Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
suchen?
    »Hier ist Tim«, sagte er
freundlich. »Ich dachte, Wespe hat heute Dienst.«
    »Er holt sich nur einen Kaffee.
Da ist er schon.«
    Der Hörer wurde übergeben. Tim
hörte, wie sein Name mit Abscheu von Kolloschke gekläfft wurde.
    »Okay, Herr Kollege«, sagte
Wespe. »Um die Unterlagen kümmere ich mich. Das ist jetzt privat.« Nach zwei
Sekunden dann: »Tim?«
    »Ist der Saftheini draußen oder
steht er hinter dir und lauscht?«
    »Ist draußen.«
    »Wespe, jetzt geht es um
Sekunden. Bitte, frag nicht! Vertrau mir einfach. Das Warum und Wieso erkläre
ich später. Tu nur das, worum ich dich bitte.«
    »He, Häuptling! Ich soll dir
blindlings vertrauen? Soll total vergessen, dass du der schlimmste
Schulschwänzer Europas bist, Prominenten-Bespucker, Blumendieb und ewiger
Falschparker mit deinem Rennrad. Das ist viel verlangt.«
    »Du kennst die beiden Wohntürme
in der Mensertstraße?«
    »Die kennt doch jeder Einwohner
unserer niedlichen Stadt.«
    »Nimm einen neutralen Wagen und
Verstärkung mit. Sofort hin zu den Wohntürmen. Im linken, wenn du davor stehst,
hat eine gewisse Fleurie Weißnichtweiter im dreizehnten Stock ihre Behausung.
Und dort — darauf wette ich meinen hinteren Teil zwischen Lendenwirbel und
Unterschenkelbeuger — haben die Museumsräuber den ›Tanzenden Tiger‹ versteckt.
Diese Fleurie weiß, dass ich es weiß, und wird jetzt nach Hause preschen, bevor
ihr Bullen antanzt mit ‘nem Durchsuchungsbefehl. Also Tempo, Herr Inspektor!
Fleurie kommt aus Richtung Molchowstraße und sie brettert auf einer Harley mit
dem Kennzeichen«, er nannte es. »Sie trägt einen schwarzen Lederanzug und
schwarzen Helm. Vielleicht versucht sie, den ›Tanzenden Tiger‹ in den anderen
Wohnturm hinüberzuschmuggeln: in die Wohnung 13-C, der ihren direkt vis-à-vis.
Dort wohnt der Räuberhauptmann Markus Dilch. Dritter Komplize ist ein gewisser
Olaf Zackler, Angestellter in der Kunstgalerie Gehrmann. Und — nur um dir zu
zeigen, dass du auch für diesen Fall zuständig bist und nicht nur Saftheini
Kolloschke — Harald Riemer gehört auch zu der Bande.«
    Drei Sekunden war Stille am
anderen Ende der Sprechverbindung.
    »Polyp, du verlierst Zeit!«,
drängte Tim.
    »Sag mal, habt ihr das alles
von gestern auf heute herausgefunden, Häuptling?«
    »So ist es. Nun noch den
›Tanzenden Tiger‹ finden. Dann sind alle Probleme gelöst.«
    »Warum zum Teufel habt ihr so
lange gebraucht? Mindestens drei Abendstunden gestern und heute den halben
Tag.«
    »Tja«, grinste Tim. »Wir sind
eben nicht so clever wie die Polizei.«
    »Ich zische los.« Wespe legte
auf.
    Tim war schon zu Beginn des
Gesprächs zu seinen Freunden aufgerückt und die hatten verblüfft mitgehört.
    »Der schwarze Kradfahrer«,
erklärte Tim, »ist ‘ne Frau. Diese Fleurie, Dilchs Freundin. Ich konnte
belauschen, wie sie mit ihm telefonierte. Sie sollte uns fertig machen. Rempeln
mit der Harley.« Tim berichtete, was er gehört hatte.
    Gaby deutete auf das Handy, das
er noch in der Hand hielt.
    »Du hast es ihr weggenommen,
damit sie nicht von unterwegs ihre Männer alarmiert, die vielleicht näher dran
sind an der Adresse. Richtig?«
    »Absolut richtig, Pfote. Das
ist der Grund. Sie könnte natürlich an einer Telefonzelle Halt machen. Was ich
aber nicht glaube. Denn das kostet Zeit.«
    »Wir haben unsere Wartezeit
genutzt«, erwiderte Gaby. »Und über die Auskunft Ömes Adresse festgestellt.
Karl weiß, wo das ist.«
    Karl schüttelte schon zum
dritten Mal den Kopf. »Ich bin wie mit Schrotkugeln gepudert. Fassungslos!
Angela hat Riemer beauftragt, ihre Gemälde zu klauen, und der — Mitglied der
kriminellen Organisation — wollte die Kunstwerke bei den Komplizen verstecken.«
    »Seine Strafe hat er ja
gekriegt«, meinte Klößchen. »Na ja, falls er gelähmt bleibt, wäre das zu hart
dafür. Und die Bilder hat sowieso ein anderer. Aber es ist ‘ne Gefallenstat —
ganz wie Gaby vermutet hat. Ein total abartiger Liebesbeweis.«
    Tim beugte sich zu seiner
Freundin hinüber und küsste sie auf die Wange. »Du hattest wieder mal die
richtige Eingebung, Pfote.«
    »Weiblicher Instinkt«, lächelte
sie. »Der funktioniert immer, wenn’s um Gefühle geht und Beziehungen.«
    »Und jetzt zu Öme!«, sagte Tim.

23. Hinter
der Couch
     
    Es war ein winziges Haus am
Rande einer Schrebergartenkolonie, unweit vom Bahndamm, und sah mehr nach
winterfestem Gartenhaus aus als nach Bungalow.
    Karl knackte die Hintertür.
TKKG begannen mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher