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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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in den verwohnten Räumen war geblieben, schien sogar schlimmer geworden zu sein, und der Kontrast konnte einen schwermütig machen, wenn man einen schlechten Tag hatte.
    Toppe war mit der Kaffeetasse zur Fensterbank hinübergegangen und hatte es sich dort gemütlich gemacht. »Die Chefin hat mich gebeten, euch daran zu erinnern, daß der Vortrag von Herrn.« Er griff nach seinem Zettel. »… von Herrn Jacobi von der Akademie Hiltrup heute um 14 Uhr obligatorisch ist. Thema …«
    »Sag es nicht«, warnte van Appeldorn.
    »Oh doch«, grinste Toppe. »Polizei im Wandel – das neue Steuerungsmodell …«
    Er hob einen unsichtbaren Taktstock und nickte auffordernd.
    »Produkt Sicherheit«, setzten die anderen ein.
    »Sehr richtig!«
    Van Appeldorn schlug die Augen gen Decke. »Vielleicht«, murmelte er, »vielleicht hat der liebe Gott ein Einsehen und schickt uns eine kleine Körperverletzung oder einen netten, fetten Raubüberfall.«
    Heinrichs brummte. »Laß den lieben Gott aus dem Spiel, ja?«

2
    Jupp Ackermann war mit der Welt im Reinen: Die letzten Tage hatte er sich wahrhaftig nicht kaputt gearbeitet, jeden Abend pünktlich Schluß, und jetzt lag auch noch ein schönes, freies Wochenende vor ihm. Herz, was willst du mehr?
    Das Wetter hatte sich auch gehalten, da konnte er die Karnickel heute abend draußen schlachten. War sowieso besser. Blutflecken im Keller, da war die Mutti nicht so erpicht drauf. Eins von den Viechern hatte er dem Chef versprochen. Der wollte wohl ein neues Rezept ausprobieren, wie er gesagt hatte. War ja neuerdings ganz verrückt auf Kochen, der Toppe. Italienisch und so andere fremdländische Sachen. Nun ja, Geschmacksfrage. Er selbst war ja mehr für Hausmannskost: Kaninchen mit dicker, brauner Soße – lecker!
    Aber ob ein Karnickel für den Chef reichen würde?
    Konnte eigentlich nicht. Jedenfalls nicht für dem seine ganze Kommune. Es kam einem ja immer noch komisch vor, daß ausgerechnet der Toppe so was fertigbrachte: in schöner Eintracht auf dem Hof zusammen mit seiner Exfrau, seinen Kindern und seiner Flamme. Na, obwohl mit der Eintracht … wer konnte das schon sagen? Man guckte ja nicht dahinter.
    Für die Kinder war das aber so bestimmt am besten. Obwohl, so klein waren die ja auch nicht mehr. Der Christian mußte doch schon über achtzehn sein, und der Olli war auch nicht viel jünger.
    Ob der Chef wohl auch mit der Gabi immer noch.? War ja schließlich mal seine Frau und auch große Liebe und so. Ach, da würde er doch zu gern mal Mäuschen spielen. Aber nein, der Chef doch nicht! Obwohl, von der Potenz her.
    Im Ortskern von Donsbrüggen staute sich der Feierabendverkehr.
    »Linksabbiegen um diese Zeit müßte man glatt verbieten«, stellte Ackermann fest und schaltete das Radio ein. Macarena! Schwofen gehen, da hätte er auch mal wieder Lust drauf.
    Da vorne, war das nicht dem Pit Royen seine Kleine? Meine Fresse, die hatte sich aber in ein heißes Gerät verwandelt! Kaum aus den Windeln und schon hinter der Hecke mit den Bengeln rumflanieren. So war es eben. Hauptsache, die hatten Spaß dabei.
    Ja, die jungen Mädchen … Seine Nadine war da noch nicht so auf den Trichter gekommen, obwohl die jetzt auch schon in dem Alter war. Wenn man die so anguckte mit den kurzen Röckchen, der Schminke und dem Eumel, den sie sich da neulich durch die Zunge hatte piksen lassen, dann sollte man sonst was denken. Aber weit gefehlt!
    Mußte ja auch noch nicht sein. Sie war eben ein Papakind, würde ihm bestimmt auch gleich mit den Karnickeln helfen. Ja gut, sie las schon mal Bravo, auch diese bestimmten Seiten. Die Mutti klebte die nachher immer zusammen wegen der zwei Kleinen. War ja vielleicht auch richtig.
    Die neue Ampel in Nütterden stand komischerweise auf Rot. Dabei war weit und breit die unberührteste Natur, nicht ein einziger Fußgänger. Ackermann trommelte einen fetzigen Rhythmus aufs Lenkrad. In spätestens zehn Minuten konnte er sich sein erstes Bierchen reinzischen. Ach, da kriegte man eine Vorstellung, wie es im Paradies sein mußte! So, jetzt ging es endlich weiter.
    Was flackerte denn da so traulich? Die grünen Kollegen mit dem Tannenbaum an, mitten im Acker? Was sollte das?
    Ackermann bremste scharf und lachte über das Hupkonzert hinter ihm. Das mußte er doch mal kurz gegenchecken. Er bog ab und rumpelte den Feldweg entlang.
    Ein Paketauto von der Post? Ob die sich festgefahren hatten? Aber was wollten die denn mitten in der Pampa?
    Sein Lieblingskollege Flintrop
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