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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul
Autoren: Agatha Christie
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Wir werden sie an einem Sommerabend zusammen vor unserem eigenen Haus hören.«
    Als sich Alix jetzt daran erinnerte, spürte sie ein Gefühl des Glücks in sich aufsteigen. Es war Gerald, der Haus Nachtigall gefunden hatte. Er war zu Alix gekommen, vor Aufregung ganz außer sich gewesen: Er habe genau das richtige für sie aufgetrieben, ein Juwel, die Chance des Lebens. Und als Alix es gesehen hatte, war sie von seinem Charme ebenfalls bezaubert. Gewiss, die Lage war ziemlich einsam, zwei Meilen vom nächsten Dorf entfernt. Aber das Haus selbst war so auserlesen mit seinem an frühere Zeiten erinnernden Äußeren und seinem soliden Komfort mit Badezimmern, Heißwasseranlagen, elektrischem Licht und Telefon, dass Alix diesen Reizen sogleich erlegen war. Doch dann stellte sich heraus, dass die Sache einen Haken hatte. Der Besitzer, ein reicher Mann, lehnte ab, das Haus zu vermieten. Er wollte nur verkaufen.
    Gerald Martin war nicht im Stande, sein Kapital zu diesem Zeitpunkt flüssigzumachen. Er hatte zwar ein gutes Einkommen, aber das Äußerste, was er aufbringen konnte, wären tausend Pfund gewesen. Der Besitzer wollte dreitausend. Aber Alix hatte ihr Herz schon an dieses Haus verloren, und sie wusste Rat. Über ihr eigenes Geld konnte sie sofort verfügen, da es in Pfandbriefen angelegt war. Sie würde die Hälfte davon abzweigen, um ihr Heim zu kaufen. So wurde Haus Nachtigall ihr Eigentum, ein Entschluss, den Alix bisher keinen Augenblick bereut hatte. Sicher, das Hauspersonal mochte die ländliche Abgeschiedenheit nicht, darum hatte sie im Moment auch keine Hilfe. Aber Alix, jahrelang nur den eintönigen Bürobetrieb gewohnt, machte es Spaß, Leckerbissen zu kochen und das Haus in Ordnung zu halten. Für den Garten, in dem prachtvolle Blumen wuchsen, hatte sie einen alten Mann aus dem Dorf, der zweimal wöchentlich, und zwar immer montags und freitags, kam.
    Sie war deshalb erstaunt, ihn heute, Mittwoch, hinter dem Haus in einem Blumenbeet beschäftigt, anzutreffen.
    »Nanu, George, was machen Sie denn hier?«, fragte sie, als sie auf ihn zukam.
    Der alte Mann richtete sich mühsam auf und hob zwei Finger an den Schirm seiner uralten Mütze.
    »Ich dachte mir schon, dass Sie sich wundern würden, Madam. Aber es ist so. Auf dem Gut wird am Freitag ein Fest gefeiert, und ich sagte mir, weder Mr Martin noch seine junge Frau werden etwas dagegen haben, wenn ich mal statt Freitag schon am Mittwoch komme.«
    »Ist schon in Ordnung«, antwortete Alix. »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.«
    »Das werde ich haben«, meinte George treuherzig. »Es ist ‘ne feine Sache, zu wissen, dass man sich so richtig vollessen kann, ohne selbst bezahlen zu müssen. Der Gutsbesitzer ist bei seinen Leuten nie kleinlich gewesen. Und dann dachte ich mir auch, Madam, ich kann Sie genauso gut jetzt, bevor Sie wegfahren, nach Ihren Wünschen für die Rabatten fragen. Sie wissen wohl nicht, wann Sie zurückkommen, Madam?«
    »Aber ich fahre gar nicht fort.«
    George starrte sie an.
    »Fahren Sie denn morgen nicht nach London?«
    »Nein. Wie kommen Sie auf diese Idee?«
    George rückte mit einer langsamen Bewegung seine Mütze ins Genick.
    »Mr Martin hat es mir erzählt, als ich ihn gestern im Dorf traf. Er sagte, dass Sie beide morgen nach London fahren, und es sei ungewiss, wann Sie wieder zurückkämen.«
    »Unsinn«, lachte Alix. »Sie müssen ihn missverstanden haben.« Trotzdem wunderte sie sich, was Gerald wohl zu dem alten Mann gesagt hatte, er konnte ihn doch nicht so missverstanden haben. Nach London fahren? Sie wollte niemals wieder nach London.
    »Ich hasse London«, sagte sie plötzlich bitter.
    »Aha«, meinte George gelassen. »Na, dann werd’ ich mich wohl verhört haben. Und doch, er sagte es ja ganz deutlich. Ich bin froh, dass Sie hier bleiben. Ich halte nichts von diesen Spazierfahrten, und von London halte ich schon gar nichts. Ich habe, Gott sei Dank, nie hinfahren müssen. Zu viele Autos – das ist das Schlimmste heutzutage. Wenn die Leute erst mal ein Auto haben, dann können sie nicht mehr an einem Platz bleiben. Mr Arnes, dem dieses Haus früher gehörte, war immer ein friedlicher, ruhiger Mann gewesen, bis er sich so ein Ding kaufte. Noch nicht einen Monat hat er es gehabt, als er schon das Haus zum Verkauf anbot. Und ‘ne Menge Geld hatte er hier reingesteckt, mit fließend Wasser in allen Schlafzimmern und dem elektrischen Licht und so. ›Das Geld kriegen Sie nie wieder‹, sagte ich ihm, aber er meinte,
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