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Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf
Autoren: Patricia Schroeder
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saß auf dem Kutschbock.
Er winkte Linus freundlich zu
und Linus winkte zurück.
Kurz darauf erreichte er den Waldrand.

     
    Ungefähr fünfzig Schrittlängen lag der See von hier aus entfernt. Linus konnte seine Wasseroberfläche im Sonnenlicht schillern sehen. Ein unterdrücktes Kichern kam aus dem Wald und einen Augenblick später sprangen Wilbur, Freya und Paul hinter einer Tanne hervor. Sie stürmten auf Linus zu und nahmen ihn in ihre Mitte.
    „Hallo, Linus, Linus, Linus!“, johlten sie, fassten sich bei den Händen und hüpften im Kreis um ihn herum. „Wohin willst du denn so früh?“
    „Das geht euch gar nichts an“, knurrte Linus. Er packte Paul und Freya bei den Unterarmen und versuchte, ihre Hände voneinander zu lösen. „Und jetzt lasst mich durch.“
     
    „Nee!“, rief Wilbur übermütig.
„Wir lassen dich nicht durch!
Wir wollen nämlich mit dir spielen.“
„Ich aber nicht mit euch“,
gab Linus zurück.
„Ich muss sofort …“

     
    Erschrocken biss er sich auf die Unterlippe. Beinahe hätte er schon wieder den falschen Leuten zu viel über seine Pläne verraten. Unwillkürlich glitt sein Blick zum See hinüber und danach an der felsigen Bergwand hinauf, die dahinter lag. – Moment mal! War da nicht was? Vor Aufregung setzte Linus’ Herz einen Schlag aus. Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er die graue Felswand. Und ja, Linus hatte sich nicht geirrt, dort, wo der schmale, gewundene Pfad hinaufführte, war tatsächlich etwas: ein roter und ein blauer Tupfen, die sich langsam, aber stetig nach oben bewegten.

    Sofort kam Linus ein schlimmer Verdacht.
„Wo sind eigentlich Hannos und Jette?“, fragte er.
„Zu Hause! Zu Hause!“,
johlten Wilbur, Freya und Paul
und tanzten weiter um Linus herum.
     
    „Das glaube ich nicht“, presste Linus hervor. „Ihr veranstaltet dieses Theater doch nur, um mich abzulenken! “
    Schlagartig wurde ihm klar, woher das Rascheln gekommen war, das Fumo und er gestern am Seeufer vernommen hatten. Es war weder ein Hirsch noch ein Hase gewesen. Oh nein! Linus hätte auf der Stelle sein gutes Angelzeug darauf verwettet: Hannos musste hinter einem der dicken Felsbrocken gehockt und sie belauscht haben. Ganz bestimmt hatte er gehört, was Fumo über die Wettkämpfe und die Dracheneier erzählt hatte. Und plötzlich wusste Linus, warum Hannos und Jette den Berg hinaufstiegen. Sie hofften, ein Drachenei zu finden. Garantiert wollten sie es stehlen und sich einen eigenen Drachenfreund ausbrüten.

    Das musste Linus unbedingt verhindern!
Blitzschnell ging er in die Hocke.
Auf allen vieren schlüpfte er
unter Pauls und Wilburs Armen durch.
Und dann rannte Linus mit Volldampf
auf den Berg zu.

Mut verleiht Flügel
    Unterdessen schmiedeten hoch oben auf dem Bergplateau die Drachenväter ehrgeizige Pläne.
    „Der erste Teil der notwendigen Maßnahmen ist erledigt“, sagte Gruor, der Vater von Fluxa. „Unsere Frauen haben fünf schöne neue Eier gelegt und gleich heute früh zum Brutofen gebracht. Nun können wir in aller Ruhe darüber nachdenken, wie wir die nächsten Frühjahrswettkämpfe gestalten.“ Er wandte sich an Brodaxur. „Dein Sohn Fauchur hat ja ganz wunderbare Vorschläge gemacht.“
    „ Geniale Vorschläge“, betonte Brodaxur. „Feuerlegen, Felsbrocken-auf-der-Schwanzspitze-Balancieren und Um-alle-sieben-Gipfel-Fliegen können wir so übernehmen. Und ich bin sehr dafür, dass wir damit gar nicht erst bis zum Frühjahr warten, sondern gleich in diesem Herbst mit den Wettkämpfen beginnen.“

     
    Fumo wusste genau, was Papa dachte.
Und der hatte ja so recht damit.
Fumo konnte weder Feuer speien
noch fliegen.
Er würde niemals
einen Wettkampf gewinnen.
Jetzt noch weniger als vorher.
     
    Papa würde sich sein ganzes Leben lang für ihn schämen müssen. Aber wer weiß: Vielleicht schlüpfte aus Mamas neuem Ei ja ein Superdrache, der Fauchur in allem haushoch überlegen war, und Papa hätte endlich einen Sohn, auf den er stolz sein könnte. Dieser Ausblick tröstete Fumo ein wenig. Aber dann musste er wieder an Linus denken und schon krampfte sich sein Drachenherz zusammen. Kein Feuer spucken und nicht fliegen zu können und dafür immer wieder verspottet zu werden, war schmerzlich, aber seinen besten Freund zu verlieren war die Hölle. Und das Schlimmste daran war, dass Fumo Linus nicht verzeihen konnte. – Einen solchen Verrat durfte man einfach nicht verzeihen!

    Fumo schloss die Augen
und knurrte leise in sich hinein.
„Du vermisst
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