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Erst ich ein Stück, dann du - Sarah und die Wun

Erst ich ein Stück, dann du - Sarah und die Wun

Titel: Erst ich ein Stück, dann du - Sarah und die Wun
Autoren: P Schröder
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reicht es bestimmt noch für heute Abend“, gab Frau Winkler zurück.
     
     
    „Und wenn nicht?“, fragte Sarah.
    „Herrgott noch mal!“, stöhnte ihr Vater.
    Er sprang vom Sofa hoch,
    verdrehte die Augen
    und raufte sich die Haare.
     
     
    Damit meinte er aber nicht Sarah, sondern Mario Gomez, der drei Sekunden zuvor am Tor vorbeigeschossen hatte.
    „Schluss jetzt!“, sagte Frau Winkler energisch. Sie zog Sarah den Zeichenblock weg und nahm ihr den
Stift aus der Hand. „Morgen kannst du so viele Bilder malen, wie du willst. Meinetwegen den ganzen Tag lang.“
    Sarah sah ihre Mutter an und schluckte. „Aber wir wollten doch in das neue Kindermuseum gehen“, krächzte sie.
    „Das können wir nächsten Samstag immer noch“, erwiderte Frau Winkler.
    „Nächsten Samstag habe ich aber keine Zeit“, meldete sich Sarahs Vater zu Wort. „Da fahre ich mit Manfred und Heino ins Stadion. Das Spiel gegen Nürnberg lassen wir uns nicht entgehen.“
     
     
    „Ihr habt es versprochen“, sagte Sarah.
    „Morgen gehen wir ins Kindermuseum.
    Am Sonntag fahren wir in den Zoo
    und danach gehen wir schwimmen.“
    „Tut mir leid, Süße“, sagte ihre Mutter.
    Sie hauchte Sarah einen Kuss auf die Stirn.
    „Aber morgen muss ich einkaufen.
    Und danach braucht Opa
    meine Hilfe im Garten.“

     
     
    Sarah presste die Lippen aufeinander. Mit zitternden Fingern räumte sie ihr Malzeug zusammen.
    „Du bist wirklich sehr vernünftig“, lobte Frau Winkler sie. „Wenn du im Bad nicht herumtrödelst, darfst du im Bett auch noch ein Viertelstündchen lesen.“
    Sarah blickte sich zu ihrem Vater um, der bis in den kleinsten Muskel gespannt auf dem Sofa saß und den Fernseher fixierte.
    „Kann Papa mir nicht vorlesen?“, fragte sie zaghaft. Eine Sekunde später schoss Herr Winkler wie eine Rakete vom Sofa hoch.

    „Tor!“, jubelte er. „Tor! Tor! Tor!“
    Er tanzte um den Tisch herum
    und ließ sich anschließend
    ins Sofa zurückplumpsen.
    „Oh, oh, oh!“, stöhnte er.
     
     
    „Wenn Thomas Müller den Ball nicht reingemacht hätte, hätte ich das ganze Wochenende schlechte Laune gehabt!“
    „Papa liest dir morgen vor“, sagte Frau Winkler. „Gleich nach der Sportsendung fangen die Nachrichten an und danach läuft der Krimi, auf den er sich schon so lange gefreut hat.“
    Sarah schluckte. Ihr Hals fühlte sich mit einem Mal so eng an wie ein minikleines Schlüsselloch. Auch sie hatte sich schon lange auf das Kindermuseum, das Schwimmbad und den Zoo gefreut. Aber sie war ja bloß ein Kind. Ihr Wunsch zählte offenbar nicht so viel wie der eines Erwachsenen.
    „Gute Nacht“, presste sie mühsam hervor. „Ich gehe jetzt schlafen.“
    „Gute Nacht, mein Schatz!“, rief ihre Mutter fröhlich. Sie hatte sich inzwischen ein Glas Wein eingeschenkt und es sich neben ihrem Mann auf dem Sofa bequem
gemacht. „Schlaf schön und träum was Hübsches! Ich schau nachher noch mal nach dir!“
    Ach, dachte Sarah traurig, das tust du ja sowieso nicht. Leise tappte sie in ihr Zimmer hinüber, legte das Malzeug auf den Schreibtisch und tauschte das T-Shirt und ihre Shorts gegen das hellblaue Nachthemd.
     
     
    Danach huschte sie ins Bad.
    Die Fliesen waren eiskalt.

Bruchlandung
    Hastig machte Sarah einen Schritt auf die flauschig weiche Matte, die zwischen dem Waschbecken und der Badewanne lag, nahm ihre Zahnbürste aus dem Becher und drückte den Rest der Glitzerzahncreme aus der Tube darauf aus. Sie sah ihr Gesicht im Spiegel an und plötzlich musste sie weinen. „Ach, Mama, ach, Papa“, schluchzte Sarah. “Warum habt ihr bloß immer so wenig Zeit?“
    Es war doch gar nicht viel, was sie sich von ihren Eltern wünschte. Nur ein einziges Mal wollte sie ein ganzes Wochenende mit ihnen verbringen. So wie ihre Freundin Mia und die meisten anderen Kinder auch. Aber daraus würde wohl nie etwas werden. Sarah musste sich eben damit abfinden, dass ihre Eltern besonders beschäftigt waren. Lieb hatten Mama und Papa sie ja trotzdem.
    Tapfer wischte Sarah sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie atmete den frischen Pfefferminzduft der Zahnpasta ein und wollte die Bürste gerade in den Mund stecken, da ertönte hinter ihr ein fürchterliches Poltern.

    Vor Schreck fiel Sarah die Zahnbürste
    aus der Hand.
    Langsam drehte sie sich um.
    In der Badewanne saß ein Mädchen.
    Es hatte wirre rote Locken
    und machte ein wütendes Gesicht.
     
     
    „Vergeigt noch mal, das kam aber plötzlich!“, schimpfte das Mädchen, während es auf die
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