der Junge anspannte. »So, mein Lieber«, knurrte sie. »Ich hätte gute Lust, dich der Polizei zu melden. Aber ich hab ja kein Handy mehr. Das ist dein Glück.«
    Mit festem Griff wand sie ihm den Geldschein und den Telefonchip aus der verkrampften Hand. »Und außerdem habe ich meine Sachen jetzt wieder. Ich geb dir einen letzten Rat mit auf den Weg: Hör auf damit, solange
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