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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition)
Autoren: Péter Esterházy
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und Frau spielen. Meinetwegen, Esti zuckte die Schultern und begann sich auszuziehen. Sie standen einander nackt gegenüber, die Zeit verging langsam wie in einer Ehe, dann nahm Esti seinen Pimmel und zeigte ihn wie einen Schatz oder ein Weihnachtsgeschenk vor.
    Ich weiß, was das ist, und auch diese Eszti zuckte die Schultern.
    Weißt du nicht. Weiß ich doch. Nicht. Doch. Nicht. Doch. Bitte, dann sag es. Sage ich nicht. Weil du es nicht weißt. Doch, ich weiß es. Weißt du nicht. Weiß ich doch. Nicht. Doch.
    Sie keuchten. Schon gut, süßer Kornél, ich sage es. Für dich bin ich nicht süßer Kornél. Du hast recht, du bist ein kleiner Idiot. Und auch dann weiß ich, was das ist, und ich habe es bei meinem Vater schon gesehen. Na bitte!, dann sag es! – Stille.
    Schlangenmuschi.
    Esti blieb der Mund offen, sag das noch einmal. Schlangenmuschi. Noch einmal. Nein. Eszti, ich bitte dich. Gut, aber wirklich nur einmal, Schlangenmuschi. Wundervoll, Esti seufzte, küsste das Mädchen, ja , Schlangenmuschi, wie schön!, und rannte in das andere Zimmer, um es aufzuschreiben (schnell auf einen Zettel und von da später in sein Wörter-Heft; er hatte ein Wörter-Heft, ein Sätze-Heft und ein Geschichten-Heft), Schlangenmuschi. Dass sie hinter ihm herrief: Die von meinem Vater ist viel größer!, hörte er nicht mehr.
    Als er dem Kindergarten entwuchs, wurden obiges »ja« und letzteres »nicht« sein Leben.

Monatsfluss
    F rauenskizze. – Esti hatte ihre Tage. (Stille) Was zum Kaco gibt’s da zu staunen, jeden Monat, und wenn wir schon dabei sind, die Uhr kann man danach stellen, Patek Philippe. Der Schiffskapitän machte die Gesellschaft extra darauf aufmerksam, dass weder Watte noch Schambinde noch Tampon, weil es dann Verstopfung gibt. Fröhlich durchschnitt das elegante Wasserross die Wellen, als die Soße losging, mit dem rosa Zeug alles hochkam. An Deck waren außer Esti, die im Alter Balzac’scher Frauen war, noch eine sechzigjährige Frau und Männer, Männer, Männer. Kel malör. Keiner sagte ein Wort, doch alles war klar. Langsam wurden Esti, das Schiff und jeder Winkel der anmutigen Meeresbucht von Scham überzogen.
    Wenn Esti jemandem verständlich machen wollte, was Scham ist, dann erzählte sie dies. Jeder verstand es. Dieses Verständnis ist Estis schweres, an Inhalten reiches Leben geworden.

Das zitternde Reich des Herzens
    K ornél Estis Herz wurde alt, es trocknete nicht aus, vereinsamte nicht, aber es wurde alt. Er bemühte sich, das Altherrentempo zu vermeiden, mit besonderer Rücksicht auf Gemurre und Resignation, an deren Stelle er wildes Gemurre und wilde Resignation treten ließ. Und um nicht dem Laster der falschen Bescheidenheit zu verfallen, übte er launisch (wie Federn im Wind) Sex im Stehen. Die zitternden Knie! Die zitternden Knie sind sein Leben.

Sexskizze
    K ornél Esti wurde deklassiert. Das war zu erwarten gewesen. Die Fabrik der Familie wurde verstaatlicht, er blieb, weil er als Chemiker bleiben durfte.
    Esti war diesmal ein geborener Gentleman, auch wenn momentan kein Bedarf daran bestand. Vor die Nase wurde ihm eine Revisorin gesetzt, eine zuverlässige Genossin, eine religiös strenge Kommunistenseele in einem strengen kleinen Kostüm. Oh, Rózsika, ich küsse Ihre kleine Hand, Esti versuchte es aus Routine, doch nicht nur, dass es zu nichts führte, ihm wurde auch eine drohgebärdende Abfertigung zuteil. Es verschlug ihm die Süßholzraspelsprache. Das war ihm noch nicht untergekommen: Die Frau war verlorengegangen, und an ihrer Stelle war eine eisige Prinzipien-Ideologie-Konstruktion geblieben. Dann halt so, mit diesen Worten kommentierte Esti schulterzuckend die Situation und vergrub sich wie gewohnt in die Arbeit, auch wenn seine Augen von Zeit zu Zeit auf dem von weitem wie eine knackige kleine Frau aussehenden Objekt ruhten.
    Dann also die Arbeit. Im düster braunen Abendrot beugt sich Kornél Esti in der Einsamkeit seines Büros über Hauptbücher, in der Unwirtlichkeit seines Labors über Pipetten, als besagte Rózsika die Tür aufreißend hereinstürmt, das Kostüm wie eine Uniform der Staatssicherheit, das Gesicht entschlossen wie die Bodenreform, die starre Haltung der direkte und versengende Ausdruck des Klassenkampfes. Mit müdem Entsetzen hebt Esti die langen Wimpern, Genossin, das ist alles, was er herauspressen kann. Da sprudelt eine wunderschöne tiefe volltönende Stimme aus dieser Rózsika.
    Nun fick mich doch endlich, du verdammter Piratenwichser!
    Bei dem
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