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Eternity

Eternity

Titel: Eternity
Autoren: Cabot Meg
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den Fingern. »Bring es deiner Tante und deinem Onkel bei. Ich muss jetzt los, ich habe ein Meeting.«
    »Sy«, sagte Meena. Ihr Mund war trocken.
    »Was ist?« Er blickte sie verärgert an.
    »Fahr nicht …«
    Sie wollte so vieles sagen. Hatte das Gefühl, sie müsse es sagen. Zum Besten für ihre Seele. Zum Besten für die Sendung. Zum Besten des ganzen Landes.
    Stattdessen sagte sie: »Fahr nicht über die Fifth. Da ist Stau. Ich habe es eben im Radio gehört. Sag dem Taxifahrer, er soll die Park nehmen.«
    Sys Gesicht entspannte sich. »Danke, Harper«, sagte er. »Endlich mal ein nützlicher Satz von dir.« Damit drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Meena warf Shoshona einen finsteren Blick zu.
    Nicht, weil es sie ärgerte, dass sie Sy gerade das Leben gerettet hatte – wenn er über die Fifth gefahren wäre, hätte ihn der Stau so irritiert, dass er ausgestiegen und gelaufen wäre. Er wäre bei Rot, ohne zu gucken, über die 47th gegangen, und ein Lieferwagen hätte ihn überfahren – und er ihr noch nicht einmal dankbar dafür war, sondern weil sie wusste, was »Bring es deiner Tante und deinem Onkel bei« bedeutete.
    Es bedeutete, dass Shoshona gewonnen hatte.

    »Vampire«, sagte Meena. »Wirklich originell, Metzenbaum.«
    Shoshona stand auf und warf ihre Tasche über die Schulter. »Bleib locker, Harper. Sie sind überall. Du kannst ihnen nicht entkommen.«
    Damit drehte sie sich um und ging hinaus.
    Und zum ersten Mal fiel Meena der mit Edelsteinen besetzte Drache auf Shoshonas Tasche auf.
    Nein. Das konnte nicht sein.
    Aber es war nicht zu übersehen.
    Die Marc-Jacobs-Tasche, nach der sie sich seit einem halben Jahr verzehrte, die sie sich jedoch verkniff, weil sie $ 5000 kostete.
    Und so viel Geld für eine Tasche konnte Meena sich nicht leisten.
    Na ja, Shoshona hatte sie in Aquamarin und nicht in dem Rubinton, der Meenas Garderobe so perfekt abrunden würde.
    Aber trotzdem.
    Meena knirschte mit den Zähnen, als sie Shoshona hinterherblickte. In der Mittagspause musste sie dringend ihren Süßigkeitenvorrat aufstocken.

7
    Dienstag, 13. April, 12.00 Uhr
Walmart-Parkplatz
Chattanooga, TN
     
     
    Alaric Wulf hielt sich nicht für einen Snob. Nein, wahrhaftig nicht.
    Wenn sich jemand im Büro die Mühe gemacht hätte zu fragen – und mit Ausnahme seines Partners Martin hatte niemand der undankbaren Figuren das jemals getan –, hätte Alaric ihm erklärt, dass er in den ersten fünfzehn seiner fünfunddreißig Jahre in schrecklicher Armut gelebt und nur etwas zu essen bekommen hatte, wenn seine verschiedenen Stiefväter beim Pokern genug Geld gewonnen und seine drogenabhängige Mutter etwas davon übrig gelassen hatte.
    Und deshalb hatte Alaric sich entschlossen, in seiner Heimat Zürich auf der Straße zu leben (und sich auf sich selbst zu verlassen), bis der Sozialdienst ihn aufgegriffen und in ein Kinderheim gebracht hatte, wo er zu seinem Erstaunen von wildfremden Menschen wesentlich besser versorgt wurde als von seiner eigenen Familie.
    Im Kinderheim wurde die Päpstliche Geheime Garde auf ihn aufmerksam, weil er einen starken Schwertarm hatte, eine angeborene Begabung für Sprachen, zielsicher war und niemand – weder seine Stiefväter noch Sozialarbeiter, Priester oder blutsaugende Vampire – ihn einschüchtern konnte.
    Mittlerweile schlief Alaric jede Nacht in hundert Prozent ägyptischer Baumwolle, fuhr einen Audi R8 und aß regelmäßig Delikatessen wie Gänseleberpastete oder Enten-Konfit. Er
trug italienische Maßanzüge und hätte im Traum nicht daran gedacht, ein Hemd anzuziehen, das nicht von Hand gebügelt war. Jeden Morgen schwamm er hundert Bahnen und ging dann in die Sauna, er führte ein aktives Sexualleben mit zahlreichen attraktiven und kultivierten Frauen, die nichts von seinem Hintergrund wussten, sammelte Betty-und-Veronica-Comics (die er sich aus Amerika nach Rom schicken ließ, zu nicht unbeträchtlichen Kosten) und verdiente sein Geld damit, als Mitglied der hochgeheimen Militäreinheit des Vatikans Vampire zu töten.
    Das Leben war schön.
    Aber trotz seines Lebensstils, über den die meisten seiner Kollegen die Stirn runzelten – die Mehrheit von ihnen übernachtete auf Reisen in Klöstern oder Pfarrhäusern, während Alaric in den besten Hotels abstieg, die er natürlich selbst bezahlte – , trotz dieses Lebensstils also, betrachtete Alaric Wulf sich nicht als Snob. Er kam immer noch ohne Komfort aus, so wie jetzt zum Beispiel.
    Alaric saß in seinem
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