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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
Autoren: Ali Lewis
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total rosa aus. Er war viel kleiner, als ich erwartet hatte, und er sah aus, als hätte sich aus Versehen jemand auf ihn draufgesetzt. Seine Hände waren fest an seine Brust gedrückt, und seine Augen sahen aus, als ob sie niemals aufgehen würden. Er hatte so eine dünne Schicht Flaum auf dem Kopf. Ich fragte mich, ob vielleicht mit ihm nicht alles in Ordnung war, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass etwas, das so seltsam aussah, je zu einem normalen Menschen werden konnte.
    Als wir alle aufs Haus zugingen, bewegten Alex’ Hände sich plötzlich, als ob jemand einen Schalter umgelegt und sie eingeschaltet hätte. Eine Hand öffnete sich ganz weit, aber ruckartig und mechanisch, als wenn er ein Roboter wäre. Dann zuckte sein Mund, und er zappelte mit dem Fuß in dem winzigen Strampelanzug, den er trug. Sissy wollte ihn nach drinnen bringen, weil sie meinte, es sei Zeit zum Füttern. Bobbie sagte, sie würde allen eine Tasse Tee machen, und Dad sagte, ich und Emily sollten rausgehen und ihm helfen, die Autos von Mum und Tante Ve auszuladen.
    Wir brachten alles ins Haus, danach ging ich Buzz holen. Ich fand, er war lange genug außen vor gewesen. Ich ließ ihn in den Garten gehen, damit er hören konnte, was im Haus passierte. Sissy kam mit Alex aus ihrem Zimmer und setzte sich mit Mum aufs Sofa. Sie hielt Alex auf dem Knie, aber er war total schlaff und konnte gar nichts, nicht mal seine Arme dahin bewegen, wo er sie haben wollte. Sie rieb ihm den Rücken, bis er kotzte.
    »Willst du ihn halten, Danny?«, fragte Sissy, nachdem sie ihn sauber gemacht hatte. Keine Ahnung, ob ich das wollte oder nicht. Aber Emily sagte, sie wollte, und Mum ließ sie neben Sissy auf dem Sofa sitzen. Mum legte ihn ganz vorsichtig auf Emily, sodass sein Kopf an ihrem Bauch lehnte. Sobald er da war, sah es so aus, als ob keiner wusste, was als Nächstes gemacht werden sollte. Nach ein, zwei Minuten, in denen Emily bloß auf ihren Bauch gestarrt hatte, setzte ich mich zu ihr und sagte, dass ich ihn halten wollte. Mum sagte, ich solle den Arm ein wenig beugen, das tat ich, und sie legte ihn mir seitlich auf die Knie, den Kopf hatte ich in der Armbeuge. Er fühlte sich warm an, was ich nicht erwartet hatte, und für einen so Kleinen wirkte er ziemlich lebendig. Ich hatte Angst, mich zu rühren, womöglich tat ich ihm damit weh, also saß ich ganz still.
    Dad kam wieder – er hatte Sachen im Kühlraum verstaut – und stellte sich hinters Sofa. Als Sissy merkte, dass er da war, nahm sie mir Alex von den Knien und ging zu Dad rum. Sie fragte ihn, ob er seinen Enkel halten wollte. Dad sagte gar nichts, er nickte nur. Sie legte ihn in Dads große Arme und er streichelte Alex’ kleine Hand mit seinem riesigen Daumen.
    »Frisst dieses Kamel meine Pflanzen?«, kreischte Mum, die aus der Glastür geguckt hatte. »Das tut es!« Sie beantwortete ihre Frage selbst, riss die Tür auf und brüllte: »Wer hat das Kamel in meinen Garten gelassen?« Obwohl ich Ärger kriegte, gefiel mir das ganz gut. Ich rannte an ihr vorbei und packte Buzz. Ich musste ihn erwischen, ehe sie einen Wäschepfahl in die Finger bekommen und uns verprügeln konnte. Wir rannten zusammen aus dem Garten, beim Schließen der Pforte schaute ich mich um und sah Mum lächelnd in der Tür stehen. Ich glaub, wir waren alle zu glücklich zum Wütendwerden. Die Party am Ende dieses Viehtriebs würde die beste werden, die wir je hatten, vermutete ich.
    Ich war mit Buzz draußen auf dem Hof, da fuhr Reg in seinem Bullenfänger vor. Er wollte sich bei uns Diesel holen, aber als er mich mit Buzz sah, rief er: »Das ist doch mal ein Prachtkerl!« Buzz vergaß alles andere, als er Reg sah, und rannte rüber, um ihn zu begrüßen. Ich glaub, er merkte, dass Reg ein anständiger Kerl war, und wollte ihn kennenlernen. Reg hielt Buzz seine Hand hin und sagte leise was zu ihm. Ich schlenderte rüber, weil ich sein Urteil hören wollte. Er nickte mir zu und sagte, ich hätte meine Sache gut gemacht, er könne mich schon auf Buzz reiten sehen, lange würde das nicht mehr dauern.
    Da kam Dad aus dem Haus. Er sagte, Dr. Willis habe angerufen und gesagt, Lloyd gehe es so gut, dass er nach Hause könne. »Und was ist mit dem Bein?«, fragte Reg. Dad sagte, es würden Narben bleiben, aber er würde es überleben. Reg meinte, Lloyd habe Glück gehabt. Dad nickte und fragte dann, was er von Buzz hielt. »Er hat ihn gut hingekriegt«, sagte Reg. Und da erzählte ich ihnen, dass ich eines Tages den
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