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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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die Stille und löste sich
vor ihrer beider Augen auf. Daniel atmete hörbar aus. Nika versuchte, ihre
grauen Zellen zusammenzutreiben.
    „Besser, wenn du Jewels nicht zu lange warten lässt.
Oder wenn du später noch einmal wiederkommst. Der Despot hat schlechte Laune,
weißt du. Wegen mir.“
    Aber Daniel schüttelte den Kopf.
    „Er ist nur besorgt, Nika. Das ist alles.“
    Sie nickte. Er drehte sich um, zögerte und blickte ein
letztes Mal zu ihr zurück.
    „Bis bald.“
    „Klar.“ Sie riss sich zusammen. „Bis bald.“
    Sie hatte ihn noch nie beamen sehen. Was vielleicht
daran lag, dass sie ihn, wenn überhaupt, meistens nur an seinem Arbeitsplatz
traf. In einem der MTec Labors. Üblicherweise war sie diejenige, die dort
antanzte und nach einer Blutabnahme wieder ging.
    Und auch jetzt gebrauchte Daniel seine Kräfte nicht.
Vielmehr schlenderte er gedankenverloren durch die Eingangshalle und bog in den
Flur, der zu Julians Büro im Ostflügel führte.
     
    Nika blickte auf ihren Kaffee. Dann fasste sie einen
Entschluss. Dieses absolut hoffnungslose Feuer in ihr brauchte dringend eine
Abkühlung, und die Wälder in der Umgebung gehörten allesamt ihrem Dad. Bestimmt
waren sie irgendwie bewacht. Nika würde schon nichts passieren, wenn sie für
eine Weile ausritt, denn eine Rückkehr nach Paris war natürlich ausgeschlossen.
     
     
    Daniel trat in das Büro seines alten Weggefährten und
schloss die Tür. Plötzlich war er nicht mehr sicher, wohin dieses Gespräch
führen würde.
    Es war nicht Julians Schuld. Der Mann war in
allererster Linie Vater, und er hatte nichts weiter getan, als sein Kind zu
beschützen. Sein menschliches, sterbliches Kind. Das war absolut angemessen.
     
    Julian trat ihm entgegen. Er wirkte
niedergeschlagenen.
    „Daniel. Ich weiß, ich hätte die Füße stillhalten
sollen. Stattdessen habe ich deine Arbeit sabotiert. Du hattest diese Brut
schon infiltriert, nicht wahr? Der Mord an der kleinen Ferret war deine
Eintrittskarte in ihr Rattenloch. Du hast genau gewusst, was du tust, während
ich die Nerven verloren habe.“ Julian fuhr mit den Händen durch sein Haar. „Ich
bin ein Idiot. Es tut mir leid, mein Lieber. Ehrlich.“
    Daniel schüttelte den Kopf. Er riegelte seine
Gefühlswelt vollständig ab, obwohl er wusste, dass Julian diese Grenze niemals
unaufgefordert überschreiten würde. Und dennoch war er unfähig auch nur darüber
zu sprechen, was es für ihn bedeutete, ein Mörder zu sein. Erstrecht, wenn Nika
ihn ansah. Arglos und um Fassung ringend. Ihre Augen hatten geleuchtet, sogar
dann noch, als die Tränen sie verschleierten.
    So intensiv grün, diese Iriden.
    Sie ergänzten ihr rotes Haar perfekt, obwohl sie es
jetzt kurz und braun trug, was ausschließlich seiner Willkür zuzuschreiben war.
    Wie hatte er sie jemals als farblos einstufen können?
Als spröde und schlicht. Lag es daran, dass er sie vorher noch nie unglücklich
erlebt hatte? Oder glücklich. Oder auch nur fröhlich.
    Dieses Lachen, das so viel besser zu ihrem
Erscheinungsbild passte als die sonstige, stumpfe Ausdruckslosigkeit, hatte er
in Paris zu ersten Mal an ihr gesehen. Überhaupt hatte er Nika zuletzt häufig
gesehen, wenn auch aus der Distanz, denn für ein Treffen hatte keine
Veranlassung bestanden.
    „Julian. Lass uns ein andermal reden.“
    „Wie du willst.“
     
    Julian wartete ab, bis er wieder allein in seinem Büro
war, dann ging er zu seinem Schreibtisch hinüber und ließ sich in den Sessel
fallen.
    Wieso hatte er seinen alten Gefährten überhaupt in
diesen Morast aus Intrigen und Mord gezogen? Weil Daniel sich Clare gegenüber
verpflichtet fühlte? Weil er deshalb so leicht zu manipulieren war?
    Clare hatte Daniels Leben gerettet, ja. Aber er hatte
nicht darum gebeten. Er hatte nicht einmal ihn, Julian, um Hilfe gebeten.
    „Blöde Bullenscheiße.“ Julian atmete durch und raffte
sich dann endlich auf, die Kurzwahltaste zu drücken. „Rose, ich werde für etwa
45 Minuten außer Haus und nicht erreichbar sein. In Notfällen…“
    „… wende ich mich an Miss Teresa Miller, sie wird sich
um alles kümmern. Sollte Miss Teresa Miller nicht verfügbar sein, wende ich
mich an Mrs. Gwen Miller, Mr. Theodor Miller oder Miss Caitlyn Miller.“
    Kluges Mädchen. So viel klüger als er.
    „Danke, Rose. Bis später.“
     
    Julian hatte nicht die Geduld, mit dem Wagen zu Flints
Antiquitätenladen nach London zu gurken, obwohl er es sonst durchaus spaßig
fand, den Hummer in der schmalen
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