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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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losgegangen? Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Es war noch Vormittag, wenn auch nur knapp, glaube ich. Wo steckt er bloß? Ein Fünkchen Sorge steigt in mir auf, das ich rasch wieder zurück in sein Versteck scheuche. Petti ist achtzehn, nicht acht, wahrscheinlich hat er lediglich meinen Ratschlag befolgt, den Tag in der ihm neuen Stadt zu nutzen. Das wäre zwar in Hinblick auf seinen Feuereifer, mir etwas Gutes zu tun, etwas merkwürdig, aber vielleicht ist er so sprunghaft. Das Buch, das er abholen sollte, könnte ich zwar jetzt durchaus gebrauchen, mein Kopf ist strenggenommen jedoch längst voll. Ich brauche dringend eine Pause. Ich strecke mich, bahne mir meinen Weg durch das Halbdunkel meines Zimmers, und gehe den breiten Gang, von dem die WG-Zimmer abgehen, hinunter in die vollgestopfte Küche. Die meisten Sachen darin gehören mir oder sind Hinterlassenschaften diverser Mitbewohner im Laufe der Jahre. Ich hatte damals Glück im Unglück. Als mein Vater mich mehr oder minder zum Beginn des Studiums vor die Tür gesetzt hat. Ich hatte mich geweigert, auf sein Kommando hin mit dem Schwulsein aufzuhören. Zunächst war ich nur Untermieter, dann konnte ich den Vertrag durch allerlei Mauschelei übernehmen, sodass ich dadurch auch noch einen kleinen Obolus extra erwirtschaften kann. Das, ein bisschen Geld von meiner Großmutter, mein Job im Kaffeeladen und jüngst das Ministipedium halten mich über Wasser.
    Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank. Eier und Speck sind da, die muss Petti besorgt haben, ansonsten herrscht wirklich Ebbe. Das mit dem Einkaufen war schon eine gute Idee. Ich bin ihm ja schon dankbar dafür, dass er mir das abgenommen hat. Womit ich wieder bei der Eingangsfrage angelangt bin: Wo steckt der Wirrkopf bloß?
    Da hilft wohl nur abwarten. Eine Dusche könnte mir auch nicht schaden. Notfalls mache ich mir eben die Eier, auch gut. Dass er mit dem Einkaufsgeld und meinem Büchereiausweis nach Hawaii durchgebrannt ist, glaube ich nun wirklich nicht. Wenn Eva sagt, ihr kleiner Bruder sei in Ordnung, dann wird das auch stimmen. Man kann es zwar nie wissen, doch so schätze ich ihn auch nicht ein. Er hat sich bestimmt total verdaddelt. Vielleicht hat er sich beim Butterkauf auch verkalkuliert und versucht jetzt, das fehlende Geld via Blockflötensoli in der Einkaufszone einzutreiben. Das halte ich für eher wahrscheinlich. Bei dem Gedanken muss ich unwillkürlich lachen. Petti ist ein ganz schön schräger Vogel, ein bisschen wie ein Zaunkönigjunges, das gerade aus dem Nest gehopst ist und aufgeregt das Leben erkundet. Mit achtzehn ging es mir auch nicht anders, ich habe gern Unsicherheit mit Übereifer kompensiert. Da schießt man schon mal über sein Ziel hinaus. Bin ich plötzlich so alt? Ach was, zweiundzwanzig ist nun wirklich kein Rentenalter, nur eben nicht mehr achtzehn.
    Nach der Dusche finde ich in einer der Küchenschubladen eine erst leicht ausgehärtete Resttüte Gummibärchen. Ich schnappe sie mir als nahrhafte Zwischenmahlzeit und setze mich in meinem Zimmer aufs Bett. Mein Raum ist ziemlich überschaubar und gerade mit den ganzen Lernsachen gnadenlos vollgestopft. Im Regal gegenüber dem Bett steht mein Fernseher. Während ich meine Beute nasche, zappe ich wahllos durch die Kanäle, bis ich bei einer dieser Zoo-Tierarzt-Shows hängenbleibe. Das wäre doch mal was! Tiger sind nun mal cooler als Kühe! Die Idee habe allerdings nicht nur ich. Realistisch betrachtet läuft es bei mir wohl doch eher auf das Normale hinaus, wenn nicht Genialität und Zufall urplötzlich auf meiner Seite sein sollten. Bisher waren sie es nie, man soll die Hoffnung dennoch nicht aufgeben. Dr. Konrad Kruse, Tigerchirurg, ach ja …
    Ich muss eingenickt sein, denn als ich die Augen wieder öffne, läuft irgendeine dieser Endlosserien, in der jeder was mit jedem hat, und über die ich nie einen Überblick bekommen habe. Benommen schüttele ich mich. Inzwischen ist es stockdunkel draußen, der Schneefall hat sich zum Gestöber weiterentwickelt. In der Wohnung ist es nach wie vor ruhig. Ich krabbele aus dem Bett, stecke den Kopf aus der Tür. Der Flur liegt in Düsternis, kein Fenster geht nach draußen. Nur der Veilchengeruch erinnert daran, dass hier eigentlich noch jemand sein müsste.
    „Petti?“, rufe ich probehalber. Niemand antwortet. Ich schalte das Licht ein und gehe hinüber, klopfe an seine Tür, luge hinein – nichts. Ein Blick auf die Garderobe im Flur verrät, dass seine Jacke und seine
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