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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)
Autoren: Horst Bosetzky
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kenne ich doch, das ist die Sophie Schünow.»
    «Eine abgelegte Braut von dir?», fragte von Vielitz - und hätte gern mehr von einer möglichen Affäre gewusst.
    «Nein, das war die Braut von Paul Tilkowski.» Kappe zeigte auf die Hübschere der beiden.
    «Ah. ..» Von Vielitz stellte sich so einiges vor. «Schade, dass wir nicht im Orient sind, die hätte ich mir sofort in meinen Harem geholt.»
    Die Frau, die keine Schönheit war, verschwand im Mietshaus neben dem Kohlenplatz, während Sophie Schünow in ihre Richtung davoneilen wollte, aber stoppte, als sie Hermann Kappe erkannte. Man begrüßte sich kurz.
    «Was hat Sie denn so in Harnisch gebracht?», fragte Kappe.
    «Diese Vogelscheuche da! Das ist doch die, die mir Kockanz weggeschnappt hat!» Bei Sophie Schünow war die Erregung noch immer nicht ganz abgeklungen.
    «Wie?» Kappe verstand gar nichts, von Vielitz noch weniger. Die junge Plätterin erklärte es ihnen. «Paul ist mal gerade unter der Erde, aber... jeder will leben. Und da habe ich ja gesagt, als mir Herr Kockanz einen Antrag gemacht hat.»
    «Einen unsittlichen?», fragte Vielitz.
    «Nein, einen Heiratsantrag. Ganz ernsthaft. Aber nun. ..» Sophie Schünow brach in Tränen aus.
    Von Vielitz legte ihr väterlich den Arm um die Schultern.
    «Bitte, beruhigen Sie sich doch, mein Fräulein.»
    «.. . und erzählen Sie doch erst einmal, was man Ihnen angetan hat», fügte Kappe hinzu. «Wer war denn die andere eben?»
    «Die? Das war die Frieda Grienerick. Ein Milchmädchen, ein Bollemeechen. Und die will der Kockanz nun heiraten, nicht mich», schluchzte Sophie Schünow.
    «Wo die Liebe hinfällt. ..» Mehr wollte Vielitz zu diesem Thema nicht einfallen. «Dürfen wir Sie noch nach Hause begleiten?»
    «Nein danke, es geht schon wieder.» Sophie Schünow eilte in Richtung Bremer Straße davon.
    Von Vielitz sah ihr lange hinterher. «Die Wege des Herrn, ach ja. .. Je älter ich werde, desto weniger verstehe ich das Leben. Aber man kann wohl nur glücklich werden, wenn man aufgibt, es verstehen zu wollen. Was machen wir nun, Hermann, sind wir am Ende unseres Rundganges?»
    Kappe begriff die Aufwallungen des Majors nicht ganz, fühlte sich aber nicht befugt, in ihn zu dringen. «Ja und nein. Ich wollte Ihnen noch den U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz zeigen, wo ich Weißagk eigentlich schon gehabt hatte, aber der ist etwas abseits gelegen - und Sie könnten schon ermattet sein. ..»
    Von Vielitz lachte verschmitzt. «Das heißt also im Klartext, dass du mich jetzt loswerden möchtest, weil du zu einem Rendezvous eilen willst.»
    Kappe konnte nicht verhindern, ein wenig rot zu werden. «Sie haben mich durchschaut.»
    «Wer ist denn die Glückliche?», fragte der Major, der schon vergessen hatte, dass Kappe sie bereits als Grund seiner Verspätung angegeben hatte.
    «Na, die Klara Göritz aus Wendisch Rietz.»
    «Ah ja! Warum denn in die Ferne schweifen, wenn die Gute liegt so nah?»
    Wieder errötete Kappe. «Ganz so weit sind wir leider noch nicht.»
    «Na, dann aber: Attacke!»

FÜNFZEHN
Montag, 10. Oktober 1910
    HERMANN KAPPE und Gustav Galgenberg saßen beim Frühstück und warteten nur darauf, dass die Tür aufging und von Canow ihnen mitteilte, wo sie sich in der nächsten halben Stunde zur weiteren Verwendung einzufinden hätten.
    «Eigentlich schade», sagte Galgenberg. «Wir haben uns so schön aneinander gewöhnt. Da kann man nur hoffen, dass es bald wieder mal einen Mord gibt, bei dem man uns zusammen in eine Kommission steckt.»
    «Es sollte so bald wie möglich feste Mordkommissionen geben.» Das war eine von Kappes Lieblingsideen. «Aber ich bin ein viel zu kleines Licht, um in dieser Richtung einen Vorstoß zu wagen. Der Ernst Gennat soll es schon versucht haben, aber. .. die da oben haben wohl Angst, dass wir nur herumsitzen und Däumchen drehen, wenn mal kein Mord geschehen ist.»
    Galgenberg musste zugeben, dass das gar nicht so unlogisch war. «Hoffen wir, dass in Berlin eines Tages genügend viele Morde anfallen. .. Ein Satz mit Fallobst?»
    Kappe stöhnte auf. «Das wird mir fehlen.»
    «Na, wann valobste dir denn endlich?»
    «Unterm Weihnachtsbaum vielleicht, gestern konnte ich Klara noch nicht ganz von mir überzeugen. Wir waren tanzen, und dann habe ich sie auch nach Hause bringen dürfen, aber als wir vor der Haustür standen, ist ihre Vermieterin gekommen und. .. Ende der Vorstellung.» Beim Thema Liebe fiel ihm wieder ein, was der Major und er gestern vor dem Kockanzschen
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