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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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Winterschuhe nach wie vor fehlen. Es ist inzwischen halb acht. Ich muss mich wirklich nicht aufregen! Er kann doch machen, was er will! Seltsam ist es dennoch.
    Ich hätte mir mal seine Handynummer geben lassen sollen, dann könnte ich jetzt wenigstens mal kurz nachfragen. Selbst schuld.
    Ich gehe zurück in mein Zimmer, schnappe mir meine Notizen, mache es mir auf dem Bett bequem und sehe zu, sie noch mal durchzugehen. Mit meiner Konzentration ist es nicht mehr weit her, stattdessen erwische ich mich dabei, wie ich lausche, ob sich endlich etwas tut. Die Zeit zieht sich hin wie ein ausgelutschtes Kaugummi. Nichts passiert, absolut gar nicht – bis darauf, dass ich endgültig nichts mehr gebacken bekomme, und das Wetter draußen immer übler wird. Was ist, wenn er ausgerutscht ist und sich, was getan hat? Das könnte natürlich sein. Hätte er sich dann nicht mal gemeldet? Die Festnetznummer hier hat er ja. Im Zweifelsfalle hätte man wohl eher seine Eltern benachrichtigt. Die Nummer habe ich zwar auch über Eva, falls mal was sein sollte, doch jetzt schon auf eine fixe Idee hin die Pferde scheu zu machen wäre maßlos übertrieben. Die werden es mir wohl kaum danken, ihnen irgendwelche Horror-Szenarien serviert zu haben, während ihr Sprössling in Wirklichkeit nur ein bisschen Bummeln war, weil sein Vermieter und Mitbewohner ihn vor die Tür gesetzt hat.  
    Kurz nach Zehn bin ich endgültig dabei, die Nerven zu verlieren. Ich stiere aus dem Fenster, versuche angestrengt durch das Schneetreiben zu erkennen, ob da unten jemand die Straße hinunter kommt, der Petti sein könnte. Völlig nutzlos, ich weiß. Vielleicht hat er ja wen kennengelernt? So was soll ja vorkommen? Und nicht jeder hat dabei eine derart negative Erfolgsbilanz vorzuweisen wie ich. Petti ist ja schon sehr niedlich. Sein Mund ist wirklich hübsch, auch wenn er so viel sabbelt. Das ist bestimmt nicht nur mir aufgefallen. Wann ist mir das überhaupt aufgefallen? Keine Ahnung, ich habe es auf jeden Fall mitbekommen. Und seine Augen mögen zwar die Farbe von Veilchen haben, doch sie sind nicht wie das Putzmittel so künstlich, sondern echt. Die Kindergartenkinder mögen ihn bestimmt alle gern mit seiner lustigen Art. Und nicht nur die. Wenn ich nicht so gestresst wäre, würde ich ihn vermutlich auch mögen.
    Ist es das? Hat er im Supermarkt den Mann seiner Träume aufgegabelt? Oder hat ihm irgend so ein Lustmolch einen Lutscher angeboten und Petti legt gerade einen unfreiwilligen Starauftritt auf einer BDSM-Gruppensex-Party hin? Was denke ich da bloß für einen Schwachsinn! Bei der Vorstellung wird mir ganz anders. Vielleicht findet Petti so etwas gar super? Noch mehr Schwachsinn, kein Wunder, mit meinem Hirn ist nach dem Tag nicht mehr viel los.
    Bevor ich endgültig in die tiefe Grube der Spinnerei falle, tut sich endlich etwas an der Tür. Ich zucke zusammen, dann rase ich, meine fein sortierten Stapel gedankenlos umwerfend, in den Flur. Eine Woge Kälte dringt aus dem Treppenhaus hinein, bevor er eintritt.
    „Petti, scheiße, wo hast du …“, setze ich an, dann verschlägt es mir die Sprache.
    Ein Häuflein Elend kommt über die Schwelle gekrochen. Schnee glitzert in seinem zerrupft abstehenden Haar, aber das ist nicht das Weltbewegende. Er hat ein Veilchen. Und dieses Mal keins, das man riechen kann.
    „Sorry!“, stöhnt er, streift sich mit den Hacken die Schuhe von den Füßen und torkelt in Richtung der Küche.
    Ich hetze hinter ihm her. „Was um Himmelswillen ist denn mit dir passiert?“, will ich von ihm wissen.
    Er lässt sich auf einen der Hocker fallen, ohne die Jacke auszuziehen und senkt schlapp den Kopf. Von seiner Fröhlichkeit ist nichts mehr übrig. „Tut mir leid“, murmelt er. „Ich hätte ja angerufen, aber der blöde Akku war alle und ich konnte die Nummer nicht auswendig.“
    Völlig überrumpelt bleibe ich mitten in der Küche stehen. „Scheiße, Petti!“, wiederhole ich dumpf.
    „Hamburg ist scheiße!“, nimmt er meinen Gedanken auf. „Voll scheiße!“ Dann heult er los.
    Ziemlich planlos trete ich zu ihm, schlinge ihm den Arm um die Schultern, klopfe auf ihm rum, was es nicht besser macht. Er weint nur noch schlimmer.
    „Weißt du!“, hickst er zwischen einzelnen Schluchzern. „Ich wollte doch nur … Ich wusste nicht … Und dann …“
    „Ist ja gut!“, beruhige ich ihn. Die Menschheit kann von Glück sagen, dass ich Tierarzt werden will, hier drin bin ich, glaube ich, nicht so gut. Ich fühle mich
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