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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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bringe ich jedoch aus Prinzip nicht. „Nicht wirklich“, sage ich stattdessen und hoffe, dass die Botschaft trotzdem irgendwie ankommt.
    Ratlos lässt er seinen Mopp sinken.
    „Lernst du denn den ganzen Tag?“, fragt er mich. Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass er mit seinem Klientel ziemlich viel gemeinsam hat. Ich schiele auf meine Armbanduhr.
    „Leider ja. Hast du denn gar nichts zu tun?“, ringe ich mir eine Antwort ab.
    Er schüttelt nur den Kopf. „Ich kenne ja noch niemanden hier außer die vom Kindergarten. Und das sind alles ältere Frauen mit Familie und die Kinder eben.“
    „Was ist denn mit deinen Freunden zuhause? Du könntest doch skypen oder auf Facebook rumhängen oder so?“, schlage ich vor. Wo kam er noch mal her? Irgendein Kaff bei Flensburg, glaube ich.
    „Ich habe nicht so viele Freunde. Ist nicht so einfach als die Dorfschwuchtel“, beichtet er mir und starrt dabei Löcher in den Putzeimer.
    „Du bist schwul?“, platze ich dann doch mal heraus.
    Er nickt, dass sein Schopf nur so fliegt. „Bitte, schmeiß mich nicht raus!“, bittet er mich doch allen Ernstes. Andererseits kann ich die Bitte schon verstehen, wenn ich da an meinen Vater denke.
    „Quatsch!“, beruhige ich ihn. „Deswegen doch nicht! Du kannst doch sein, was du willst, solange du hier keine Orgien feierst und dabei die Wohnung zerlegst. Ich bin doch selbst schwul.“
    Sein Kopf schießt in die Höhe, erneut stellt sich dieses impertinente Strahlen ein. „Echt?“, staunt er.
    „Wie soll man denn unecht schwul sein? Ja, bin ich“, beruhige ich ihn. Seine Reaktion macht mich etwas wirre. Nach diversen unangenehmen Erfahrungen habe ich mir geschworen, darüber nie wieder zu lügen.
    „Toll!“, freut er sich ungehemmt. Damit gehört er nun definitiv zu einer Minderheit.
    „Wie man’s nimmt“, bremse ich ihn wieder. „Petti, bei aller Freude übers kollektive Outing, ich muss wirklich lernen! Ich darf die Prüfung nächste Woche nicht in den Sand setzen!“
    „Kaffee?“, lernt er absolut nichts dazu.
    „Okay!“, kapituliere ich. „Kaffee! Aber kein Rührei. Und dann …“
    „Ja?“, lauscht er so angestrengt, als würde ich hier große Weisheit unters Volk bringen.
    „Und dann könntest …“, stochere ich herum. Wer ist hier der Kindergärtner, ich oder er?
    „Einkaufen!“, bekomme ich die Erleuchtung. „Es soll ja noch tierisch schneien, da sind Vorräte bestimmt nicht schlecht. Ich mache eine Liste und gebe dir Geld aus der Haushaltskasse.“
    „Mache ich!“, freut er sich. „Sonst noch was?“
    Gute Frage – solange er weg ist, ist auf jeden Fall schon mal Ruhe. „Könntest du noch einen Umweg über die Stabi machen?“, bekomme ich erneut einen Geistesblitz. „Da ist ein Buch, das ich abholen müsste?“ Das schreit schon arg nach ausnutzen, befürchte ich. Wenn ich ihn jedoch nicht mit Jobs versorge, droht er jedoch wahrscheinlich zu platzen – oder weitere eigenersonnene Attacken auf mein Nervenkostüm zu unternehmen. Eigentlich nervt er mich ja nicht prinzipiell, muss ich zugeben, sein Übereifer ist schon irgendwie niedlich, doch die Kuhanatomie kennt keine Gnade.
    „Das hole ich für dich ab! Gerne! Super gerne!“, überschlägt er sich beinahe.
    „Klasse, danke!“, grinse ich. „Und schau dich ruhig ein bisschen um! Du bist ja neu in Hamburg, da gibt es viel zu entdecken! Ich hocke hier eh nur langweilig rum!“
    Er legt den Kopf schief und blickt mich durch seine langen, blonden Wimpern hindurch verschämt an. „Tut mir leid, wenn ich nerve“, entschuldigt er sich.
    „Ach was, tust du nicht!“, lüge ich. „Ist schon gut! Und jetzt pack mal diesen Mopp weg!“
    Eine halbe Stunde später ist endlich wieder Stille eingekehrt. Es riecht zwar immer noch verboten nach falschem Veilchen, doch meine Nase härtet langsam ab. Trotz der Unterbrechung komme ich gut voran. Ich bemerke gar nicht, wie die Zeit verfliegt, während ich Fachvokabeln vor mich hinbrummele. Erst als es draußen beginnt zu dämmern, blicke ich wieder bewusst meine Umgebung wahrnehmend auf. Schnee fällt in dichten Flocken vom Himmel und lässt die Berge da draußen weiter anwachsen. Mir ist etwas schwindelig, ich war völlig weggetreten, geistig ganz und gar bei den Kühen. Es ist wirklich sehr ruhig in der Wohnung. Normalerweise sind da immer Hintergrundgeräusche, meine Mitbewohner rumpeln vor sich hin, reden, schauen fern. Jetzt bin nur ich da, ein komisches Gefühl.
    Wann war Petti noch mal
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