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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion
Autoren: Dan Morgan
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sie so natürlich wie das Atmen.«
    Glover stellte seine nächste Frage sehr vorsichtig. »Im letzten Kapitel Ihres Buches deuteten Sie an, daß die gesamte Menschheit eine Art Psi-Potential besitzen könnte – eine ungenutzte Fähigkeit, die entweder verkümmerte, weil sie zu lange brachlag, oder die als Folge einer natürlichen Evolution jetzt erst auftaucht. Hat sich nun diese Vermutung im Laufe der letzten drei Jahre bestätigt oder als falsch erwiesen?«
    »Um das zu ermitteln, müßte man einen Großteil der Menschheit gründlichen Tests unterziehen«, sagte Havenlake. »Es wäre wohl besser gewesen, auf dieses Kapitel zu verzichten. Es verallgemeinert zu sehr.«
    »Aber Sie können doch nicht leugnen, daß viele, augenscheinlich ganz normale Leute Erlebnisse hatten, die sich nur auf Psi-Ebene erklären lassen?«
    »Das liegt mir fern«, entgegnete Havenlake. »Leider nützen diese Phänomene dem Wissenschaftler nur dann, wenn sie unter kontrollierten Laborbedingungen auftreten – was nur sehr selten der Fall ist. Sehen Sie, uns sind überall Schranken gesetzt. Es fehlt an Geld, an der technischen Ausrüstung, an Testpersonen …«
    Glover hatte das Gefühl, daß Havenlake ihm auswich. »Aber in Portfield hatten Sie doch alles, was Sie brauchten, nicht wahr?« fragte er ruhig.
    Havenlake schob das Kinn vor. In diesem Augenblick erinnerte er an eine gereizte Bulldogge. »Wenn Sie mehr über Portfield erfahren wollen, müssen Sie sich mit dein Ministerium in Verbindung setzen.«
    »Habe ich bereits getan«, erwiderte Glover. »Man erklärte mir – vornehm umschrieben natürlich –, daß mich das einen Dreck anginge.«
    »Dann kann ich auch nichts ändern«, meinte Havenlake.
    »Drei Jahre Arbeit totgeschwiegen – wegen einer Geheimhaltungsklausel! Und das, obwohl das Projekt längst aufgegeben wurde!«
    »Ich wußte, was mich in Portfield erwartete, und nahm die Bedingungen an.«
    »Aber Portfield ist doch geschlossen.«
    »Man gab mir deutlich zu verstehen, daß die Geheimhaltungsklausel trotzdem noch gilt.«
    »Aber weshalb wehren Sie sich nicht dagegen?« rief Glover. »Die Erforschung der Esper-Probleme ist Ihr Lebenswerk. Wollen Sie es wegen einer willkürlichen Regierungsentscheidung aufgeben?« Seine Stimme verriet ehrliche Empörung.
    Havenlake betrachtete seinen leeren Bierkrug. »Sind Sie sicher, daß Sie überhaupt wissen wollen, was ich in Erfahrung gebracht habe?«
    Glovers Gefühl, daß er gegen eine Mauer anrannte, verstärkte sich. »Verdammt, Havenlake, ich verlange doch nicht, daß Sie mir Staatsgeheimnisse ins Ohr flüstern«, sagte er wütend. »Mir ist es gleichgültig, auf welche Weise die Regierung Ihre Entdeckungen ausnützte. Ich will nur wissen, was nach den Dobie-Zwillingen kommt.«
    Havenlake musterte ihn mit kühlen grauen Augen. »Bedenken Sie das eine: Ganz gleich, was wir in Portfield taten, es kann kein Erfolg gewesen sein; sonst hätte das Ministerium das Projekt nicht aufgegeben.«
    »In diesem Fall schadet es doch nichts, wenn Sie offen mit mir sprechen.«
    Havenlake schwieg einen Moment und betrachtete sein Gegenüber. Dann sagte er langsam und betont: »Der ärgste Feind der exakten Forschung ist das Wunschdenken des Menschen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Dann hören Sie mir zu!« Havenlakes Stimme klang ungeduldig. »Von einem idealen Wissenschaftler erwartet man, daß er völlig neutral bleibt und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit ohne Vorurteile auswertet. In der Praxis ist das unmöglich. Wir glauben fest daran, daß wir unbeeinflußt nach der Wahrheit suchen – aber wir betrügen uns selbst. In den meisten Fällen bemühen wir uns nämlich, das zu beweisen, was wir für die Wahrheit halten. Begreifen Sie den Unterschied?«
    »Sie wollen sagen, daß der Wissenschaftler unterbewußt seine Forschungsergebnisse manipuliert?«
    »Genau.« Havenlake nickte. »Nun können Sie sich vorstellen, zu welchen Schwierigkeiten das führt, wenn man sich mit so verschwommenen Dingen wie den Psi-Kräften beschäftigt.«
    »Einen Augenblick! Heißt das etwa, daß die Ergebnisse Ihrer Experimente …«
    »Oh, die Ergebnisse sind völlig in Ordnung«, unterbrach ihn Havenlake. Er kaute nachdenklich an seiner erkalteten Pfeife.
    »Aber …«
    »Eine Sache der Interpretation«, sagte Havenlake. »Die Experimente erwiesen eindeutig, daß die Dobie-Zwillinge über Esperfähigkeiten verfügten – aber daraus läßt sich nicht das geringste folgern. Sie stellten mir vor ein paar
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