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Es gab keinen Sex im Sozialismus - Legenden und Missverständnisse des vorigen Jahrhunderts

Es gab keinen Sex im Sozialismus - Legenden und Missverständnisse des vorigen Jahrhunderts

Titel: Es gab keinen Sex im Sozialismus - Legenden und Missverständnisse des vorigen Jahrhunderts
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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der Sowjetunion gibt es keinen Sex, äh – äh …« Der Rest ging im Gekicher der CIA-Agenten unter.
    »Das glaube ich euch nicht!«, blaffte der Holzfäller im Hemd durchs All. »Ihr seid doch alle irgendwie auf die Welt gekommen!«
    Die ganze Belegschaft des Glen Helen Parks fing an zu lachen. Es gab keinen Sex im Sozialismus! Dadurch gelang es den Amerikanern noch einmal, die Überlegenheit ihres Systems deutlich vorzuführen – sie gewannen die Telebrücke. Und die Dame mit der komplizierten Frisur hatte ihre Landsleute mithilfe der modernsten Kommunikationsmittel für immer zu Sex-Deppen abgestempelt.
    In Wirklichkeit gab es in der Sowjetunion natürlich jede Menge Sex, überall und rund um die Uhr. Es gab Gruppensex und Sex allein, es gab Sex im Kosmos und in der Landwirtschaft, zu Hause und bei der Arbeit, im Sitzen und im Stehen. Nur eben nicht im Fernsehen.

Die Medizin des vorigen Jahrhunderts
    Ärzte und Patienten haben oft ein Verständigungsproblem, eine Interessenkollision. Der Patient hofft auf schnelle Heilung oder zumindest auf Erleichterung. Er verlangt nach einer Tablette, nach ein paar Tropfen, im schlimmsten Fall wird sogar eine Spritze in Kauf genommen, Hauptsache, es hilft. Der Arzt will aber in erster Linie nicht schaden. Er weiß, dass die meisten Krankheiten von allein weggehen, und wenn nicht, dann kann auch der Arzt wenig machen. Es gibt Milliarden gefährliche Viren, Bakterien, Pilze und andere Krankheitserreger auf unserem Planeten und vergleichsweise wenige Ärzte. Ihre Möglichkeiten
sind begrenzt. Und trotzdem kann allein der Anblick eines Arztes schon gesund machen. Besonders gut funktioniert das bei Kindern. Sie werden in der Regel in dem Moment gesund, wenn der Mann im weißen Kittel seinen Doktorkoffer aufmacht. Meine Tochter lag mit vierzig Grad Fieber im Bett, die halbe Nacht versuchten wir, die Temperatur zu senken, dann riefen wir aus lauter Verzweiflung doch den Notarzt an. Als dieser erschien, kam unsere Tochter mit einem Plastik-Automobil in den Korridor gefahren, um ihn zu begrüßen.
    Neulich bekam mein Sohn eine Magendarmgrippe. Mit Fieber und Nasenbluten lag er im Bett und klagte über unerträgliche Schmerzen im ganzen Körper. Als der Arzt kam, erzählte ihm Sebastian, ihm gehe es eigentlich blendend, gar nichts tue ihm weh, und das Nasenbluten hätte er schon immer gehabt, von Geburt an, das störe ihn überhaupt nicht.
    Die Ärzte wissen um die Wirkung, die sie auf Patienten ausüben, und versuchen sogar, ihre Autorität mithilfe komplizierter technischer Geräte noch zu stärken. Sie legen den Patienten in eine speziell dafür entwickelte, Eindruck schindende Röhre, röntgen ihn dreidimensional, messen alle seine Impulse. Und schon geht es ihm besser. Auch im vorigen Jahrhundert setzte die Medizin vor allem auf natürliche
Heilung. Nur wenn dem Patienten etwas auseinanderplatzte oder abfiel, kam der Arzt mit einem Krankenwagen und nähte es wieder an.
    Die sowjetischen Ärzte sind mir nur nähend in Erinnerung geblieben. Ich war fünf Jahre alt, als mich zum ersten Mal ein Krankenwagen aus dem Kindergarten abholte. Der Unfall ereignete sich direkt auf unserer Spielwiese, die außer einer Schaukel und einem Sandkasten nichts zu bieten hatte. Neben der Wiese stand ein kaputtes altes Auto ohne Türen und Räder, aber mit Lenkrad und Sitzen. Mit diesem Auto wollten alle gerne spielen, doch die Spielwiese war mit Maschendraht eingezäunt. Wie in jedem sowjetischen Zaun gab es auch in diesem ein Loch, jedoch ein viel zu kleines, um durchzukriechen. Wir vergrößerten es nach Kräften. Eines Tages war es soweit, ich übernahm freiwillig die Rolle des Versuchskaninchens und kroch hindurch. Mein Ausbruch aus dem Kindergarten gelang nur zum Teil. Der obere Teil des Körpers kam durch, der untere blieb stecken. Wie eine Fliege im Spinnennetz hing ich in dem Drahtzaun fest, es ging weder vorwärts noch rückwärts. Ein Kindergartengenosse wollte mir mit einem Tritt helfen. Die anderen schlossen sich ihm an, außerdem rüttelten sie am Zaun. Dadurch verlor ich das Gleichgewicht, schlug mit dem Kopf auf der Erde auf, und
mein Aussehen war ziemlich zerkratzt. Die Wunde sah allerdings schlimmer aus, als sie tatsächlich war. Innerhalb von fünfzehn Minuten kam ein Notarzt, und ich wurde am Kopf genäht. Aber bei einer Verletzung blieb es natürlich nicht:
    Die beliebteste Beschäftigung der Kinder in unserem Bezirk war, das alte Gras anzuzünden, wenn im April der Schnee
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