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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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die Unzufriedenheit der Moslemen durch eine Heirath mit der Gemahlin des besiegten Königs Roderich und mit einer Feindin der Religion Mahomed’s erregen mußte; aber der jugendliche Liebende hörte nur auf seine Leidenschaft.
    Die Vermählung wurde zu Sevilla mit großem Prunk und mit vielen Festen gefeiert, und Abdalasis gab seiner Gemahlin den Namen Omalisam, das heißt »das Köstlichste der Juwelen;« aber sie behielt bei den Christen fortwährend den Namen Exilona. [Fußnote:
Conde , p. I. cap. 17.
]
    Siebenzehntes Kapitel.
    Abdalasis’ und Exilona’s Schicksal. – Musa’s Tod.
    Der Besitz kühlte Abdalasis’ Leidenschaft nicht ab, sondern erhöhte nur ihre Gewalt; er wurde in seine Gemahlin blind verliebt und zog sie bei allen Dingen zu Rath; ja, da er allen Gefallen an dem Rathe des weisen Ayub verloren hatte, wurde er selbst in Regierungsangelegenheiten von dem Rathe der Exilona geleitet. Diese schöne Frau war unglücklicher Weise ein Mal Königin gewesen und konnte des Verlustes ihres königlichen Glanzes nur mit Leidwesen gedenken. Sie sah, daß Abdalasis große Gewalt in dem Lande hatte, – größere selbst, als die gothischen Könige besessen; allein es schien ihr, als wenn dieser Gewalt der wahre Glanz fehlte, so lange das äußere Zeichen der königlichen Würde ihre Stirne nicht umwand.
    Als sie eines Tages in dem Palast zu Sevilla in traulicher Einsamkeit waren, und Abdalasis’ Herz sich der Zärtlichkeit hingab, redete sie ihn mit innigen, aber schüchternen Worten an.
    »Wird mein Gemahl nicht zürnen,« begann sie, »wenn ich mit einer unwillkommenen Bitte nahe?«
    Abdalasis betrachtete sie lächelnd.
    »Was kannst du von mir verlangen, Exilona,« sagte er, »dessen Gewährung mich nicht glücklich machte?«
    Exilona zeigte ihm nun eine goldene, von Kleinodien strahlende Krone, welche dem Könige Don Roderich gehört hatte, und sagte:
    »Sieh, deine Macht ist die eines Königs; erscheine auch äußerlich als solcher. Es ist Majestät und Glorie in einer Krone; sie gibt der Macht Weihe und Heiligkeit.«
    Sie setzte nun die Krone auf sein Haupt und hielt ihm einen Spiegel vor, auf daß er die Majestät seiner Erscheinung schauen möge. Abdalasis schalt sie zärtlich und legte die Krone weg; Exilona aber bestand auf ihrer Bitte.
    »Nie,« sprach sie, »war ein König in Spanien, der nicht eine Krone getragen hätte.«
    So ließ sich denn Abdalasis durch die Schmeicheleien und Liebkosungen seiner Gemahlin täuschen und mit der Krone und dem Scepter und den übrigen königlichen Insignien bekleiden. [Fußnote:
Chron. gen. de Alonzo el Gabio , p. 3. – J. Mariana , De Reb. Hisp. lib. VI. c. 27. – Conde , p. I. cap. 19.
– Der Verf. ]
    Alte und umsichtige Geschichtschreiber behaupten, Abdalasis habe blos in dem Innern seines Palastes die Abzeichen der Königswürde getragen und nur, um das Auge seiner jugendlichen Gemahlin zu erfreuen. Wann war aber jemals ein Geheimniß innerhalb der Mauern eines Palastes geblieben? Bald verbreitete sich das Gerücht, Abdalasis habe sich mit den Insignien der alten gothischen Könige geschmückt, und der lebhafteste Verdacht wurde rege. Bereits waren die Moslemen eifersüchtig auf den mächtigen Einfluß dieses schönen Weibes, und man behauptete jetzt mit Zuversicht, Abdalasis sei, durch ihre Ueberredungen gewonnen, heimlich zur christlichen Religion übergetreten.
    Abdalasis’ Feinde, sie, deren Habgier und Raubsucht in dem Wohlwollen seiner Regierung ein mächtiges Hinderniß sah, ergriffen diese Gelegenheit, ihn zu verderben. Sie sandten Briefe nach Damaskus, klagten ihn des Abfalls vom Glauben an und beschuldigten ihn der Absicht, sich in Folge des Rechtes seiner Gemahlin Exilona, als Wittwe des letzten gothischen Königs, des Thrones zu bemächtigen. Man setzte hinzu, die Christen seien gerüstet, unter seine Fahnen zu eilen, da dies das einzige Mittel sei, in ihrem Lande wieder das Uebergewicht zu erlangen.
    Diese Nachrichten kamen gerade nach der Thronbesteigung des blutgierigen Soliman und während der ärgsten Verfolgung des unglücklichen Musa nach Damaskus. Der Kalife wartete nicht auf Beweise, welche diese Anklagen hätten stützen können. Er sandte augenblicklich geheime Befehle ab, Abdalasis zu morden und dasselbe Loos seine zwei Brüder, welche Statthalterstellen in Afrika hatten, theilen zu lassen, als das sicherste Mittel, die Verschwörung dieser ehrgeizigen Familie zu nichte zu machen.
    Der Befehl, Abdalasis zu tödten, wurde an
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