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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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jemand außer mir Hunger? Ich hab heute abend noch nichts gegessen.«
    »Es ist kaum noch Brot da«, erinnerte Toppe sie. »Aufschnitt schon gar nicht.«
    »Ich weiß, aber in der Kühltruhe ist noch ein ganzes Paket Frühlingsrollen, zwölf Stück.«
    »Loempias!« freute sich Ackermann. »Da hätt’ ich Bock drauf. Warte, Mädken, ich komm mit un’ helf dir. Habter Sojasauce da?«
    Im Gemüsekorb in der Küche entdeckte er ein paar Zucchini. »Brauchter die noch? Sons’ zauber’ ich uns ’n leckeres Salätken draus. Schön süß-sauer, dat et paßt zu Indonesisch.«
    Astrid schob zwei Bleche Frühlingsrollen in den Backofen, ließ Ackermann werkeln und ging zu den anderen zurück.
    »Wenn Postma ab morgen in der Niederrhein Post zum Heiligen gemacht wird und die Medaille zum Staatspreis«, meinte sie, »wie sollen wir dann verhindern, daß die Chefin Wind davon bekommt? Die ist doch auch schon seit Tagen auf der Suche nach dem nächsten Großereignis.«
    »Kein Problem«, erwiderte van Appeldorn gelassen. »Ab Montag ist die Meinhard weit weg vom Schuß, und sie hat mich für die Zeit zum Stellvertreter gemacht.«
    »Natürlich ist das ein Problem!« fuhr Astrid ihn an, aber Toppe bremste sie mit einem kurzen Blick.
    »Die Chefin kann es ruhig wissen«, sagte er. »Es muß alles so normal wie möglich ablaufen. Nicht nur die Meinhard wird bei der Medaillenverleihung sofort an Eulenspiegel denken. Natürlich muß die Veranstaltung genauso gesichert werden wie die Kurhauseröffnung und Moyland.«
    »Sonst weiß Eulenspiegel sofort, daß was faul ist.« Heinrichs klaute sich schon die zweite Zigarette aus van Appeldorns Päckchen. »Falls er wirklich ein Maulwurf ist.«
    »Ich soll also Flintrop mit seiner Schupo-Truppe ganz normal einsetzen?« fragte van Appeldorn.
    »Ja«, nickte Heinrichs. »Und wir werden als K 1 vor Ort sein, so als wäre es ganz offiziell.«
    »Ganz offiziell habe ich es heute schon gemacht, als ich mit dem Heimatverein telefoniert habe«, gab Toppe zu. »Mit dem Vorsitzenden treffe ich mich morgen früh.«
    »Jetzt erzähl uns was von Postma. Wie ist seine Geschichte?« wollte Astrid wissen.
    »Die echte oder die, die wir uns für die Presse ausgedacht haben?«
    »Beides!«
    »Vorsicht! Heiß un’ fettich!« rief Ackermann und balancierte ein vollgepacktes Tablett ins Zimmer.
    »Gutes Timing«, lächelte Toppe. »Ich erzähl’s euch beim Essen. Ist genau die richtige Unterhaltung.«
    Karin Hetzel hatte schnell gearbeitet. Schnell und intelligent.
    Der erste Artikel legte den Schwerpunkt auf die große Bedeutung der Bahnlinie, die eigentlich schon so lange wieder in Betrieb genommen gehörte, wofür aber bisher keine ausreichenden Mittel vorhanden gewesen waren. Die verschiedenen Initiativen, wie Pro Bahn, waren erwähnt und natürlich Postma als der Mann, der alles möglich machte. Auch sein privates Interesse an der Bahnlinie – ein regelmäßig verkehrender historischer Zug, der über ein Nebengleis direkt den Tivoli-Park anlief – wurde nicht verschwiegen. Der Text war nicht zu kurz und so plaziert, daß er einem sofort ins Auge fiel. Flankiert wurde er von drei Fotos: einem Diagramm des Streckenverlaufs, einem Bild vom Kranenburger Bahnhof, der durch die wiederbelebte Bahnstrecke endlich wieder einen Zweck bekommen würde, und einer leicht unscharfen Aufnahme von Bob Postma, respektive Daniel Baldwin, die Karin Hetzel bei ihrem letzten Besuch in Hochelten gemacht hatte.
    Die Fotos von Baldwin für die nächsten Ausgaben sollten heute nachmittag gemacht werden, und Toppe würde dabei sein, um ihn kennenzulernen. Es war nicht so, daß er Lowenstijn nicht traute, aber er wollte sich doch lieber selbst ein Bild machen.
    Doch zuerst mußte er mit dem Mann vom Heimatverein sprechen.
    Um zwei Uhr holte Karin ihn zum Fototermin ab.
    »Kommt Wim nicht mit?« wunderte sichToppe.
    »Der ist in Nimwegen, um irgendwas wegen der Telefonleitung zu klären.«
    Daniel Baldwin stand neben Karins Auto und sah beeindruckend aus: anthrazitfarbener Zweireiher, schneeweißes Hemd, Windsorknoten in der Seidenkrawatte, glänzendes Schuhwerk; rosig glatt rasiert, bis auf den akkurat gezwirbelten Schnurrbart, das rostbraune Haar wie mit dem Lineal gescheitelt.
    Seine hellgrauen Augen guckten immer noch skeptisch, aber nicht mehr ganz so abweisend wie bei ihrer ersten Begegnung. Toppe schüttelte ihm die Hand und stammelte linkisch herum, weil er nicht wußte, welche Sprache denn nun angesagt war.
    »Guten
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