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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht
Autoren: Stefan Wolf
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Suche. Doch das dauerte nur eine halbe Minute. Die
Gemälde lagen, in Tücher gewickelt, im Wohnraum hinter einer durchgesessenen
Couch.
    Vorsichtig packten sie die
Kunstwerke aus und legten eins nach dem andern auf den länglichen Tisch.
    »Beeindruckend!«, meinte Karl.
    »Mir gefallen die
Expressionisten überhaupt nicht«, erklärte Klößchen. »Sind zwar aussagestark,
aber hässlich. Die beiden Simonkas könnte ich mir allerdings übers Bett hängen.
Und würde trotzdem ohne Albträume schlafen.«
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    »Albträume«, knurrte Tim, »hast
du doch sieben Stunden pro Nacht. Aber nicht wegen bedrückender Kunst, sondern
weil du dich andauernd überfrisst.«
    »Ist doch meine Sache,
Häuptling.«
    »Aber ich muss mir deine
Urwaldlaute anhören«, lachte Tim.
    Sein Handy, das wieder
aufgeladen war, klingelte. Er sah aufs Display.
    »Hallo, Wespe!«
    »Tim! Ein voller Erfolg. O
Mann, das ging wie’s Brezelbacken. Wir haben im geparkten Wagen gesessen, als
die Tussi ankam. Sie heißt übrigens Schuck und war schon mal im Visier der
Drogenfahnder. Sie kam wie der Teufel. Wir haben sie erst mal machen lassen und
das war richtig. Denn kurz darauf kam ein Wagen mit zwei Typen, genau so eilig.
Du ahnst es? Dilch und Zackler. Auch die sind rein in den Wohnturm links. Wir
haben gewartet. Aber nur zwei Minuten. Dann waren alle drei wieder da. Und
Dilch schleppte einen großen flachen Karton. Du hättest die Gesichter sehen
sollen, als wir die Typen verhaftet haben. Das Gemälde ist übrigens unversehrt.
Ein wunderschöner ›Tanzender Tiger‹.«
    »Super! Auch die Bilder von
Angela Parth haben keinen Schaden genommen.«
    »Was?«
    »Wir sind hier im Haus von
einem gewissen Burkhard Öme«, Tim nannte die Adresse. »Zufällig war die
Hintertür offen. Der Typ — er gehört zum Kunstverein und zu Angela Parths
heißesten Verehrern — hat zwar die Persönlichkeit einer Nacktschnecke, und ein
Weichei ist ein Brandungsfels, verglichen mit ihm, aber letzte Nacht bei dem
Coup muss er über sich selbst hinausgewachsen sein. Er war der zweite
Einbrecher, nicht wissend, dass die Parth den Riemer schon dazu bestellt hatte.
Tja, da Öme die Bilder hat, hat ihm auch Riemer seinen jetzigen Zustand zu
verdanken.«
    »Eine Tragödie«, sagte Wespe.
    »Man soll eben kein Unrecht
tun.«
    »Ihr bleibt bitte, wo ihr jetzt
seid. Ich liefere das Trio in der U-Haft ab. Dann komme ich.«
    Tim nickte, was Wespe nicht
sehen konnte, und schaltete aus.

24.
Spezialagenten der Kulturpolizei
     
    Der Rest dieses Samstags war
ausgefüllt von Vernehmungen und der Klärung von Details.
    Spätnachmittags wurde Tim von
Wespe angerufen. Zu der Zeit befanden sich TKKG bei Karl, also in der trutzigen
Vierstein-Villa, hockten in Karls Zimmer und bedienten sich von dem großen
Tablett, auf dem Frau Vierstein sehr appetitliche belegte Brote dekoriert
hatte.
    »Hallo, Wespe«, sagte Tim mit
halb gefülltem Mund.
    »Störe ich gerade beim
Abendessen, Häuptling?«
    »Du störst nie. Bist doch unser
Lieblingsbulle. Und jetzt rufst du sicherlich an, um unsere letzten Infolücken
zu füllen.«
    »So ungefähr. Also, Dr. Lohm,
der Museumsdirektor, kann sein Glück nicht fassen. Ich soll euch schon mal
grüßen. Ihr kriegt eine fette Belohnung.«
    »Das will ich doch hoffen. Wovon
soll ich mir sonst den Ferrari kaufen, sobald ich achtzehn bin.«
    »He, bleib lieber bei deinem
Rennrad.«
    Tim hielt den Hörer so, dass
seine Freunde, die dicht neben ihn gerückt waren, mithören konnten.
    »Wespe, sprich bitte möglichst
laut. Gaby, Karl und Klößchen lauschen nämlich ebenfalls ergriffen deiner
Stimme.«
    »Na, wunderbar! Also, die
Kunsträuber-Bande mit Dilch, Zackler und Schuck ist aufgeflogen. Die Beweise
sind erdrückend, vergitterte Urlaubsjahre auf Staatskosten dem Trio sicher.
Dass auch Riemer dazugehört, ist eine echte Überraschung. Vermutlich war der
Kerl nur deshalb im Kunstverein, um immer aktuell informiert zu sein. Momentan
ist er nicht vernehmungsfähig. Er war an vier großen Coups beteiligt, bei denen
insgesamt neun Millionen Euro erpresst wurden. Ob auch er angeklagt wird, ist
allerdings noch ungewiss. Wird abhängen davon, inwieweit sich sein Zustand
bessert. Nach meinen Informationen sieht es schlecht aus. Wahrscheinlich bleibt
er gelähmt.«
    »Hartes Los.«
    »Weiter im Text, Häuptling. Der
Galerist Gehrmann hat nichts zu tun mit den Machenschaften. Kollege Kolloschke
ist stinksauer. Er fühlt sich von euch übergangen und kann das nicht
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