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Eternity

Eternity

Titel: Eternity
Autoren: Cabot Meg
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ihr Handy und tat so, als fotografiere sie sich.
    »Porträtaufnahmen«, sagte Meena. Sie arbeitete in der Branche. Sie verstand genau, was Miss Schmetterling meinte. Und ihr Herz sank noch ein bisschen mehr. »Sie wollen also Model werden. Oder lieber Schauspielerin?«
    Miss Schmetterling nickte und lächelte strahlend. »Ja! Schauspielerin.«
    Natürlich. Natürlich wollte dieses hübsche Mädchen Schauspielerin werden.
    Na toll, dachte Meena zynisch. Dann war Gerald also auch ihr »Manager«. Das erklärte, warum er die Baseballkappe so tief ins Gesicht gezogen hatte, dass Meena seine Augen nicht erkennen konnte – und es erklärte auch das Goldkettchen um seinen Hals.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Meena.
    Miss Schmetterling zeigte auf sich, als wundere sie sich, dass Meena über sie sprechen wollte anstatt über den großartigen Gerald.
    »Ich? Ich bin Yalena.«
    »Wunderbar«, sagte Meena. Sie öffnete ihre Tasche, kramte
darin herum und holte eine Visitenkarte heraus. Sie hatte immer eine griffbereit für solche Situationen, die leider viel zu häufig vorkamen, vor allem in der U-Bahn. »Yalena, wenn Sie etwas brauchen, irgendetwas, rufen Sie mich an. Dort steht meine Handynummer. Sehen Sie?« Sie zeigte auf die Nummer. »Sie können mich jederzeit anrufen. Mein Name ist Meena. Wenn es mit Ihrem Freund nicht klappt, wenn er gemein zu Ihnen ist, Ihnen wehtut oder so, rufen Sie mich an. Ich komme sofort und hole Sie, egal wo Sie sind. Tag und Nacht.« Etwas leiser fügte sie hinzu: »Und hören Sie, zeigen Sie diese Karte nicht Ihrem Freund. Sie ist für Notfälle. Sie sollte unser Geheimnis bleiben. Verstehen Sie?«
    Yalena blickte Meena lächelnd an. Sie verstand nicht. Sie verstand nicht, dass Meenas Nummer ihr das Leben retten konnte. Natürlich verstand sie es nicht.
    Sie verstanden es alle nicht.
    Der Zug fuhr in die Station ein.
    Yalena sprang auf. »Grand Central?«, fragte sie voller Panik.
    »Ja«, sagte Meena. »Das ist Grand Central.«
    »Ich treffen hier mit meine Freund«, sagte Yalena aufgeregt und griff nach ihrem großen Rollkoffer. Sie nahm Meenas Karte in die andere Hand und strahlte sie an. »Danke! Ich rufe an.«
    Sicherlich ging sie davon aus, dass sie sich mal melden würde, damit sie einen Kaffee zusammen trinken konnten. Aber Meena wusste, dass Yalena sie wegen etwas völlig anderem anrufen würde. Wenn sie die Karte nicht verlor … oder wenn Gerald sie nicht fand und sie ihr wegnahm. Und wenn er sie bis dahin noch nicht zusammengeschlagen hatte, würde er es dann tun.
    »Denken Sie daran«, wiederholte Meena und folgte ihr aus dem Zug. »Sagen Sie Ihrem Freund nicht, dass Sie die Karte haben. Verstecken Sie sie.«

    »Ja«, antwortete Yalena und stolperte mit ihrem riesigen Koffer auf die nächste Treppe zu. Er war so groß, und sie war so klein, dass sie ihn kaum ziehen konnte.
    Meena ergab sich in das Unvermeidliche, hob den unglaublich schweren Koffer hinten an und half dem Mädchen, ihn die steile, überfüllte Treppe hinaufzutragen. Dann zeigte sie Miss Schmetterling, in welche Richtung sie gehen musste – der Freund wartete »unter der Uhr« im »großen Bahnhof« auf sie.
    Meena eilte seufzend wieder hinunter, um zurück zur Madison und 53rd Street zu fahren, wo sich ihr Bürogebäude befand. Sie wusste, dass Yalena kein Wort verstanden hatte. Na ja, vielleicht eins von fünf.
    Und selbst wenn, wäre es sinnlos gewesen, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie hätte Meena sowieso nicht geglaubt.
    Und es hätte auch keinen Sinn gehabt, ihr zu folgen, den Freund persönlich in Augenschein zu nehmen und ihm zu sagen: Ich weiß, was Sie in Wirklichkeit sind und womit Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen. Und ich werde die Polizei rufen. Man konnte nämlich niemandem die Polizei auf den Hals jagen, wenn er erst noch etwas tun würde. Ebenso wenig, wie man jemandem sagen konnte, dass er sterben würde.
    Das hatte Meena auf die harte Tour gelernt.
    Sie seufzte wieder. Wenn sie den nächsten Zug Uptown erwischen wollte, musste sie sich beeilen …
    Hoffentlich waren nicht zu viele Leute darin.

3
    Dienstag, 13. April, 18.00 Uhr
Institut für Geschichte, Universität von Bukarest
Bukarest, Rumänien
     
     
    »Professor?«
    Lucien Antonescu lächelte. Er saß an einem riesigen antiken Schreibtisch und ordnete Papiere. »Ja?«
    »Es stimmt also«, sagte Natalia das Erstbeste, was ihr einfiel, da sie die Frage, die sie ihm eigentlich hatte stellen wollen, komplett vergessen hatte, als er sie aus
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