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Eugénie Grandet (German Edition)

Eugénie Grandet (German Edition)

Titel: Eugénie Grandet (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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›Menschliche Komödie‹ wird sie umfassen. Diese Anzahl von Gestalten, von Charakteren, die Fülle von Existenzen verlangte Rahmen und, man verzeihe mir den Ausdruck, Galerien. Daher die so natürlichen, schon bekannten Einteilungen meines Werkes in Szenen aus dem Privatleben, aus dem Provinzleben, aus dem Pariser Leben, aus dem Leben der Politik, aus dem Soldatenleben und dem Landleben. In diese sechs Bücher sind all die Sittenstudien verteilt, die die allgemeine Geschichte der Gesellschaft bilden, die Sammlung aller ›facta und gesta‹, wie unsere Vorfahren gesagt hätten. Diese sechs Bücher entsprechen übrigens allgemeinen Ideen. Ein jedes hat seinen Sinn und seine Bedeutung, und es gestaltet eine Epoche des menschlichen Lebens. Ich will hier wiederholen, wenn auch in aller Kürze, was Felix Davin, ein junges Talent, das den schönen Künsten durch einen vorzeitigen Tod entrissen wurde, schrieb, nachdem er sich über meinen Plan erkundigt hatte. Die Szenen aus dem Privatleben geben die Kindheit und die Jugend mit ihren Fehltritten, wie die Szenen aus dem Provinzleben das Alter der Leidenschaften, der Berechnungen, der Interessen und des Ehrgeizes geben. Die Szenen aus dem Pariser Leben endlich zeigen das Gemälde der Neigungen, der Laster und all der Zügellosigkeiten, wie sie die den Hauptstädten eigenen Sitten entwickeln, denn dort begegnen einander der Gipfel des Guten und der Gipfel des Bösen. Jeder dieser drei Teile hat seine Lokalfarbe: Paris und die Provinz, dieser soziale Gegensatz hat ihre ungeheuren Hilfsquellen erschlossen. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Hauptereignisse des Lebens formulieren sich nach Typen. Es gibt Situationen, die in allen Existenzen wiederkehren, typische Entwicklungsphasen; und darin genau zu sein gehört zu meinen am eifrigsten erstrebten Zielen. Ich habe auch versucht, von den verschiedenen Gegenden unseres schönen Landes einen Begriff zu geben. Mein Werk hat seine Geographie, wie es seine Genealogie und seine Familien hat, seine Orte und seine Dinge, seine Personen und seine Tatsachen; wie es auch seine Heraldik besitzt, seine Adligen und seine Bürger, seine Handwerker und seine Bauern, seine Politiker und seine Dandys und sein Heer, kurz, seine Welt.
    Nachdem ich in diesen drei Büchern das soziale Leben geschildert hatte, blieb mir noch übrig, die Ausnahmeexistenzen zu zeigen, die die Interessen mehrerer oder aller zusammenfassen, und die gewissermaßen außerhalb des allgemeinen Gesetzes stehen: daher die Szenen aus dem Leben der Politik. Und als dieses ungeheure Gemälde der Gesellschaft vollendet und beendigt war, mußte ich sie da nicht in ihrem gewalttätigsten Stande zeigen, wie sie aus sich heraustritt, sei es, um sich zu verteidigen, sei es, um zu erobern? Daher die Szenen aus dem Soldatenleben, der noch am wenigsten vollendete Teil meines Werkes, für den jedoch in dieser Ausgabe Platz gelassen wird, damit ich ihn einordnen kann, wenn er beendet ist. Schließlich sind gewissermaßen die Szenen aus dem Landleben der Abend dieses langen Tagewerks, wenn ich das soziale Drama so nennen darf. In diesem Buch finden sich die reinsten Charaktere und die Nutzanwendung der großen Prinzipien der Ordnung, der Politik und der Moral. Das ist das Fundament voller Gestalten, voller Komödien und Tragödien, auf dem sich die Philosophischen Studien aufbauen, der zweite Teil des Werkes, in dem das soziale Werkzeug aller Wirkungen nachgewiesen wird, in dem, Empfindung für Empfindung, die Verheerungen des Denkens geschildert sind, und dessen erster Band ›Das Chagrinleder‹, die Sittenstudien gewissermaßen mit den Philosophischen Studien verbindet, und zwar durch das Bindeglied einer fast orientalischen Phantasie, die das Leben selber im Kampf mit der Begierde zeigt, einem Kampf, der das Prinzip jeder Leidenschaft ist.
    Über ihnen sollen die analytischen Studien stehen, von denen ich nichts sagen will, da erst eine einzige veröffentlicht worden ist: Die Physiologie der Ehe.
    In der nächsten Zeit werde ich zwei weitere Werke dieser Art liefern. Zunächst die ›Pathologie des sozialen Lebens‹, dann die ›Physiologie der Lehrkörper‹ und die ›Monographie über die Tugend‹.
    Vielleicht wird man mir beim Anblick dessen, was noch zu tun bleibt, sagen, was meine Verleger schon gesagt haben: »Gott gebe Ihnen ein so langes Leben!« Ich wünsche mir nur, daß ich nicht weiter so von den Menschen und den Dingen gefoltert werde, wie ich gefoltert worden bin,
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